Schweizerinnen und Schweizer blieben 2016 mit Ausgaben von 75 CHF pro Kopf Weltmeister beim Konsum von Fair-Trade-Produkten. Im Vorjahr waren es 62 CHF. "Die Konsumentinnen und Konsumenten identifizieren sich mit den Werten von Max Havelaar", sagte der neue Geschäftsleiter Andreas Jiménez am Donnerstag vor den Medien.

Erstmals waren nicht mehr die fair gehandelten Bananen der grösste Umsatztreiber. Die Verkäufe zusammengesetzter Produkte wie Glacé, Guetsli, Eistee oder Joghurt legten mit 60% am meisten zu. Sie steuerten 130 Mio CHF zum Gesamtumsatz von 628 Mio CHF bei.

Der Anteil von fair gehandelten Produkten am Schweizer Gesamtkonsum liegt damit zwar nur bei 2%. Dafür liegen die Marktanteile von Max-Havelaar Rohrzucker, Ananas und Bananen bereits bei über 30%, wie Jiménez sagte.

Das erste Produkt, für das Max Havelaar 1992 den Produzenten in armen Ländern stabile Preise und faire Löhne garantierte, war Kaffee. Letztes Jahr wurde das Angebot um 400 auf 2800 Produkte erhöht.

Auffällig ist, dass dabei die Einnahmen von Lizenzgebühren von 8 auf 7,5 Mio abnahmen. Grund ist laut Jiménez die Senkung der Lizenzgebühren. Es sei ein strategischer Entscheid gewesen, bei Skaleneffekten die Erträge an die Marktpartner zurückzugeben.

Auf die Regalpreise wirkten sich die geringeren Lizenzgebühren nicht aus, erklärt Jiménez. "Wir wollen, dass die Senkung dazu führt, dass mehr Fair-Trade-Produkte in die Regale kommen."

KLEINBAUERN PROFITIEREN

Die kleinbäuerlichen Produzenten profitieren von der steigenden Nachfrage. Sie erhielten 2016 Fair-Trade-Prämien von 10 Mio Dollar. Das ist eine Verdoppelung gegenüber 2012. Max Havelaar will ihre Situation weiter verbessern. Derzeit könnten nur 40% mehr als 40% ihrer Ernte zu Fair-Trade-Bedingungen verkaufen.

Die Expansion mit Fair-Trade-Produkten war stets abhängig von der Kooperation mit Coop und Migros. Laut dem ersten Geschäftsleiter der Non-Profit-Organisation, Rolf Buser, wollten die beiden Grossverteiler zuerst nichts von fair gehandelten Produkten wissen. Sie hätten gezweifelt, ob die Kleinbauern in der gewünschten Qualität liefern könnten.

Erst nach einer Kampagne der sechs Gründer-Hilfswerke sei die Skepsis gewichen. Doch dann hätten sich Coop und Migros plötzlich beide selber als die ersten Anbieter von Fair-Trade-Kaffee positionieren wollen.

"Es war Stress pur", sagte Buser rückblickend. Anfangs 1992 kreierte er mit den Partnern 1992 die Stiftung und das Gütesiegel Max Havelaar nach dem Vorbild der holländischen Gütesiegelinitiative Max Havelaar. Havelaar ist eine Romanfigur, die als Symbol gegen Ausbeutung und für mehr Gerechtigkeit gilt.

POTENZIAL FÜR FAIR-TRADE UND SWISSMADE

Zu den grössten Herausforderungen zählt der neue Geschäftsleiter die Digitalisierung, die für die Transparenz der Produkte neue Möglichkeiten biete. Potenzial sieht Jiménez in den neuen Programm-Labels. Solche Max-Havelaar-Labels können für Produkte verwendet werden, die zu mindestens 20% aus Fair-Trade hergestellt werden.

Damit kann etwa eine Schokolade ein Fair-Trade-Label sowie eine "Swiss made"-Herkunft erhalten - weil sie fair gehandelte Schokolade und Nüsse sowie Milch und Zucker aus der Schweiz enthält.

(AWP)