"Die Nachfrage nach Halbleitern ist ungebrochen", betonte Infineon-Chef Reinhard Ploss. Dem stehe aber eine weiterhin sehr angespannte Liefersituation gegenüber. "Die Vorräte sind auf einem historischen Tiefstand, unsere Chips gehen aus der Fertigung direkt in die Endanwendungen", sagte Ploss. "In diesem Umfeld wiegen pandemiebedingte Einschränkungen der Fertigung wie jüngst in Malaysia doppelt schwer", sagte der Infineon-Chef. Man unternehme auf allen Stufen der Wertschöpfungskette das Möglichste, um die Kunden zu beliefern. "Daneben sorgen wir kontinuierlich für zusätzliche Kapazitäten."

Im laufenden Quartal von Juli bis Ende September erwartet Infineon wieder bessere Geschäfte und ein kräftigeres Umsatzplus auf 2,9 Milliarden Euro sowie eine etwas höhere Marge. Auf das gesamte Jahr bezogen geht Infineon davon aus, durch die verschiedenen Behinderungen rund 200 bis 300 Millionen Euro an Umsatz nicht machen zu können. Ein Grossteil davon sei aber nur verschoben, hiess es vom Unternehmen. Zudem erwartet Infineon im kommenden Jahr angesichts der angespannten Marktsituation teilweise steigende Preise.

Positiv dürfte sich dann auch die neue Fabrik in Villach auswirken, die am Dienstag ihren Betrieb aufnahm. Im September soll sie offiziell eröffnet und die ersten Wafer ausgeliefert werden. Beim Umsatz wird sich dies aber erst im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres bemerkbar machen, das im Oktober beginnt. Zudem hofft der Konzern, die Corona-Probleme in Malaysia unter anderem durch eine Impfkampagne für die Mitarbeiter in den Griff zu bekommen.

Für das Geschäftsjahr 2020/2021 bis Ende September rechnet der Konzern weiterhin mit einem Umsatz von rund elf Milliarden Euro nach 8,6 Milliarden im Vorjahr. Damit bestätigte das Management seine bisherige Prognose. Die operative Marge soll der Mitteilung zufolge voraussichtlich über 18 Prozent liegen. Bisher hatte Infineon eine Marge von etwa 18 Prozent als Ziel ausgerufen. Im Geschäftsjahr 2019/2020 hatte die Marge bei 13,7 Prozent gelegen

An der Börse wurden die Zahlen und der Ausblick verhalten aufgenommen. Experten stuften die Zahlen als wenig überraschend und den Ausblick auf den Rest des Jahres als zurückhaltend ein. Nach einem deutlichen Plus am Montag rutschte das Papier am Vormittag mehr als fünf Prozent ins Minus - dieses Minus konnte die Aktie aber bis zum Mittag grösstenteils wettmachen. Am Mittag lagen die Papiere nur noch knapp unter dem Vortagsschlusskurs von 33,41 Euro, während der deutsche Leitindex Dax leicht zulegte.

Auch im bisherigen Jahresverlauf hinken die Infineon-Aktien mit einem Plus von gut sechs Prozent dem Dax hinterher - der deutsche Leitindex kletterte seit Ende 2020 um 14 Prozent nach oben. Erfreulicher ist der Blick auf das von der Corona-Krise geprägten Jahr 2020: Hier hatte ein Plus von fast 55 Prozent auf dem Kurszettel gestanden, was den zweiten Platz im Dax-Ranking hinter dem Essenslieferanten Delivery Hero bedeutete. Der Leitindex hingegen konnte nur um knapp vier Prozent zulegen./ruc/zb/mis

(AWP)