Der Kurs stieg nach Handelsbeginn um 3,4 Prozent auf 120,96 Euro. Im September hatte das Papier mit der mauen Entwicklung von Tech-Werten gut 8 Prozent verloren und die längerfristige Erholung vom Absturz vor rund einem Jahr zunächst beendet. Damals hatte Klein die Mittelfristprognosen wegen neuer Investitionen und wegen der Corona-Pandemie drastisch gekappt, was die Aktie innerhalb weniger Tage von rund 135 Euro auf im Tief unter 90 Euro hatte fallen lassen.

Nun konnte der Manager in diesem Jahr dank des überraschend gut verlaufenen dritten Quartals bereits die dritte Prognoseerhöhung präsentieren - wenn auch wie zuletzt gewohnt in eher kleinen Schritten. Weil die Software zur Nutzung über das Netz bei den Kunden weiter Anklang findet und auch die neuen Produktinitiativen von Klein fruchten, konnte SAP den Umsatz gegenüber dem schwachen Vorjahresquartal um 5 Prozent auf 6,84 Milliarden Euro steigern. Die Cloudgeschäfte wuchsen dabei um ein Fünftel.

"Wir erleben eine Rekordnachfrage nach unseren Anwendungen und unserer Plattform", sagte Klein laut Mitteilung. "Das hat zu einer deutlichen Beschleunigung unseres Cloudwachstums geführt." Das Cloudgeschäft wachse immer schneller und habe zu dem angehobenen Ausblick für das Gesamtjahr geführt, sagte Finanzchef Luka Mucic.

Das angestammte Lizenzgeschäft mit vor Ort installierter Software ging zwar weiter zurück, aber nicht so stark wie von Analysten im derzeitigen Umfeld befürchtet. Die Lizenzen gegen hohe Einmalbeiträge stützen dabei die Gewinne des Softwarekonzerns, auch deshalb zog das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern unerwartet um 2 Prozent auf 2,10 Milliarden Euro an. Analysten hatten hingegen mit einem spürbaren Rückgang gerechnet.

Die operative Marge ging wegen des stärker steigenden Umsatzes um 0,9 Prozentpunkte auf 30,7 Prozent zurück, fiel damit aber ebenso besser aus als gedacht. Klein hatte vor einem Jahr die Pläne seines Vorgängers Bill McDermott zur deutlichen Margensteigerung bis 2023 kassiert, weil er mehr Geld in neue Produktbündel und in die Technik der SAP-Plattformen investieren wollte.

SAP habe die Markterwartungen in allen Belangen geschlagen, urteilte am Morgen Baader-Bank-Experte Knut Woller in einer ersten Reaktion. Die Folge von mehreren guten Quartalen nacheinander bestärke ihn in der Ansicht, dass die aktuellen Mittelfristziele 2025 vorsichtig gewählt seien, schrieb er. Laut Berenberg-Analyst Andrew DeGasperi liegen auch die neuen Jahresumsatzprognosen für das Cloudgeschäft 2021 über dem, was Experten bislang im Schnitt auf dem Zettel hatten.

Klein und Finanzchef Mucic rechnen für 2021 in der Sparte mit Cloudsoftware nun mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 16 bis 19 Prozent. In Wechselkursen vom vergangenen Jahr wären das 9,4 bis 9,6 Milliarden Euro Erlös nach 8,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Bisher standen 15 bis 18 Prozent Anstieg im Plan des Managements.

Das bereinigte operative Ergebnis soll nun währungsbereinigt maximal um 2 Prozent sinken statt um 4 Prozent. Nach wie vor hält SAP im besseren Fall zu konstanten Wechselkursen einen Wert wie im Vorjahr für möglich.

Unter dem Strich blieb mit 1,42 Milliarden Euro dennoch 14 Prozent weniger Nettogewinn übrig als vor einem Jahr, vor allem wurde mehr Geld für die aktienbasierte Vergütung der Mitarbeiter nötig. Grosse Teile der Belegschaft werden bei steigenden Aktienkursen besser entlohnt - und seit dem Absturz der Aktie vor rund einem Jahr zogen die Kurse deutlich an.

Auch SAP hatte in der Corona-Pandemie keinen leichten Stand. Zwar geht das Management davon aus, dass der Umbruch in vielen Wirtschaftszweigen die eigenen Geschäfte nachhaltig befördert, etwa weil Unternehmen nun vermehrt Chancen in der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse sehen. So sieht SAP sich als Weltmarktführer bei Software zur Steuerung von Unternehmen.

Die Konjunkturflaute lastete aber unter anderem auch auf der SAP-eigenen Beschaffungsplattform Ariba, bei der SAP mittels Transaktionsgebühren Geld verdient - der phasenweise Stillstand vieler Wirtschaftsbereiche liess diese einbrechen. Vor allem aber hat es der Reisekostenabrechner Concur schwer, weil Geschäftsreisen und damit deren Spesenabrechnung einfach wegfielen und immer noch nicht zurück auf dem Stand von vor der Pandemie sind.

Kleins Kernprojekt ist derzeit die Verzahnung der zugekauften Technik-Plattformen und die Vereinfachung des Angebot-Sammelsuriums, um den Umstieg der Kunden auf Cloudsoftware zu beschleunigen. Damit will er das Wachstum in dem Bereich noch ankurbeln, um den US-Rivalen von Oracle und Salesforce zuvorzukommen, die dem deutschen Softwareprimus das Leben schwermachen wollen./men/ngu/mis

(AWP)