Seit ihrem Start am 17. April habe die Swisscom rund 110 Gemeinden mit der neuen Mobilfunktechnologie 5G erschlossen, sagte Konzernchef Urs Schaeppi am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Mitte Juni waren es erst 58 Gemeinden gewesen.

Dennoch sei derzeit die Abdeckung der Bevölkerung noch klein, sagte Schaeppi. Heute sei 5G erst ein Angebot für frühe Nutzer. Deshalb sei es wichtig, dass die Swisscom eine breite Abdeckung erreiche. "Der Kunde will nicht nur punktuell 5G nutzen."

Derzeit werde der Ausbau von 5G durch Moratorien in gewissen Kantonen gebremst. Teilweise würden sogar die Bewilligungsverfahren geändert, beispielsweise Bagatellverfahren abgeschafft. Das führe nicht nur zur Verzögerungen bei 5G, sondern verhindere auch den Ausbau der bisherigen Technologie 4G. Das habe eine Verschlechterung der Mobilfunknetze zur Folge, denn die Datenvolumen würden ungebremst weiter wachsen, sagte Schaeppi.

Ängste verständlich

Vor kurzem war sogar eine Handyantenne im waadtländischen Denens gesprengt worden. Dabei war die nicht mal ein 5G-Projekt.

"Wir verstehen, dass Menschen Ängste haben bei neuen Technologien", sagte Schaeppi. 5G sei aber vergleichbar mit den heute betriebenen Mobilfunktechnologien 2G, 3G und 4G. "Wir nutzen die gleichen Frequenzspektren wie bisher. Wir haben auch die gleichen strengen Grenzwerte wie bei der alten Technologie", sagte Schaeppi. Also sei 5G nichts Neues. "Deshalb vertreten wir klar die Meinung, dass man das forciert ausbauen sollte."

"Wir bedauern, dass wir durch politische Aktivitäten einzelner Regionen beim Ausbau von 5G ins Hintertreffen geraten. Unser Ziel ist es, die Schweiz mit 5G zu versorgen und nicht nur die Städte. Denn das ist die zukünftige Technologie, die eine Vielzahl von Innovationen ermöglichen und den Wirtschaftsstandort Schweiz stärken wird", sagte Schaeppi.

Derzeit baue die Swisscom 5G dort aus, wo sie keine Hindernisse habe. In Kantonen mit Widerstand gerate man dagegen in Rückstand, sagte Schaeppi. In gewissen Kantonen wie beispielsweise dem Jura würden die Moratorien aber auch wieder aufgehoben.

Auch in Italien werde die Tochter Fastweb Gas geben beim 5G-Ausbau. Das Ziel sei, 90 Prozent Abdeckung bis 2026 zu erreichen, sagte der Swisscom-Chef. Dazu spannt Fastweb beim Aufbau eines landesweiten 5G-Netzes mit dem Mobilfunkbetreiber Wind Tre zusammen.

Fastweb treibt Swisscom-Gewinn

Die Expansion im Mobilfunk zahlt sich bei Fastweb aus und treibt den Swisscom-Gewinn an. Die italienische Tochter konnte die Zahl der Mobilfunk im ersten Halbjahr um über ein Viertel steigern. Der Betriebsgewinn von Fastweb legte in Euro um knapp 7 Prozent zu.

Im gesättigten Heimmarkt Schweiz ging die Erosion indes weiter. Besonders heftig war der Gegenwind im Grosskundengeschäft. Dort sei der Preiskampf so heftig, dass die Swisscom trotz höherer Volumina an Umsatz eingebüsst habe, sagte Schaeppi.

Insgesamt schrumpfte der Konzernumsatz der Swisscom im ersten Halbjahr um 2,4 Prozent auf 5,66 Milliarden Franken. Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) stieg indes um 4,5 Prozent auf 2,24 Milliarden Franken, was hauptsächlich einer Änderung der Buchführungsregeln zu verdanken war.

Auf vergleichbarer Basis wäre der EBITDA in den ersten sechs Monaten lediglich um ein halbes Prozent gestiegen. Neben Fastweb hätten Sparmassnahmen zum leichten Plus beigetragen, hiess es. In der Schweiz wurden von Januar bis Juni 212 Stellen abgebaut. Unter dem Strich sank der Reingewinn um knapp 1 Prozent auf 780 Millionen Franken.

Analysten hatten mehr Umsatz erwartet, sprachen aber von eine soliden Resultat. Die Aktie fiel bis gegen 13.25 Uhr um 2 Prozent, während der Gesamtmarkt 0,7 Prozent nachgab.

jb/rw

(AWP)