Merck peilt nunmehr für den Nettoumsatz in 2021 einen Anstieg auf 18,5 bis 19,5 Milliarden Euro an, nach 17,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) soll in diesem Jahr bei 5,4 bis 5,8 Milliarden Euro liegen, 2020 hatte der Konzern 5,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Für das bereinigte EPS sind 7,50 bis 8,20 Euro (Vorjahr: 6,70) anvisiert.
Merck gibt traditionell zunächst rein qualitative Jahresziele aus, die dann üblicherweise mit dem Bericht zum ersten Quartal konkretisiert werden. Bisher hatte die Prognose auf "starkes organisches Wachstum" beim Umsatz gelautet, für das bereinigte Ebitda war ein "organisch hohes einstelliges bis niedrig zweistelliges Wachstum" angepeilt.
Die nun kommunizierten Ziele seien deutlich besser als aktuell vom Markt angenommen, schrieb Richard Vosser, Analyst bei der US-Bank JPMorgan , in einer abendlichen Schnelleinschätzung kurz nach der Veröffentlichung der Konzernprognose. Laut einer vom Unternehmen selbst in Auftrag gegebenen Umfrage unter Analysten rechnen diese beispielsweise im Schnitt für das Gesamtjahr derzeit lediglich mit einem Umsatz von 18,64 Milliarden Euro.
Damit liegen die Experten am unteren Ende der Konzernziele - für die anderen Kennziffern haben die Branchenkenner aber weniger auf dem Zettel als von Merck nun in Aussicht gestellt. JPM-Analyst Vosser geht daher davon aus, dass die Markterwartungen nun steigen werden - für das bereinigte EPS etwa müssten sie sogar um zwölf Prozent nach oben korrigiert werden.
Wie Merck weiter mitteilte, waren die Umsätze im vergangenen Quartal auf 4,63 Milliarden Euro geklettert, nach 4,37 Milliarden vor einem Jahr. Das bereinigte Ebitda belief sich auf 1,51 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,18 Mrd). Den ausführlichen Quartalsbericht will der Konzern wie geplant am 12. Mai präsentieren. Dann dürften die Investoren auch mehr über die konkreten Wachstumstreiber erfahren. Branchenkenner Vosser vermutet hinter dem überraschend starken Abschneiden vor allem die Laborsparte sowie den Geschäftsbereich für Spezialmaterialien, in dem Merck sein Halbleitergeschäft bündelt.
Die Laborsparte profitiert derzeit in der Pandemie vor einer hohen Nachfrage der Impftstoffhersteller. Der Konzern liefert mittlerweile mehr als 50 Impfstoffprojekten zum Corona-Virus zu. Unter anderem versorgt Merck den deutschen Hersteller Biontech mit Lipiden, fetthaltige Moleküle, in die die Mainzer den eigentlichen Wirkstoff ihres mRNA-Vakzins verpacken.
Hierfür wurden bereits Aufträge vorgezogen. Im zweiten Halbjahr will Merck seine Lipid-Produktion weiter aufstocken, um den hohen Bedarf von Biontech zu decken - "aber auch anderer Kunden", wie Garijo erst kürzlich in einem Interview mit dpa-AFX erklärte. Darin liess sie durchblicken, dass Merck auch andere grosse mRNA-Hersteller zu seinen Kunden zählt. Zugelassene mRNA-Vakzine kommen neben Biontech und seinem US-Partner Pfizer etwa vom US-Konzern Moderna .
Unterdessen kam nach einer Schwächephase zuletzt auch wieder Leben in den Halbleiterbereich von Merck. Garijo sieht die Sparte nach eigenen Worten gut aufgestellt, um von dem in der Pandemie forcierten Digitalisierungstrend zu profitieren. Der Dax-Konzern hatte den inzwischen in "Electronics" umgenannten Geschäftsbereich in den vergangenen Jahren mit dem neuen Fokus auf Halbleiter und die Elektronikindustrie umstrukturiert. Hierfür wurde die Sparte im Jahr 2019 mit der Übernahme des US-Halbleiterzulieferers Versum Materials und des kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular gestärkt./tav/eas/stk
(AWP)