Wegen dem Fokus auf Läden an stark frequentierten Orten wie Bahnhöfen litt Valora auch im ersten Halbjahr 2021 unter den abgeflauten Pendlerströmen. Der Nettoumsatz lag im ersten Halbjahr mit 814 Millionen Franken nur knapp unter dem Vorjahr, obwohl mit Januar und Februar zusätzliche Monate von der Coronapandemie betroffen waren, wie die Gesellschaft am Mittwoch mitteilte. Zum Niveau von 2019 fehlen nach wie vor rund 20 Prozent der Umsätze.

Betriebsergebnis bleibt positiv

Unter dem Strich musste Valora einen Verlust von 3,8 Millionen Franken hinnehmen, dies nach einem Fehlbetrag von (revidiert) 8,4 Millionen in der Vorjahresperiode. Immerhin blieb der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT mit 7,4 Millionen im positiven Bereich (VJ -1,9 Mio).

Dies ist vor allem auf die tiefere Kostenbasis zurückzuführen, aber auch Kurzarbeitsentschädigungen sowie Mieterlasse leisteten einen Beitrag. Zudem konnte die Gruppe in Deutschland vom Programm "Überbrückungshilfe III" profitieren, wobei der Maximalbetrag von 13,1 Millionen Franken voll ausgeschöpft wurde.

Anpassung an neue Realität

Mit dem Fortschreiten der Impfprogramme und den abnehmenden Restriktionen rechnet die Gruppe mit einer stetigen Normalisierung der Geschäfte. So will Valora in den nächsten sechs bis neun Monaten mit ihren operativen Einheiten auf das Vorkrisenniveau zurückkehren, wie CEO Michael Mueller am Mittwoch vor den Medien bekräftigte.

Allerdings stellt sich Valora auch mittelfristig auf eine tiefere Kundenfrequenzen an den Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs ein. Die zunehmende Verbreitung von Homeoffice dürfte zu einer Abnahme von 5 Prozent führen, schätzt der CEO. Abgemildert werden könnte dieser Effekt allerdings dadurch, dass mehr Pendler auf den öffentlichen Verkehr umsteigen.

Strategie wird weiterverfolgt

An der eingeschlagenen Strategie will Valora weiterhin festhalten. So soll der margenstarke Food-Bereich weiter ausgebaut werden. Während der Coronapandemie hat dieser Bereich besonders stark gelitten und dürfte deshalb nun auch in zunehmenden Ausmass von der Erholung profitieren.

Die heute angekündigte Übernahme des Betriebs der 39 Tanstellenshops per Anfang 2022 von Moveri verdeutlicht diese Stossrichtung. "Das sind gute Standorte mit einem hohen Food-Anteil", so Mueller. Die Läden, die bislang zum grossen Teil unter der Marke "Aperto" betrieben wurden, sollen in Avec-Filialen umgewandelt werden und 2022 rund 60 Millionen Franken zum Umsatz beisteuern.

EBIT von 25 bis 35 Mio erwartet

Mit der zunehmenden Stabilisierung seit März sieht sich Valora auch wieder in der Lage, einen konkreten Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung abzugeben. Für 2021 wird ein EBIT zwischen 25 und 35 Millionen Franken erwartet, für das kommende Jahr dann ein Anstieg auf rund 70 Millionen mit einer möglichen Abweichung von 10 Prozent gegen unten oder oben.

Obwohl für 2019 und 2020 krisenbedingt auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet wurde, habe sich an der ursprünglichen Ausschüttungspolitik nichts geändert, sagte Mueller ausserdem. "Wir werden weiterhin einen grossen Teil des Cashflows ausschütten." Ob die Dividendenzahlung bereits für 2021 wieder aufgenommen werde, sei derzeit aber noch offen.

Laut einem Analystenkommentar ist der Zahlenausweis von Valora für das Halbjahr "besser als befürchtet" ausgefallen. Auch an der Börse können die Titel Boden gut machen und ziehen bis am Mittwochmittag um 5,1 Prozent auf 189 Franken an. Damit liegt der Kurs aber weiterhin rund 30 Prozent unter dem Niveau von Februar 2020.

an/uh

(AWP)