Der Aktienkurs stieg denn auch bis zum Mittag um 1,63 Prozent auf 37,40 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten liegen die Aktien aber immer noch fast 50 Prozent hinten. Angesichts der Kursverluste waren zuletzt immer wieder Spekulationen über einer Übernahmeofferte durch den Stahlkonzern Salzgitter aufgekommen, der ein Viertel an Aurubis hält. Laut dem Analysten Gabriel könnte Salzgitter die Beteiligung durchaus auf mehr als 30 Prozent ausbauen, was eine Pflichtofferte zur Folge hätte.

"Ich habe keine Einblicke in die Planung und Strategie von Salzgitter", sagte der neue Aurubis-Vorstandschef Roland Harings der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Freitagsausgabe). "Aber ich sehe im Moment keine Anzeichen, dass unser Grossaktionär seinen Anteil weiter erhöhen will." Die Vorteile eines Zusammenschlusses wären überschaubar, da es kaum Synergien zwischen den beiden Unternehmen gebe, erklärte er dem Blatt.

Der operative Vorsteuergewinn brach in den drei Monaten bis Ende Juni um 72 Prozent auf 22 Millionen Euro ein, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Unter dem Strich verdienten die Hamburger mit 17 Millionen Euro ebenfalls fast drei Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Dabei belasteten allein Aufwendungen für das FCM-Projekt, das wegen zu hoher Kosten gestoppt wurde, mit 30 Millionen Euro, wie bereits seit Mitte Juni bekannt ist. Hinzu kamen Kosten für Stillstände wegen der Wartung von Produktionsanlagen. Der Umsatz stieg hingegen leicht um 1 Prozent auf gut 3 Milliarden Euro.

Die Jahresprognose für den operativen Vorsteuergewinn bestätigte das Unternehmen: Er dürfte 2018/19 um mehr als 15 Prozent sinken nach 329 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stehen hier gerade einmal 125 Millionen Euro zu Buche.

Mit Blick auf das abgelaufene dritte Geschäftsquartal sprach der neue Chef Harings von mehreren, ausserordentlichen Belastungen. Neben den Belastungen aus der Einstellung des FCM-Projektes sei auch die operative Entwicklung in weiten Teilen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem habe die Nachfrage der Kunden geschwächelt. Hohe Schwefelsäurepreise - ein Nebenprodukt der Kupferproduktion - konnten all das nur teilweise abfedern.

Das FCM-Projekt war eigentlich ein Hoffnungsträger der Salzgitter-Beteiligung. Investitionen von 320 Millionen Euro, unter anderem in den Bau von Anlagen in Hamburg und Olen, sowie die Möglichkeit, mehr Material zu verarbeiten, sollten die Gewinnentwicklung mittelfristig antreiben. Allerdings wäre das Projekt deutlich teurer geworden als geplant. Daher hatte das Unternehmen Mitte Juni die Reissleine gezogen. Der ehemalige Konzernchef Jürgen Schachler war in diesem Zuge zudem nur wenige Wochen vor einem ohnehin geplanten Abschied freigestellt worden.

Aurubis hält indes weiter an seiner Strategie fest, sich zu einem Multimetall-Anbieter weiter zu entwickeln. Laut Harings können zumindest Teile der im FCM-Projekt erstellten Pläne genutzt werden. Ein weitere Baustein der Strategie ist der bereits vor einigen Monaten vereinbarte Kauf der belgisch-spanischen Metallo-Gruppe für 380 Millionen Euro. Eine Freigabe durch die Wettbewerbshüter erwartet Aurubis bis zum Jahresende.

Harings will mehr Auslandsmärkte erschliessen und erwägt dafür auch neue Übernahmen. "Die nötige finanzielle Feuerkraft ist im Unternehmen vorhanden", sagte der Manager der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir haben etwa 1 bis 1,5 Milliarden Euro an verfügbaren Mitteln, die wir in organisches Wachstum, aber auch in Akquisitionen stecken können." Chancen sehe er etwa in neuen Recycling-Standorten für Kupfer und andere Metalle in Amerika oder Asien.

Zudem steckt Aurubis weiter Geld in die Wartung von Produktionsanlagen. Nachdem in Pirdop bereits im Mai Arbeiten an den Anlagen durchgeführt wurden, stünden nun Massnahmen in Lünen für 25 Tage im September sowie in Hamburg für 36 Tage im Oktober und November an. Diese werden den operativen Vorsteuergewinn voraussichtlich mit insgesamt rund 33 Millionen Euro belasten./mis/elm/stk/jha/fba

(AWP)