Die im MDax notierte Ströer-Aktie stieg kurz nach dem Handelsbeginn um mehr als zwei Prozent auf 70,10 Euro. In den letzten Monaten pendelte das Papier meist um die Marke von 70 Euro, nachdem es kurz vor dem Jahreswechsel mit der Impfstoffhoffnung an den Märkten noch auf mehr als 82 Euro geklettert war.

JPMorgan-Analyst Marcus Diebel sieht die neuen Prognosewerte des Konzerns weitgehend im Einklang mit seinen Schätzungen und denen am Markt. Angesichts der üblicherweise vorsichtigen Prognosepolitik des Konzerns dürften die Erwartungen am Markt für das operative Ergebnis (Ebitda) 2021 nun aber sogar etwas zulegen.

Das Unternehmen erwartet nun im zweiten Quartal einen Umsatz, der 42 Prozent über dem pandemiebedingt schwachen Vorjahreszeitraum liegt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll um rund 70 Prozent zulegen. Bisher hatte Ströer für die Monate von April bis Ende Juni ein Erlösplus von bis zu 40 Prozent in Aussicht gestellt, das operative Ergebnis sollte um mehr als 60 Prozent wachsen.

Die Buchungen der Kunden beschleunigten sich laut Ströer in allen Segmenten, besonders aber im Bereich der Aussenwerbung (Out of Home OOH). Hier zog das Geschäft um rund die Hälfte an. Insbesondere grosse nationale Kunden hätten Vermarktungskampagnen wieder aufgenommen. Vor allem die Aussenwerbung litt bisher in der Pandemie unter gekürzten Werbebudgets.

In vielen Bahnhöfen und auch im übrigen Personennahverkehr war unter anderem wegen verstärkter Heimarbeit das Fahrgastaufkommen deutlich niedriger als vor der Krise. Die Plakatflächen und Bildschirme von Ströer waren damit weniger gefragt, auch im ersten Quartal dieses Jahres sank der Umsatz in der Sparte fast um die Hälfte.

Doch inzwischen verkauft sich auch Onlinewerbung wieder besser. Sowohl eigene Portale des Konzerns wie auch das Drittgeschäft liefen im zweiten Quartal besser als zuletzt vom Vorstand um Gründer und Co-Chef Udo Müller gedacht. Das Statistikportal Statista wuchs mit 50 Prozent ebenfalls stärker als erwartet.

Das Ströer-Management rechnet nun mit einer fortgesetzt positiven Entwicklung auch im zweiten Halbjahr. Für das Gesamtjahr geht der Konzern nun von einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro aus und damit in etwa so viel wie 2019. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwarten die Kölner zwischen 490 und 510 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war der Wert von 570 auf 465 Millionen Euro abgesackt. Von Bloomberg erfasste Experten gingen im Schnitt für 2021 aber bereits von etwas mehr aus.

Konkrete Zahlenprognosen hatten die Werbespezialisten für das Gesamtjahr angesichts der Unwägbarkeiten bisher gescheut, das Geschäft sollte sich aber im Tagesgeschäft weitgehend auf dem Niveau von 2019 bewegen. Die finalen Zahlen zum zweiten Vierteljahr legt Ströer am 17. August vor./men/tav/mis

(AWP)