"Die Akquisition ist ein wichtiger Wachstumsschritt", sagte CEO Jan Jenisch an einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Firestone BP sei heute im US-Markt führend bei den Flachdachsystemen und weltweit mit einem Anteil von 4 Prozent der viertgrösste Hersteller. Es sei nun das Ziel, die Nummer eins zu werden, so der Firmenchef.

Kaufpreis 3,4 Mrd USD

Der Baustoffkonzern übernimmt Firestone BP für 3,4 Milliarden US-Dollar von der US-Tochter des japanischen Bridgestone-Konzerns. Die Division mit Hauptsitz in Nashville im Bundesstaat Tennessee beschäftigt rund 2'000 Mitarbeitende. Der Umsatz im vergangenen Jahr wird auf rund 1,8 Milliarden Dollar geschätzt und der Betriebsgewinn (EBITDA) auf 270 Millionen.

Zu den Produkten zählt alles, was für Flachdächer benötigt wird: Vom Bitumen für die Dachabdichtung, über die verschiedenen Membranen für die Trennschichten, bis hin zu den Dämmstoffen. Das Hauptgeschäft entfällt dabei auf die USA mit einem Anteil von 87 Prozent. Hier befinden sich auch 13 der insgesamt 15 Standorte. In Europa wird in Deutschland und Spanien produziert.

Der Kauf soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden und Synergien von 110 Millionen Dollar pro Jahr bringen. Sie sollen vor allem aus der gemeinsamen Nutzung der Vertriebskanäle stammen, aber auch aus dem Einkauf und der Produktion. So will Jenisch die starke Präsenz von LafargeHolcim in Lateinamerika für die Produkte von Firestone BP und damit Wachstum nutzen. Auch in Europa sei man in allen wichtigen Märkten vertreten.

Gesamtmarkt von 50 Mrd USD

Das Segment Flachdächer sei für LafargeHolcim sehr interessant, betonte der Konzernchef. "Der Fokus des Geschäfts liegt auf dem urbanen Umfeld, und mit Blick auf die Energieeffizienz von Gebäuden steigen die Anforderungen." Die Nachfrage nach Dachbegrünung, zweischaligen und belüfteten sogenannten "Kaltdächern" oder Solaranlagen auf Gebäuden wachse. "Die Zukunft ist flach, grün und isoliert", sagte Jenisch.

Global habe der Markt ein Volumen von rund 50 Milliarden Dollar. "Wir rechnen bei Firestone BP mit einem organischen Wachstum von 4 bis 5 Prozent und liegen damit über dem Markt", sagte der LafargeHolcim-Chef. Zudem sieht er Möglichkeiten für Ergänzungs-Käufe.

Neue Märkte neben Zement

Jan Jenisch hat den Zementhersteller seit seinem Antritt als CEO im Jahr 2017 schrittweise in eine neue Richtung geführt. Der Konzern will im Bereich komplexerer und anspruchsvollerer Baustoffe und Systemlösungen wachsen und verspricht sich hier auch eine grössere Wertschöpfung.

Das Geschäft mit Zement, Zuschlagstoffen wie etwa Sand und Kies, sowie Fertigbeton verliert dabei zunehmend an Gewicht.

Guter Schritt - hoher Preis

Die Analysten sehen die Verringerung der Abhängigkeit vom Zementgeschäft positiv und bewerten das neue Marktsegment als wachstums- und margenstark. Zum Teil wird der Kaufpreis jedoch als "eher hoch" bezeichnet.

Die LafargeHolcim-Aktien notieren um 11.00 Uhr in einem schwächeren Gesamtmarkt 1,3 Prozent fester auf 52,18 Franken. Die Titel hatten erst am Vortag das erste Mal seit Anfang 2020 wieder die Hürde von 50 Franken überwunden.

yr/rw

(AWP)