Es seien eine Reihe strategischer und organisatorischer Massnahmen beschlossen worden, um die Gesellschaft "für die Zukunft optimal aufzustellen", teilt der Börsenbetreiber am Freitag mit. Seit der Gründung vor zehn Jahren habe sich das Umfeld grundlegend verändert. Dabei werden Technologie, neue Wettbewerber, Regulierung und Margendruck genannt.

Die SIX Group befindet sich im Besitz von rund 130 Finanzinstituten, die auch Hauptnutzer der Dienstleistungen sind. Die Grossbanken halten zusammen einen Anteil von 30%.

DIVISIONEN VERSCHWINDEN

Mit der Neuausrichtung will sich die Gruppe "konsequent" auf Infrastrukturdienstleistungen in den Bereichen Wertschriftengeschäft, Zahlungsverkehr und Finanzinformationen fokussieren. Diese bilden das Kerngeschäft des Unternehmens. Zudem soll eine gruppenweite Innovationseinheit aufgebaut werden.

Die vier Divisionen in ihrer jetzigen Form bleiben nicht bestehen, und das Unternehmen wird künftig nur noch unter der Marke "SIX" am Markt auftreten. Auch die CEO-Posten der Segmente wird es dann nicht mehr geben. Ziel des ganzen ist es, Synergie- und Effizienzeffekte zu schaffen. Darüber hinaus soll ein "optimales Umfeld" geschaffen werden, gezielt innovative Dienstleistungen zu entwickeln und diese rasch am Markt einzuführen.

Die Massnahmen sollen im zweiten Quartal 2018 abgeschlossen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Gruppe in der bisherigen Organisationsform und mit den bisherigen Geschäftsmodellen auftreten.

DIENSTLEISTUNGEN AUF INDIVIDUELLEN WUNSCH

Bisher war das Geschäft der Gruppe in vier Segmente unterteilt: Swiss Exchange (Börse), Payment Services (Bezahldienste), Securities Services (nachbörsliche Dienstleistungen) und Financial Information (Finanzdaten). Neu wird es innerhalb der Gruppe die Bereiche Wertschriftengeschäft, Schweizer Zahlungsverkehr, Datengeschäft, Innovation und Netzwerk, IT sowie Finance & Services geben.

Das bedeutet, dass alle Tätigkeiten des Wertschriftengeschäfts (Börse und Post-Trading) zusammengefasst werden. Zudem wird eine gruppenweite Innovationseinheit aufgebaut. Die Aktivitäten in diesem Bereich werden gebündelt, und es wird ein mit 50 Mio CHF dotierter Venture Fund gegründet, um Innovationen am Finanzplatz Schweiz zu fördern. In der Innovationseinheit sollen zudem bei Interesse einzelner Banken spezielle Dienstleistungen entwickelt werden, die unter Beteiligung der entsprechenden Aktionäre auch verselbständigt werden könnten.

Das Kartengeschäft (Merchant Acquiring und internationale Kartenverarbeitung) soll derweil aus der Kernorganisation herausgelöst werden. Hier will sich die SIX "mit einem strategischen Partner zusammentun", wobei eine Minderheitsbeteiligung angestrebt wird. Die jüngsten Akquisitionen (Aduno und VÖB-ZVD) würden aber wie vorgesehen integriert.

ERFAHRUNG MIT CHANGE-PROJEKTEN

Für die Nachfolge des scheidenden CEO Urs Rüegsegger wurde derweil extern eine Lösung gefunden. Bereits Ende Mai hatte dieser - nach über neun Jahren als Gruppenchef - angekündigt, nach Abschluss des Geschäftsjahres 2017 die operative Verantwortung des Unternehmens abzugeben.

Neu wird Jos Dijsselhof per 1. Januar 2018 Gruppenchef. Der 52-jährige Niederländer verfüge über einen Abschluss in Computerwissenschaft sowie Betriebswirtschaft und habe in seiner Karriere bereits erfolgreich zahlreiche "Change-Projekte" geleitet, heisst es. Er war unter anderem für ABN Amro Bank, Royal Bank of Scotland und ANZ Australia & New Zealand Banking Group tätig, zuletzt von 2014 bis Juni 2017 als Chief Operating Officer und CEO a.i. (2015) bei der Euronext in Amsterdam.

ys/cf

(AWP)