Dank prall gefüllter Auftragsbücher könnte die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie im kommenden Jahr stärker wachsen, als zunächst gedacht. Der Verband rechnet aktuell mit einem Anstieg der Produktion bereinigt um Preiserhöhungen (real) von 7 Prozent statt wie bisher von 5 Prozent. Im Corona-Krisenjahr 2020 war die Produktion um knapp 12 Prozent eingebrochen.

In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres stiegen die Bestellungen kräftig um 34 Prozent, die Produktion legte im selben Zeitraum dagegen schwächer als erhofft um real 7,2 Prozent zu. Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter sind derzeit knapp. Viele Maschinenbauer können Aufträge daher nicht in dem gewohnten Tempo abarbeiten. Auftragsstornierungen verzeichnet die Branche Haeusgen zufolge bislang jedoch nicht.

Bei einer Umfrage des Verbandes Anfang Dezember, an der sich 521 Mitgliedsfirmen beteiligten, gaben 84 Prozent an, noch immer merkliche oder sogar gravierende Beeinträchtigungen der Lieferketten zu spüren. Es mangelt vor allem an Elektronik-Komponenten und Metallen. Eine weitgehende Entschärfung der Lage wird frühestens im zweiten Quartal 2022 erwartet, bei Elektronikkomponenten rechnen die Unternehmen damit nicht vor dem dritten Quartal.

Trotz eines leichten Rückgangs der Beschäftigtenzahl im Inland um 1,9 Prozent auf rund 1,01 Millionen im zweiten Corona-Jahr, bleiben die Maschinenbauer den Angaben zufolge der grösste industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Im kommenden Jahr planen 67 Prozent der Unternehmen dem VDMA zufolge einen Aufbau der Stammbelegschaft. Probleme bereitet allerdings der Fachkräftemangel. Das Thema sei auf mittlere Sicht eine ganz grosse Herausforderung, sagte Haeusgen.

Mit Sorge sieht der Verband die wieder zunehmenden Spannungen im Verhältnis von China und den USA. Hinzu komme, dass die chinesische Regierung immer stärker eine technologische Autarkie bei Schlüsseltechnologien anstrebe. "Damit wird für ausländische Unternehmen in China das Geschäftsumfeld tendenziell schwieriger", sagte Haeusgen. Das Land zählt neben Europa und den USA zu den wichtigsten Absatzmärkten für Maschinen "Made in Germany".

Aktuell die grösste Herausforderung ist aus Sicht der Maschinenbauer die Bekämpfung der Corona-Pandemie. "Ich persönlich unterstütze die Forderung nach einer Impfpflicht", sagte Haeusgen. Zugleich mahnte er, um zu soliden Staatsfinanzen zurückzukehren, müsse der Ausstieg aus den milliardenschweren Hilfsprogrammen forciert werden. "Mitnahme- und Gewöhnungseffekte müssen vermieden werden."/mar/DP/mis

(AWP)