An der Börse geht es für die Roche-Bons erst einmal um 0,5 Prozent nach unten auf 275,75 Franken. Sie sind damit der grösste Verlierer im SMI. Novartis folgen mit einem Kursverlust von 0,4 Prozent. Der SMI notiert zeitgleich gegen 10.00 Uhr um 0,19 Prozent höher.

Händler erklären die zurückhaltende Markt-Reaktion mit dem Preis, den Roche für das Biotechunternehmen zahlt. Denn die 4,3 Milliarden US-Dollar entsprechen einem Aufschlag von 122 Prozent gegenüber dem Schlusskurs der Titel vom vergangenen Freitag. Allerdings, so hebt ein Börsianer hervor, liegt die Prämie gegenüber dem Kurshoch vom Juli 2018, als Spark-Aktien ihr bisheriges Rekordhoch erreicht hatten, bei lediglich 19 Prozent.

Analyst Stefan Schneider von Vontobel zielt in seinem ersten Kommentar denn auch vor allem auf den strategischen Aspekt ab. Er möge die strategische Überlegung der Transaktion, da diese das aufkommende Hämophilie-Geschäftsfeld von Roche erweitere. Zwar bleibe abzuwarten, ob der Kandidat SPK-8011 das Rennen gewinne. Er erachte den Markt aber als gross genug, um mehr als eine Gentherapie aufnehmen zu können.

Ähnlich Töne schlägt auch Peter Welford von Jefferies an. Er hebt in seinem Kommentar noch hervor, dass Spark Therapeutics mit seiner Gentherapie Luxturna bereits bewiesen habe, dass es eine Gentherapie erfolgreich auf den Markt bringen könne. Er frage sich, ob Roche bereits weitere Daten zum Produktkandidaten SPK-8011 gesehen habe, die die Entscheidung für die Offerte möglicherweise mit beeinflusst haben.

Bei Morgan Stanley geht Analyst Mark Purcell so weit, dass er Roche durch die Übernahme in einer führenden Position im Bereich Gentherapie sieht. Auch er hebt hervor, dass Roche sich gerade bei der Behandlung der Bluterkrankheit mit dem Zukauf in dieser Indikation breiter aufstelle. ZKB-Analyst Michael Nawrath schreibt derweil, Roche habe sich besonders gegen die Hämophilie eine sehr potente Konkurrenz selbst einverleibt. Mit Blick auf den Preis schreibt er: "Roche hat nicht überbezahlt."

Eric Le Berrigaud von Bryan Garnier bringt noch einen anderen Aspekt in die Geschichte: "Roche hat das Wettrennen mit Novartis in der Gentherapie eröffnet". Tatsächlich hat Novartis Anfang 2018 von Spark Therapeutics eine Gentherapie zur Behandlung einer seltenen Augenerkrankung einlizenziert.

hr/uh

(AWP)