Damit habe sich das Jahresviertel stärker als erwartet entwickelt, hiess es weiter. Konzernchef Stefan Oschmann sprach von einem "hervorragenden Geschäftsergebnis". Vorbörslich lag die Merck-Aktie klar im Plus.

Wegen eines Sonderertrag wuchs das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) überproportional stark um 53 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Der Konzern hatte nach einem gewonnenen Patentstreit mit dem US-Konzern Biogen Rückstellungen in Höhe von 365 Millionen Euro aufgelöst. Aber auch ohne diesen Effekt betrug der Zuwachs noch knapp ein Fünftel. Das Konzernergebnis wurde mit rund 800 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Damit steuert Merck bisher recht unbeschadet durch die Pandemie. Deren Auswirkungen hatten die Südhessen vor allem im zweiten Quartal in einigen Teilbereiche zu spüren bekommen. Dank einer Belebung der Geschäfte bereits im Juni hatte der Vorstand aber bereits zur Halbjahresbilanz die zuvor gedämpften Ziele für das Jahr aufpoliert. Nun also bessert Merck nun nochmals nach. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand jetzt einen Umsatzanstieg auf 17,1 bis 17,5 (Vorjahr: 16,2) Milliarden Euro an.

Das bereinigte Ebitda wird bei 5,05 bis 5,25 Milliarden Euro erwartet nach rund 4,4 Milliarden ein Jahr zuvor. Nicht berücksichtigt sind in diesen Prognosen allerdings mögliche negative Entwicklungen durch die Corona-Pandemie durch das wieder anziehende Infektionsgeschehen und eventuelle neue Lockdown-Massnahmen.

Die Laborsparte blieb auch im dritten Quartal der Fels in der Brandung. Sie konnte ihre Erlöse um mehr als elf Prozent steigern und profitierte dabei von den anhaltend guten Geschäften rund um Produkte und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung. Zudem konnte Merck auch neue Aufträge an Land ziehen. Auch in der Zusammenarbeit mit akademischen Laboren holten die Darmstädter deutlich auf, Schliessungen bei den Kunden hatten hier im ersten Halbjahr belastet.

Die Sparte für Spezialmaterialien steigerte ihre Umsätze dank Zukäufen um gut 43 Prozent. Grösstes Zugpferd war das Halbleitergeschäft. Der Konzern will die Sparte nach Problemen in den vergangenen Jahren stärker auf die mehr Wachstum versprechende Elektronikindustrie ausrichten. 2019 verleibte sich Merck daher den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials und den kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular ein. Die Übernahmen machen sich bisher mit hohen Wachstumsbeiträgen bezahlt. Aber auch ohne die beiden Konzernneulinge konnte der Halbleiterbereich im Berichtszeitraum zulegen.

Dagegen musste Merck im seit einigen Jahren problematischen Geschäft mit Bildschirm-Lösungen abermals Einbussen verkraften. Diese fielen aber nicht so stark aus wie im Vorquartal, als die Pandemie die Nachfrage noch deutlich stärker gedämpft hatte. Der Bereich kämpft abseits der Corona-Krise bereits seit geraumer Zeit mit asiatischer Konkurrenz bei Flüssigkristallen, die beispielsweise für Displays und Smartphones verwendet werden.

In der Pharmasparte lagen die Erlöse zwischen Juli und September hingegen leicht unter dem Vorjahr. Hier belasteten zum einen negative Wechselkursffekte, da bei der Umrechnung aus der Fremdwährung in Euro weniger herauskam. Zudem fielen durch den zum Jahresstart erfolgten Verkauf des Allergiegeschäfts Umsätze weg. Steil nach oben gingen die Verkäufe mit Mercks wichtigen Hoffnungsträgern, der Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad und dem Krebsmittel Bavencio, das von einer weiteren Zulassung in den USA profitierte.

Auch das Geschäft mit Fruchtbarkeitsmedikamenten lief wieder an, es hatte im ersten Halbjahr noch unter die Schliessung vieler Kliniken gelitten./tav/eas/fba

(AWP)