Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten zunächst positiv aufgenommen. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate legte die Aktie am Morgen zeitweise um mehr als drei Prozent zu. Zuletzt lag sie jedoch nur noch mit rund einem halben Prozent im Plus.

Im dritten Quartal schnitt das Institut, das sich mitten in einem tiefgreifenden Umbau befindet, besser ab als vom Management geplant und von Analysten erwartet: Vor Steuern stand ein Plus von 482 Millionen Euro in den Büchern, nach Steuern waren es 309 Millionen Euro. Davon müssen aber unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Nachranganleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Frankfurter Dax-Konzerns ein Gewinn von 182 Millionen Euro entfiel. Ein Jahr zuvor hatte der im Juli 2019 eingeleitete Konzernumbau für tiefrote Zahlen gesorgt.

Mit dem radikalen Konzernumbau will die Deutsche Bank nach einer Serie von Verlustjahren wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Das lange verlustreiche Geschäft der hauseigenen Investmentbank wurde zurechtgestutzt, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Bank zurück. Sewing will die Kosten deutlich nach unten drücken und peilt für das Jahr 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent an.

Dazu soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 verringert werden. Ende September 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen bei 86 984. Im Heimatmarkt Deutschland will das Institut jede fünfte Filiale streichen und das Netz auf 400 Standorte schrumpfen.

"Im fünften Quartal unserer Transformation haben wir neben unserer Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile gewinnen können", sagte Sewing. "Unser fokussiertes Geschäftsmodell zahlt sich aus, und wir erwarten, dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird." Analysten hatten im Schnitt für den Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2020 unter dem Strich mit einem Verlust gerechnet.

Das positive Abschneiden im dritten Quartal lag unter anderem an gestiegenen Erträgen: Hier erwies sich das Investmentbanking als wichtige Stütze, während die Erträge in der Privatkundenbank stagnierten und die Sparte sogar in die roten Zahlen rutschte.

Auch der eingeleitete Sparkurs trug zum positiven Zwischenergebnis bei, ebenso wie die Tatsache, dass die Deutsche Bank mit 273 Millionen Euro deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegte als in den ersten beiden Quartalen. Seit Jahresbeginn hat der Dax-Konzern gut 1,5 Milliarden Euro in die Risikovorsorge für gefährdete Darlehen gesteckt - mehr als dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben bei Banken in aller Welt Sorgen ausgelöst, dass von der Krise gebeutelte Kreditnehmer ihre Darlehen nicht zurückzahlen können.

"Wir haben im dritten Quartal unsere Erträge im Vorjahresvergleich um 13 Prozent gesteigert und gleichzeitig die Ausgaben um 10 Prozent gesenkt", schrieb Sewing in einer Nachricht an die Belegschaft. "So sind wir auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel für 2022." Im laufenden Jahr sollen die Kosten der Bank auf 19,5 Milliarden Euro sinken. Das wären 3,3 Milliarden weniger als Jahr 2018. Sewing sieht die Bank "voll auf Kurs" zu diesem Ziel.

Die börsennotierte Fondstochter DWS profitierte unterdessen weiter von Kostensenkungen und hohen Mittelzuflüssen. Im dritten Quartal kletterte ihr Gewinn unter dem Strich im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 151 Millionen Euro. Die Gesamterträge der DWS lagen mit 558 Millionen Euro leicht unter den 560 Millionen Euro aus dem Vorjahr, während die um Sonderposten bereinigten Kosten dank Personaleinsparungen um 12 Prozent auf 342 Millionen Euro zurückgingen. Das mittelfristige Ziel, die Aufwands-Ertrags-Quote unter 65 Prozent zu bringen, sei damit dieses Jahr bereits erreichbar und damit ein Jahr früher als geplant, hiess es vom DWS-Management um Vorstandschef Asoka Wöhrmann./stw/ben/men/DP/stw

(AWP)