Die Führungsspitzen von Sanofi und Ablynx haben sich nun geeinigt: Der Konzern zahlt 45 Euro je Ablynx-Aktie und toppt damit die Offerte der Dänen um etwa die Hälfte.

An der Brüsseler Börse wurde der Handel mit Ablynx-Papieren am Morgen zunächst ausgesetzt, nach der Wiederaufnahme kletterten sie zuletzt um knapp 20 Prozent auf 44,46 Euro. In Paris notierte die Sanofi-Aktie 0,6 Prozent im Minus, Papiere von Novo Nordisk gaben in Kopenhagen um fast ein Prozent nach.

Zwei Mal war Novo Nordisk bereits bei Ablynx abgeblitzt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise berichtet hatte, wollten die Dänen ihr etwa 2,6 Milliarden Euro schweres Angebot noch einmal aufstocken. Am Montag teilte der Insulinhersteller nun mit, dass es keine weitere Offerte von seiner Seite geben werde.

Novo Nordisk hatte bereits Ende 2017 den ersten Schritt auf Ablynx zugemacht. Das Management der Belgier lehnte jedoch Gespräche ab und warb seinerseits bei anderen Branchenvertretern für eine Übernahme. Neben Sanofi soll Ablynx auch den Schweizer Pharmakonzern Roche und den US-Konzern Merck & Co angesprochen haben.

Sanofi hofft auf einen Abschluss der Übernahme Ende des zweiten Quartals 2018 - knüpft diese aber an die Bedingung, dass mindestens 75 Prozent der Anteile angedient werden. Auch müssen noch die Regulierungsbehörden zustimmen.

Sanofi und auch Novo Nordisk ächzen derzeit unter Problemen in ihrem wichtigen Diabetes-Geschäft, vor allem wegen des Preidrucks in den USA. Beide Konzerne versuchen daher ihr Wachstum anderweitig anzuschieben: Mit Ablynx kauft sich das Sanofi-Management binnen eines Monats nun das zweite Mal ergänzendes Know How im Bereich seltener Bluterkrankungen ein - und stärkt damit das eigene Angebot in dem Bereich. Erst in der vergangenen Woche hatten die Franzosen hierfür die milliardenschwere Übernahme des US-Antikörperspezialisten Bioverativ bekannt gegeben.

Sanofi und Ablynx sind bereits seit dem Sommer des vergangenen Jahres über eine Forschungskooperation miteinander verbunden. Ablynx ist auf eine neue Antikörpergeneration, die Nanoantikörper, spezialisiert, die für eine Vielzahl weiterer Krankheiten auch im Bereich Krebs oder Atemwege eingesetzt werden können.

Sanofi bekommt mit dem Kauf Zugriff auf ein Mittel namens Caplacizumab gegen eine seltene und lebensbedrohliche Bluterkrankung. In der EU wurde der Zulassungsantrag bereits hierfür gestellt, in den USA soll er im ersten Halbjahr erfolgen. Auf einen künftigen Durchbruch hofft Sanofi auch bei einem Ablynx-Antikörper gegen bislang kaum behandelbare Atemwegsinfektionen mit sogenannten RS-Viren./tav/nas/men

(AWP)