Ziel der beiden Phase-III-Studien HAWK und HARRIER war es, die Wirksamkeit von RTH258 zu demonstrieren. Das sei gelungen, erklärt Vas Narasimhan, Global Head, Drug Development und Chief Medical Officer im Gespräch mit AWP. Dabei habe RTH258 nicht schlechter als das Vergleichs- und Konkurrenzmittel Aflibercept abgeschnitten. Zudem habe das Mittel eine lang anhaltende Wirksamkeit gezeigt im Vergleich zu Aflibercept, das alle acht Woche verabreicht wurde.

BEHANDLUNGS-INTERVALL EIN GROSSES PLUS

Auf die Frage, was für ihn an den Daten besonders beachtlich sei, erklärt der Novartis-Manager, dass es vor allem der Behandlungs-Intervall sei, der insbesondere für die Patienten eine klare Verbesserung darstellen dürfte. Denn bei RTH258 genügte es nach einer Anfangsphase, das Mittel später nur noch alle zwölf Wochen zu verabreichen. Dieses Ergebnis sei bei der Mehrzahl der Patienten in beiden Studien erreicht worden.

"Darüber hinaus hat es verglichen mit Aflibercept keine schwerwiegenden Komplikationen gegeben", ergänzt Narasimhan. Er stellt für den Herbst noch weitere Daten zu den nachrangigen Zielen (secondary endpoints) in Aussicht. "In bin sicher, dass die weiteren Daten, die wir in den kommenden Monaten noch vorstellen werden, das Profil von RTH258 abrunden werden."

ZULASSUNGSANTRAG FÜR 2018 GEPLANT

Derzeit arbeite man eng mit den Behörden zusammen, um die Voraussetzungen für den Produktionsprozess zu schaffen. "RTH258 ist ein sehr spezieller Antikörper mit einer hohen Konzentration", erklärt der Manager weiter. Um den Produktionsprozess effizienter zu gestalten, hätten noch Anpassungen vorgenommen werden müssen, die nun mit den Behörden zu besprechen seien. Den Zulassungsantrag werde Novartis voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres stellen.

Novartis hatte RTH258 anlässlich eines Investorentages im Mai als einen seiner potenziellen Blockbuster genannt. "Wir trauen RTH258 auch nach wie vor Blockbuster-Potenzial zu", betont Narasimhan.

Dabei macht ihm die Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt auch keine allzu grossen Sorgen. Auch hier müssten zunächst Daten geliefert werden, die dann zeigten, wie verträglich und effizient diese Mittel seien.

"ERMUTIGENDE" RTH258-DATEN - AKTIE LEGT ZU

Analysten bewerten die Daten in ersten Kommentaren durchaus positiv. Wichtig ist ihnen vor allem die Tatsache, dass mit RTH258 die Behandlungsintervalle werden können und in beiden Studien dies bei der Mehrzahl der Patienten zutraf. "Aktuell erfordert die Standard-Therapie acht bis neun Behandlungen pro Jahr, was mit entsprechenden Kosten und Belastungen für die Patienten verbunden ist", schriebt etwa Eric Le Berrigaud von Bryan Garnier. "Die klar reduzierten Intervalle sprechen zunächst klar für den Novartis-Kandidaten."

Für Vontobel-Experte Stefan Schneider sind die RTH258-Daten ermutigend. Auch er sieht die Tatsache, dass mehr als 50% der Patienten in einem dreimonatigen Intervall behandelt werden konnten als eines der Schlüsselkriterien. Da Novartis aktuell Lucentis für die Behandlung von nAMD ausserhalb der USA vertreibe, dürfte RTH258 wohl den US-Markt öffnen. Derweil traut ZKB-Analyst Michael Nawrath dem Mittel zu, wieder Marktanteile vom Lucentis-Konkurrenzmittel Eylea zurück zu erobern.

Die Novartis-Aktien reagieren mit Gewinnen von 1,3% auf 80,25 CHF positiv auf die Nachrichten. Der Leitindex SMI steht gegen 13.25 Uhr um 0,16% höher.

hr/cp

(AWP)