Wie jedes Jahr hat KPMG auch 2016 85 in der Schweiz tätige Privatbanken auf ihre Rentabilität, ihr Wachstum und Kosteneffizienz hin untersucht. Der Befund ist eindeutig ausgefallen: Grundsätzlich weisen die wichtigsten Branchenkennzahlen auf eine anhaltend schlechte Lage hin.

OPERATIVE MARGE WEIST NACH UNTEN

So erreichte beispielsweise das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Privatbanken mit einem Median von 84,4% (VJ 81,7%) den höchsten und damit schlechtesten Stand der letzten sieben Jahre, wie Christian Hintermann, Head of Advisory Financial Services, an einer Medienkonferenz erklärte. Trotz Kostensenkungsprogrammen sei es den privaten Geldinstituten nicht gelungen, die Kosten genügend schnell zu senken, um mit einer rascher sinkenden Ertragsbasis mitzuhalten, ergänzte Hintermann.

Und auch die Ertragsmarge (Verhältnis zwischen dem Ertrag einer Bank und den durchschnittlichen verwalteten Vermögen) fiel 2016 mit einem Medianwert von 89 Basispunkten (VJ 97 BP) auf den tiefsten Stand überhaupt. Dies sei hauptsächlich dem niedrigeren Nettokommissionsertrag infolge deutlicher Zurückhaltung der Kunden sowie einem stärkeren Wettbewerb zuzuschreiben, so Hintermann weiter. 2010 lag der Median noch bei 108 Basispunkten.

Auch der Zinsertrag war rückläufig, konnte sich im Jahresverlauf 2016 allerdings wieder erholen dank der Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte durch die US-Notenbank im Dezember 2015.

EIGENKAPITALRENDITE NICHT VERBESSERT

"Die Privatbanken haben es auch 2016 nicht geschafft, die Eigenkapitalrenditen zu verbessern", führte Hintermann weiter aus. Der betreffende Medianwert beläuft sich für das vergangene Jahr auf lediglich 4,1% und entspricht nahezu dem Niveau der Vorjahre. Damit liegt die Eigenkapitalrendite weiterhin deutlich unter den Schätzungen von Marktanalysten von 7 bis 10%.

Betrachtet man die Summe der verwalteten Vermögen, kam es 2016 erstmals in den vergangenen sechs Jahren zu einem Nettoabfluss von 43 Mrd CHF. Dies entspricht per 31. Dezember 2016 3% des verwalteten Vermögens aller untersuchten Institute.

Zuzuschreiben ist dieser Vermögensabfluss gemäss Hintermann vorwiegend grossen sowie mittelgrossen Geldinstituten, die ihre Kernkundensegmente neu ausgerichtet und Nicht-Kernkundensegmente sehr konsequent und rasch abgebaut haben. Das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Bundesgesetz über den internationalen Automatischen Informationsaustausch (AIA) dürfte neben strategischen Überlegungen mit ein wichtiger Grund für diese Entschlossenheit gewesen sein, hiess es weiter.

Verlangsamt hat sich im letzten Jahr auch der Konsolidierungsprozess in der Branche. Elf Transaktionen (VJ 15) wurden verzeichnet, davon lediglich zwei (VJ 9) betrafen Übernahmen zwischen Schweizer Privatbanken.

DREI ÜBERLEBENSSTRATEGIEN

Welche Strategien bieten sich den Privatbanken nun an, um in Zukunft weiter bestehen zu können? Philipp Rickert, Head Financial Services & Member of the Executive Committee, macht drei Möglichkeiten aus: Erstes Schaffung von Grösse durch Gewinnung von Kunden im Ausland, zweitens Fokussierung auf eine Nische und drittens Optimierung des bisherigen Geschäftsmodels durch Kostensenkungen im Umfang von 20% bis 30% oder gar Aufgabe des Geschäfts.

Allerdings glaubt Rickert, dass die erste Strategie maximal von 10 bis 15 der untersuchten Banken umgesetzt werden kann. Wiederum 20 bis 30 Banken brächten die Voraussetzung mit, um eine Nische profitabel betreiben zu können und für 60 bis 70 Banken biete sich letztere Strategie an. Für viele Banken dürfte der Zug aber bereits abgefahren sein, fürchtet Hintermann. Entsprechend rechnet er mit einer weiter sinkenden Zahl an Privatbanken.

sig/ra

(AWP)