Die neue Variante Omikron verbreitet sich besonders schnell. Sie ist so verändert, dass sich Geimpfte und Genesene häufiger anstecken als bei der Delta-Variante. Zudem versagen bei Omikron bestimmte, aufwendig entwickelte Medikamente. Doch einige neuere Präparate machen durchaus Hoffnung.

Nach einer im Fachmagazin "Cell" veröffentlichten Studie, scheinen mehrere Präparate bei Omikron ihre Wirksamkeit einzubüssen. Dabei geht es um die meisten der zugelassenen und gegen frühere Varianten wirksamen Medikamente auf Antikörper-Basis.

Antikörper bildet der Körper nach einer Impfung oder Infektion. Sie können an das Virus binden und es ausschalten. Antikörper können auch biotechnologisch hergestellt werden, um damit Infizierte zu behandeln. Weil das Omikron-Virus gegenüber früheren Varianten deutlich verändert ist, können Antikörper - körpereigene oder arls Medikament hergestellte - die Infektion aber nicht mehr so gut bekämpfen.

Casirivimab und Imdevimab, Etesevimab und Bamlanivimab: Auf diesen Antikörper-Präparaten ruhte zunächst Hoffnung. Bei früher Gabe sollten sie schwere Verläufe verhindern. Bei Omikron gilt die Wirkung nun als reduziert. Gemäss Studien hemmt aber das neue Antikörper-Präparat Sotrovimab Omikron. Dieses empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Wirksam: Dexamethason, Tocilizumab, Baricitinib

Während die Antikörper-Gabe nur in einer frühen Phase der Krankheit hilft, bleibt das entzündungshemmende Dexamethason später bei schwerem Verlauf die Standard-Behandlung. Weiter verabreicht werden auch Interleukin-6-Antagonisten wie Tocilizumab, die auch die Entzündungsreaktion blockieren und die ursprünglich für rheumatische Erkrankungen entwickelt wurden.

Auch sogenannte Januskinase-Inhibitoren wie Baricitinib werden als wirksam betrachtet. Dieses Mittel wird schon länger auch bei Covid-19 angewendet und wird nun auch von der WHO empfohlen. Zudem werden weiter Blutverdünner verabreicht, um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen.

Paxlovid und Molnupiravir in der Warteschlaufe

Hoffnungen ruhen auf neuen antiviralen Arzneimitteln wie Paxlovid und Molnupiravir - die ersten Pillen gegen Corona. Paxlovid wird derzeit von Swissmedic überprüft. "Molnupiravir wird voraussichtlich spätestens bis im Januar 2022 zur Verfügung stehen", teilte das BAG im November 2021 mit.

Remdesivir, ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt und in der Schweiz seit Ende 2020 befristet gegen Corona zugelassen, wird weiter eingesetzt. Es wirkt ebenso gegen Omikron und zeigte in Studien einen etwa 80-prozentigen Schutz vor schweren Verläufen. Anders als die orale Therapie mit Paxlovid und Molnupiravir muss Remdesivir weiter intravenös als Kurzinfusion gegeben werden. Das geht aber ambulant.

Evusheld teuer, Ronapreve reduziert wirksam

Vor allem vorbeugend soll das (in der Schweiz noch nicht zugelassene) Antikörper-Präparat Evusheld eingesetzt werden - das laut Hersteller Astrazeneca auch gegen Omikron wirksam ist. Es muss nicht wie bisherige Antikörper im Spital über die Vene verabreicht werden, sondern kann einmalig in den Muskel gespritzt werden und soll sechs bis zwölf Monate wirken.

Das Medikament ist aber erheblich teurer als die Impfung, vor allem aber regt es den Körper nicht dazu an, eigene Antikörper zu bilden. Es sei nur geeignet für Menschen, die eine Impfung nicht vertragen oder keine Antikörper bilden können. Die Impfung bleibe das wirksamste Mittel, betonen Experten immer wieder.

Das Antikörper-Medikament Ronapreve (Casirivimab und Imdevimab) von Roche hat am 23. Dezember 2021 eine Zulassung von Swissmedic erhalten. Es ist gemäss Mitteilung Swiss National Covid-19 Science Task Force vom 6. Januar 2022 "der mAk der Wahl bei Infektionen mit der Omicron-Variante" bei ambulanten Patienten, die nicht oder schon vor längerem geimpft worden sind und einen milden Verlauf zeigen. Auch bei über 80-Jährige und Risikopatienten sei es zu empfehlen.

In Deutschland hat man dagegen eine reduzierte Wirkung von Ronapreve gegen Omikron festgestellt. "Dieser Antikörper ist ein Auslaufmodell, er wird bei Omikron nicht mehr verwendet werden können", sagt der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, der 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte.

(AWP)