Es sei derzeit nicht abzuschätzen, wie lange die Massnahmen anhielten und welche Auswirkungen diese auf den Bau in den einzelnen Ländern habe. "Vor diesem Hintergrund ist ein seriöser Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich", sagte er. Seine Hauptversammlung verschiebt das Unternehmen und verlegt damit auch die Dividendenzahlung auf einen späteren Zeitpunkt.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die Aktien brachen am Dax -Ende um 8,19 Prozent auf 29,48 Euro ein. Der Leitindex selbst drehte zuletzt ins Minus und gab um 0,8 Prozent nach. Seit im Februar die Ängste vor den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zunahmen, haben die Papiere von HeidelbergCement bereits etwas mehr als die Hälfte an Wert eingebüsst. Der Dax verlor zugleich knapp 40 Prozent.

Unisono verweisen Analysten mit Blick auf den Baustoffkonzern auf die hohe Unsicherheit wegen des neuartigen Coronavirus. Das schicke die Aktie in den Keller, konstatiert etwa Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe. Die endgültigen Jahreszahlen indes sind laut Robert Gardinier vom irischen Analysehaus Davy "wie bereits im Februar umrissen ausgefallen". Doch dies und der gute Start in dieses Jahr erschienen angesichts der Viruskrise inzwischen "Lichtjahre entfernt". Nun werde - wenig überraschend - kein Ausblick mehr gegeben. Dabei hatten die Heidelberger gerade einmal vor einem Monat auch für 2020 eine weiterhin gute Nachfrage nach Baustoffen prognostiziert.

"Es ist für uns ein skurrile Situation, wir sind so gut in das neue Jahr gestartet wie noch nie zuvor", sagte von Achten. In den ersten beiden Monaten habe der Absatz von Zement, Zuschlagsstoffe und Transportbeton über dem bereits hohen Niveau des Vorjahres gelegen. Dabei setzte HeidelbergCement von Achten zufolge in allen Regionen der USA mehr ab. Allerdings seien einige Bauprojekte in Boston, San Francisco und im US-Bundesstaat Pennsylvania wegen des Coronavirus gestoppt worden.

In West- und Südeuropa sei der Absatz bis vor kurzem noch gestiegen, die Volumen würden mittlerweile aber sinken. Dies treffe neben Frankreich und Spanien vor allem Italien, wo HeidelbergCement aufgrund der Coronavirus-Pandemie in der Lombardei drei Werke geschlossen habe. Die restlichen Anlagen liefen in dem Land noch normal weiter, sagte der Konzernlenker. Das Unternehmen mache in Italien mit rund 1700 Mitarbeiter etwa 600 Millionen Euro Umsatz. Italien habe aber auf das Konzernergebnis keinen grossen Einfluss.

Weiter gut liefen die Geschäfte in Osteuropa, wo HeidelbergCement momentan noch deutlich mehr absetzen könnte. In Asien gebe es hingegen ein uneinheitliches Bild. Während der Absatz in Thailand und Indien steige, würde er in China, Australien und Indonesien sinken.

Für das vergangene Jahr will HeidelbergCement mehr an seine Aktionäre ausschütten. Die Dividende soll je Aktie um rund fünf Prozent auf 2,20 Euro erhöht werden, wie das Unternehmen in Heidelberg mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit etwas mehr gerechnet. 2019 ging der auf die Aktionäre entfallende Gewinn im Jahresvergleich um fünf Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro zurück. Rechnet man Sondereffekte wie etwa den Verkauf des Ukraine-Geschäfts heraus, dann lag der Gewinn deutlich über dem des Vorjahres.

Bereits im Februar hatte der Konkurrent von LafargeHolcim aus der Schweiz und Cemex aus Mexiko vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr veröffentlicht.

Im vergangenen Jahr legte der Umsatz dank des Baubooms in Deutschland und weltweiten Infrastrukturprogrammen um vier Prozent auf knapp 18,9 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Wechselkurse, Zu- und Verkäufe sowie Effekte aus der neuen Bilanzierungsrichtlinie betrug der Anstieg zwei Prozent. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 15 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus bei zwei Prozent.

Beim Schuldenabbau kam HeidelbergCement besser voran als erwartet. Zum Jahresende sank die Nettoverschuldung vor Bilanzierung der Leasingverbindlichkeiten auf 7,1 Milliarden Euro, der Vorstand hatte als Ziel zuletzt 7,4 Milliarden ausgegeben. 2007 hatte sich HeidelbergCement mit der Übernahme des britischen Baustoffherstellers Hanson eine immense Schuldenlast aufgebürdet. Nach der Fusion der Konkurrenten Lafarge aus Frankreich und Holcim aus der Schweiz legte HeidelbergCement 2016 mit dem Zukauf von Italcementi nach.

Um den Baustoffkonzern profitabler zu machen, hatte der bis Ende Januar amtierende Unternehmenschef Bernd Scheifele vor mehr als einem Jahr ein neues Sparprogramm aufgesetzt. Das Ziel, bis 2020 weltweit 100 Millionen Euro an Vertriebs- und Verwaltungskosten einzusparen, hat das Unternehmen mehr als ein Jahr früher erreicht als geplant. Bis Ende 2020 will HeidelbergCement weitere 30 Millionen einsparen./mne/eas/jha/

(AWP)