St.Gallen/Zürich (awp) - Die Versicherungsgruppe Helvetia setzt die Digitalisierungsstrategie fort und übernimmt 70% am Hypothekenvermittler MoneyPark. Dieser soll künftig als eigenständiges Unternehmen geführt und nicht in die Helvetia-Gruppe integriert werden.

Wie Helvetia am Freitag mitteilt, beläuft sich der Preis für den 70%-Anteil an MoneyPark auf insgesamt 107 Mio CHF. Damit investiere der Versicherer in ein neues Geschäftsmodell und treibe die Digitalisierung voran. Neben weiteren bestehenden Aktionären bleiben die MoneyPark-Gründer sowie das Verlagshaus Tamedia mit rund 20% am Unternehmen beteiligt.

NEUE ERTRAGSQUELLE UND KUNDENZUGANG

Helvetia will mit der Mehrheitsbeteiligung ihr Portfolio mit einem "neuen, eigenständigen Geschäftsmodell" ergänzen. Damit erschliesse man sich nicht nur eine neue Ertragsquelle, sondern auch einen neuen Kundenzugang und eine breitere Angebotspalette, wird Helvetia-CEO Philipp Gmür zitiert.

Der Zukauf sei aber auch "ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung und mehr Kundenzentrierung" im Rahmen der Strategie "helvetia 20.20", heisst es weiter. So wolle Helvetia aus der IT-Plattform und den "effizienten Beratungs- und Vertriebsprozessen" von MoneyPark einen Nutzen ziehen.

MONEYPARK BLEIBT EIGENSTÄNDIG

MoneyPark soll nicht in den Versicherer integriert, sondern als eigenständige Einheit der Helvetia Gruppe mit eigenen Organen geführt werden. Das Management Team um Stefan Heitmann werde das Unternehmen geschlossen weiterführen. Helvetia werde dem Management helfen, "MoneyPark zu neuer Grösse zu führen", gibt sich Heitmann überzeugt.

Die im Jahr 2012 gegründete MoneyPark ist laut den Angaben der grösste Hypothekenvermittler am Schweizer Markt. Die Kreditkriterien von mehr als 70 Finanzierungspartner seien auf einer webbasierten Plattform hinterlegt und lassen damit unmittelbar einen Vergleich der Zinskonditionen zu.

Das Unternehmen biete zudem eine persönliche Beratung in einer der 20 Filialen schweizweit oder über Video, so die Mitteilung. Daneben berät MoneyPark auch in Vorsorgefragen und bietet "Robo-Advisor"-Lösungen in Anlagethemen und künftig auch immobiliennahe Sachversicherungen an.

Helvetia will mit MoneyPark unter anderem ein Eco-System rund um das Thema "Home" aufbauen. Im Rahmen dieses Systems sollen die am Netzwerk beteiligten Unternehmen vom Kundenzugang profitieren.

HOHER PREIS FÜR STRATEGISCH SINNVOLLEN KAUF

An der Börse hat die Helvetia-Aktie auf die News kaum eine Reaktion gezeigt. Bis um 9.40 Uhr gewinnen die Titel 0,5% auf 548,50 CHF, während der Gesamtmarkt gemessen am breiten SPI mit +0,04% kaum verändert notiert.

Die Web-basierten Applikationen im Vertriebskonzept von MoneyPark sowie das IT-unterstützte Beratungskonzept seien für Helvetia mit Blick auf die Digitalisierung "sehr attraktiv", schreibt Georg Marti von der ZKB. Mit MoneyPark erhoffe sich die Helvetia, eine neue Kundengruppe bedienen zu können.

Die Transaktion bewerte MoneyPark mit 153 Mio CHF, dies sei ein stolzer Preis für ein Unternehmen, das die Gewinnschwelle soeben erreicht habe, meint Marti weiter. Dennoch werde sich das Offering der Helvetia verbessern und dem Versicherer neue Impulse verleihen.

Der für MoneyPark bezahlte Preis erscheine auf den ersten Blick als hoch, schreibt auch Stefan Schürmann von der Bank Vontobel. Allerdings biete die Übernahme grosses Potential und sie sei als strategisch wichtiger Schritt gedacht. Er bekräftigt seine 'Kaufempfehlung' für Helvetia mit einem Kursziel von 580 CHF.

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(AWP)