Nach morgendlichen Zuwächsen stand die Qiagen-Aktie zuletzt am Nachmittag mit rund einem Prozent im Minus. Mit dem starken Quartal überraschte Qiagen zwar auch die Analysten, am Markt wurde jedoch auch Kritik laut, dass der Jahresausblick nicht angehoben wurde. Als Profiteur der Corona-Krise hatte Qiagen an der Börse im vergangenen Jahr zwar um gut 40 Prozent zugelegt, doch seit Jahresbeginn 2021 hat sich nunmehr ein Verlust von gut acht Prozent angesammelt.

Finanzchef Sackers geht unterdessen davon aus, dass der Rückenwind für einige Corona-Produkte im zweiten Halbjahr etwas nachlassen sollte, wie er in einer Telefonkonferenz sagte. So dürfte etwa die Nachfrage nach Vorprodukten für Corona-Tests, die Qiagen etwa an andere Hersteller liefert, schrumpfen. Dies hänge aber auch von den weiteren Fortschritten bei den Impfkampagnen ab. Gleichzeitig dürfte sich aber die Nachfrage nach anderen Produkten des Konzerns erhöhen.

Zwischen Januar und März legten die Konzernumsätze im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 567,2 Millionen US-Dollar (470,8 Mio Euro) zu. Währungsbereinigt betrug das Plus noch 48 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie wurde mit 66 US-Cent fast verdoppelt. Damit lief es noch besser als vom Management gedacht.

Der Umsatzanstieg im Nicht-Covid-Geschäft sei auf die "erfreulichen Trends der Wiedereröffnung von Forschungslaboren weltweit zurückzuführen", erläuterte Konzernchef Thierry Bernard. Diagnostische Labore testeten inzwischen wieder vermehrt über Covid-19 hinaus. "Diese Entwicklung bestätigt die Tatsache, dass das Geschäft von Qiagen zwar Covid-relevant ist, aber nicht von Covid abhängt", betonte Bernard.

Mit Produkten ohne Covid-19-Bezug erlöste Qiagen im Berichtzeitraum 364 Millionen Dollar, dies war ein währungsbereinigter Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit trugen diese Geschäfte 64 Prozent des Gesamtumsatzes bei.

Qiagen hat neben verschiedenen Covid-19-Testungen beispielsweise den Tuberkulose-Test Quantiferon und diverse Diagnostikgeräte etwa zur Gensequenzierung im Programm. Die Pandemie hatte im vergangenen Jahr die Nachfrage nach einigen Produkten zeitweise lahmgelegt, aber bereits im Schlussquartal verspürte Qiagen wieder mehr Auftrieb. Im ersten Quartal legten etwa die Erlöse mit den wichtigsten Aushängeschildern Quantiferon und den Laborgeräten Qiastat-Dx und NeumoDx um fast ein Viertel zu. In Produktgruppen mit Bezug zu Covid-19 kletterten die Umsätze um 186 Prozent auf 203 Millionen Dollar.

Qiagen will unverändert im laufenden Jahr seinen Umsatz gerechnet zu konstanten Wechselkursen um 18 bis 20 Prozent steigern, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bei 2,42 bis 2,46 Dollar herauskommen. Für das zweite Quartal erwartet der Vorstand ein ähnlich starkes Erlöswachstum von 20 Prozent (wechselkursbereinigt). Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf 0,62 bis 0,64 Dollar steigen nach 0,55 Dollar im Vorjahr.

Am Markt waren in den vergangenen Monaten immer wieder Zweifel aufgekommen, wonach dem Konzern als Profiteur der Krise nach dem Abflauen der Pandemie nicht genügend Wachstumstreiber bleiben könnten. Nach dem missglückten Kauf durch einen US-Konzern im vergangenen Jahr wurde Qiagen daher von einigen Beobachter weiter als Übernahmekandidat gesehen.

Das Qiagen-Management hält hier jedoch weiterhin dagegen: "Wir fokussieren uns auf die Umsetzung unserer Pläne für 2021 und sehen uns gut aufgestellt, um nachhaltiges Wachstum und die Schaffung von Mehrwert in der Zeit nach der Pandemie zu ermöglichen", unterstrich Bernard.

Qiagen sollte eigentlich 2020 durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientfic übernommen werden, der milliardenschwere Zukauf war aber Anfang August an der mangelnden Unterstützung der Qiagen-Aktionäre gescheitert. Das MDax-Unternehmen hatte daraufhin erklärt, eigenständig weitermachen zu wollen. Im vergangenen Februar hatten wiederum Gerüchte die Runde gemacht, wonach der US-Diagnostik-Spezialist Quidel einen Zusammenschluss mit Qiagen prüfe. Bernard hatte wiederum damals vor Analysten gesagt, Qiagen schaue selbst nach Übernahmekandidaten.

"Wir sind derzeit vor allem mit uns selbst beschäftigt", bestätigte Sackers nun am Dienstag zur Quartalsbilanz. Qiagen sei inzwischen komplett anders aufgestellt als vor der Covid-Pandemie. "Dennoch entwickelt sich die Industrie weiter, wir werden sehen, was das für uns bedeutet."/tav/nas/stk/eas/he

(AWP)