Der Umsatz der Gruppe nahm im Gesamtjahr noch um 2 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zu. Um Währungseffekte bereinigt hätten sich die Verkäufe nicht vom Fleck bewegt, schrieb Richemont in einer Mitteilung am Freitag. Auf vergleichbarer Basis gingen die Umsätze leicht zurück.

Im Schlussquartal hat Corona gebremst. Der Umsatz brach in den Monaten Januar bis März um beinahe einen Fünftel ein, nachdem das Wachstum in den neun Monaten davor noch 8 Prozent betragen hatte. Besonders stark war der Einbruch in China. Dort sackten die Verkäufe im Schlussquartal um zwei Drittel ab, in Europa und Amerika resultierte ein Minus von 9 Prozent.

Nach Kategorien aufgeschlüsselt legten die Schmuckverkäufe um 2 Prozent auf 7,22 Milliarden Euro zu, wobei das Geschäft vor allem in Nordamerika sehr gut lief. Der Umsatz der Uhrenhersteller ging hingegen um 4 Prozent auf 2,86 Milliarden zurück. Hier hatten nebst Corona vor allem auch die Hongkong-Proteste im Herbst auf den Absatz gedrückt.

Ergebnisse unter Druck

Die Corona-Krise schlug auch auf die Ergebnisse durch. Die Kosten für diverse Geschäftsschliessungen oder die abgesagte Genfer Uhrenmesse "Watches&Wonders" hätten beispielsweise auf das Ergebnis gedrückt, hiess es. Massnahmen zu Kosteneinsparungen seien später ergriffen worden.

Der Betriebsgewinn (EBIT) sank im Berichtsjahr um gut einen Fünftel auf 1,52 Milliarden Euro und die dazugehörige Marge schrumpfte um 320 Basispunkte auf nur noch 10,7 Prozent. Nebst den Corona-Kosten schlugen auch noch Goodwill-Abschreiber und hohe Investitionen ins Online-Geschäft zu Buche.

Nach wie vor schreibt der sich im Aufbau befindende Online-Bereich rote Zahlen mit einem EBIT von -241 Millionen Euro im Berichtsjahr. Nebst den hohen Investitionen habe auch die wegen Corona vollzogene Schliessung der Verteilzentren im März auf die Profitabilität gedrückt.

Unter dem Strich wies Richemont einen Gewinn von 931 Millionen nach zuvor hohen 2,79 Milliarden aus. Damals hatte die Integration des Onlinehändlers Yoox-Net-A-Porter 1,4 Milliarden in die Kassen gespült. Aber auch ohne das zusätzliche Geld wäre der Reingewinn um ein Drittel getaucht, hiess es.

Dividende halbiert

Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat um Präsident Johann Rupert eine gegenüber dem Vorjahr auf 1 Franken halbierte Dividende je Aktie zur Auszahlung vor. Um diese Reduktion abzufedern, will Richemont "treuen" Aktionären Anrechte zum Erwerb von Aktien zu günstigen Konditionen aushändigen.

Diese Form der Ausschüttung sei als Kompensation und eine Art Treuebonus für langjährige Aktionäre gedacht, erklärte Rupert an einer Telefonkonferenz. Wie genau diese Ausgabe von Anrechten über die Bühne gehen wird und wie die finanziellen Details dazu aussehen werden, sei aber noch offen und werde in rund zwei Monaten kommuniziert.

In erster Linie gehe es darum, die Liquidität und die finanzielle Flexibilität der Gruppe in diesen unsicheren Zeiten langfristig zu sichern, verteidigte Rupert die Massnahmen zur Ausschüttung. Und man wolle der Unterstützung der Schweizer Politik etwa mit Blick auf die Stütze der Kurzarbeit Rechnung tragen.

Erholung in China

Die Marktlage bleibe trotz erster Anzeichen einer Erholung für Luxusgüterhersteller sehr unsicher, fuhr Rupert fort. "Solang es keine weltweit verfügbare Impfung gibt, werden Menschen nicht reisen. Und das Geschäft mit Touristen ist für uns sehr wichtig."

Rupert sieht den Richemont-Konzern allerdings gut aufgestellt, um auch eine längere konjunkturelle Durststrecke überstehen zu können, sagte er. Die Gruppe verfügte Ende März über liquide Mittel (Netto-Cash-Position) in Höhe von 2,4 Milliarden Euro.

Erste "erfreuliche" Erholungstendenzen macht Rupert am wichtigen chinesischen Markt aus. China sei auf gutem Weg zurück zur Normalität, sogar die Einkaufszentren würden wieder gut besucht, sagte er. Mittlerweile hätten alle 462 Shops der Richemont-Marken im "Reich der Mitte" ihre Türen wieder geöffnet. Und auch in anderen Teilen der Welt geschehe dies.

mk/kw

(AWP)