KÖLN (awp international) - Beim Spezialchemie-Konzern Lanxess greift die Neuausrichtung. Nach einem operativen Gewinnsprung im dritten Quartal zeigte sich Konzernchef Matthias Zachert am Donnerstag bei der Zahlenvorlage mit Blick auf das Gesamtjahr erneut etwas optimistischer. "Wir haben den Schwung aus dem ersten Halbjahr in das dritte Quartal mitgenommen und belegen erneut die operative Stärke des 'neuen' Lanxess", sagte Zachert. Lanxess sei "voll auf Spur". Im dritten Quartal verzeichneten die Kölner eine starke Mengennachfrage. Für das Schlussquartal sei wegen der üblichen Saisonalität aber mit einer "etwas gedämpfteren" Entwicklung zu rechnen.

Für 2016 legte Zachert die Latte erneut höher. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen dürfte auf 0,960 bis 1 Milliarden Euro klettern, nach 885 Millionen ein Jahr zuvor. Bisher hatte Zachert jeweils 30 Millionen weniger prognostiziert. Analysten rechnen derzeit im Schnitt mit gut einer Milliarde. Am Finanzmarkt kamen die Aussagen gut an: Die Aktien legten am Vormittag in einem etwas festeren Markt um 1,9 Prozent zu. Händler und Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen positiv überrascht. DZ-Bank-Analyst Peter Spengler kündigte eine Erhöhung der Gewinnschätzungen an.

ERWARTUNGEN DER ANALYSTEN ÜBERTROFFEN

Höhere Absatzmengen und niedrigere Kosten sorgten im dritten Quartal für einen operativen Gewinnsprung. In allen Sparten verbesserte sich die Marge. Das Ebitda vor Sonderposten legte insgesamt um 9,4 Prozent auf 257 Millionen Euro zu. Der Umsatz sank hingegen wegen niedrigerer Verkaufspreise im Zuge niedrigerer Rohstoffkosten um 1,6 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben beim MDax-Konzern 62 Millionen Euro hängen, nach 41 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt durch die Bank mit weniger gerechnet.

Den mit einem Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen geschaffenen finanziellen Spielraum nutzten die Kölner zuletzt bereits für den grössten Zukauf ihrer Geschichte. Zachert setzte mit dem Zukauf Ende September nach langer Krise ein deutliches Zeichen der Stärke. Lanxess will den US-Konkurrenten Chemtura für 2,4 Milliarden Euro schlucken. Die Planungen für die Integration hätten begonnen, hiess es nun. Mit der Übernahme stellt sich der Konzern auf breitere Beine und stärkt seine Basis in den USA. Das Geschäft mit Additiven für Schmierstoffe und Flammschutzmittel soll so deutlich ausgebaut werden. Die Übernahme will Zachert weiterhin Mitte 2017 abschliessen.

ABHÄNGIGKEIT VON KAUTSCHUK-GESCHÄFT REDUZIERT

Seit seinem Amtsantritt im April 2014 hat Zachert Lanxess durch einen Sanierungsprozess mit harten Einsparungen geschickt. Dabei gelang es ihm, die Abhängigkeit des Konzerns vom kriselnden Kautschuk-Geschäft zu reduzieren, indem er es in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem grössten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, einbrachte. Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte Lanxess als weltgrössten Hersteller von synthetischem Kautschuk zuvor in Bedrängnis gebracht.

Auch nach der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens fliesst das Geschäft aber noch in die Bilanz der Kölner mit seinen rund 16 700 Mitarbeitern ein. Die Kautschuke werden in der Reifenindustrie, in der Automobilproduktion sowie für zahlreiche weitere Zwecke eingesetzt. Eine gute Nachfrage aus dem Automobilbereich in Asien habe im dritten Quartal zu höheren Absatzmengen geführt. Der durch niedrigere Rohstoffkosten bedingte Preisrückgang konnte dadurch aber nicht ausgeglichen werden. "Die nächsten ein bis zwei Jahre bleiben schwierig", mahnte Zachert mit Blick auf das Geschäft.

HÖHERE VOLUMEN SORGEN FÜR SCHWUNG

Deutlich runder läuft es für Lanxess als ein wichtiger Lieferant für die Pharma- sowie Agrarindustrie und als Kunststoffhersteller. Dank höherer Volumen konnte der Konzern die Profitabilität in diesen Bereichen durchgängig steigern. Mit Blick auf den neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump zeigte sich Zachert zurückhaltend. Er hoffe, dass die gegenwärtigen Wirtschaftsbeziehungen bestehen blieben. Protektionismus schade allen./jha/nmu/fbr

(AWP)