Gegen 10.10 Uhr notieren die UBS-Aktien noch um 2,0 Prozent im Minus auf 13,85 Franken. Kurz nach Handelseröffnung waren sie noch bis auf 13,56 Franken abgesackt. Der Gesamtmarkt zeigt sich derweil praktisch unverändert (SMI -0,02 Prozent).

Der enttäuschende Archegos-Verlust nehme den "Glanz" von den eigentlich starken Resultaten der UBS, kommentiert etwa JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein. Diese lägen zwar sogar einschliesslich der Archegos-Verluste innerhalb der Erwartungen des Marktes, wie er einräumt. Allerdings gebe es mit dem Hedgefonds-Fall nun auch bei der UBS Fragezeichen bezüglich ihres Risikomanagements, so der Experte.

Auch die ZKB weist darauf hin, dass die UBS die Erwartungen trotz der unerwarteten Handelsverluste wegen Archegos habe übertreffen können: Die Bank habe den Rückenwind des Marktumfelds zu nutzen gewusst, lobt Analyst Michael Kunz. So wirkten auch die Neugeldzuflüsse im Wealth Management wie auch im Asset Management überzeugend. "Im Vergleich zum in Turbulenzen geratenen Lokalrivalen CS Group macht die UBS derzeit den stabileren und verlässlicheren Eindruck", so der ZKB-Experte.

Während das Investment Banking vom Archegos-Verlust beeinträchtigt wurde, hat das wichtige Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS die Erwartungen der Experten etwas übertreffen können, was diese vor allem auf die starke Entwicklung der Finanzmärkte zurückführen. Auch die Neugeld-Zuflüsse seien aber etwas höher ausgefallen als erwartet.

Diskutiert werden von den Experten auch die höher als erwartet ausgefallenen Kosten, die entsprechend auch auf dem Vorsteuerergebnis lasteten. Für ZKB-Analyst Kunz ist dies allerdings keine sonderliche Überraschung: Bei Grossbanken führe eine Unterschätzung des Ertrags "automatisch" zu einer Unterschätzung der Kosten, kommentiert er. Die Cost/Income-Ratio treffe mit 73,8 Prozent jedoch genau die Erwartungen.

Für das zweite Quartal dürfte nun eine wieder niedrigere Kundenaktivität die Erträge beeinflussen. Allerdings sollten laut den Experten im Gegenzug die gestiegenen Vermögen in den kommenden Monaten einen positiven Effekt auf die Gebührenerträge haben. Die zusätzlichen Kosten aus dem Archegos-Fall im zweiten Quartal seien dagegen "nicht materiell", meint RBC-Analystin Anke Reingen.

Etwas enttäuscht zeigen sich die JPMorgan-Experten von der Ankündigung jährlicher Bruttoeinsparungen über 1 Milliarde bis 2023. Er habe auf Nettoeinsparungen in dieser Höhe gehofft, meint Analyst Abouhossein. Insgesamt scheine es bei der Strategie des neuen CEO Hamers vor allem darum zu gehen, Technologie einzusetzen und die einzelnen Geschäfte enger zusammenzuführen. Ein umfassendes Strategie-Update will Hamers erst mit Vorlage der Jahresergebnisse 2021 liefern.

tp/ra

(AWP)