Der Industriekonzern hat im vergangenen Jahr damit begonnen, die ehemals GF Automotive genannte Automobilzuliefersparte umzubauen. Das Ziel war die Reduktion der Abhängigkeit vom Automobilmarkt, was sich unter anderem im Verkauf zweier Eisengiessereien in Deutschland und in der Umbenennung der Division in Casting Solutions niederschlug. Mit dieser Division soll unter anderem das Geschäft mit Präzisionsgussteilen für die Flugzeugindustrie ausgebaut werden.

Verwaltungsrat und Konzernleitung scheinen mit diesem Entschluss das richtige Gespür bewiesen zu haben. Dennoch schlug die globale Krise der Automobilindustrie voll auf die Zahlen von Georg Fischer im ersten Semester durch. Die Verkäufe der Division Casting Solutions reduzierten sich im ersten Halbjahr im zweistelligen Prozentbereich; dies wohlgemerkt organisch, also bereinigt um die Veränderungen im Portfolio. Hinzu kam das schwache Abschneiden der Maschinenbau-Division insbesondere in China; ein Schelm, wer dabei an den Präsidenten der USA denkt.

Deutschland verliert Arbeitsplätze

Für den Gussbereich reagiert nun Georg Fischer mit verschiedenen Massnahmen: In den kommenden Monaten werden rund 300 Arbeitsplätze vom Standort Werdohl in Deutschland nach Rumänien und Österreich verlegt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Fabrik soll später verkauft werden. Ausserdem wird die Eisengiesserei im österreichischen Herzogenburg abgestossen, was allerdings bereits geplant war und in den kommenden Monaten über die Bühne gehen soll.

Auf Konzernebene fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr im ersten Semester um 20 Prozent auf 1,92 Milliarden Franken zurück. Klammert man die Zu- und Verkäufe aus, ergab sich mit einem organischen Minus von 5,5 Prozent ein etwas weniger dramatisches Bild.

GF verwies mit Blick auf den tieferen Umsatz auf das wirtschaftliche Umfeld. Dieses sei durch geopolitische Unsicherheiten wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China, der Situation im Mittleren Osten sowie dem anstehenden Brexit in Europa negativ beeinflusst worden.

Einmaleffekte belasten Gewinn

Auf Gewinnebene gab es ebenfalls empfindliche Einbussen. So reduzierte sich der operative Gewinn (EBIT) um einen Drittel auf 139 Millionen Franken. Dabei fielen Einmaleffekte in der Höhe von 14 Millionen negativ ins Gewicht - unter anderem für den Ausbau der Produktion im neuen Leichtmetall-Druckgusswerk in den USA. Die operative Gewinnmarge lag ohne diese Effekte bei 8,0 Prozent.

Die mit dem Umbau von Casting Solutions anfallenden Einmaleffekte beziffert GF auf insgesamt 65 Millionen. Davon sind 14 Millionen bereits verbucht, gut die Hälfte fällt im zweiten Semester an und der Rest 2020.

Der Reingewinn nach Minderheiten fiel ebenfalls um einen Drittel auf 101 Millionen zurück. Damit hat GF die Schätzungen der Analysten mit allen Kennziffern verpasst.

Kein Pessimismus

Von Pessimismus ist bei CEO Andreas Müller dennoch nichts zu spüren, er erwartet ein gegenüber dem ersten Semester verbessertes zweites. "Wir gehen für das Gesamtjahr 2019 von einem organischen Umsatzminus im Bereich von 3 bis 4 Prozent aus", sagte er an einer Telefonkonferenz.

Allerdings sind laut Müller die Aussichten für die drei Divisionen unterschiedlich. Für die Maschinenbau-Division sieht er wegen des guten Auftragsbestandes einen besseren Umsatz im zweiten Halbjahr als im ersten und auch die grösste und rentabelste Division Piping Systems bereitet ihm kaum Kopfschmerzen. Das Sorgenkind bleibt der Giessereibereich. Er sehe im Automobilmarkt derzeit weder positive noch negative Katalysatoren, sagte er. Innerhalb von zwei Jahren werde die Division aber dank der eingeleiteten Massnahmen wieder die angestrebte Gewinnmarge erreichen.

An der Börse haben sich die anfänglichen Verluste rasch in Gewinne umgewandelt. Die Aktie steht derzeit gut 1 Prozent höher als am Mittwochabend.

cf/tt

(AWP)