Vor allem in der Begrenzung von Fixkosten habe es in der Marke VW bereits Fortschritte gegeben, sagte der Manager, der seit April zusätzlich zur Marke auch den Konzernvorsitz innehat. "Nach wie vor gibt es aber grossen Nachholbedarf - in der Verwaltung, in der Produktion und in der Entwicklung", mahnte er. Der Manager verwies für Details auf die Pressekonferenz von Volkswagen Pkw am Mittwoch.

Seit vergangener Woche droht in Wolfsburg ein neuer Streit zwischen Unternehmen und Betriebsrat. Das "Handelsblatt" hatte über Pläne berichtet, wonach Diess 5000 oder noch mehr Stellen in der Verwaltung streichen und so Milliarden bei der lange Zeit chronisch ertragsschwachen Kernmarke einsparen wolle. Betriebsratsboss Bernd Osterloh hatte hingegen vor allem wegen des Schlamassels rund um den Abgas- und Verbrauchstest WLTP schwere "Managementfehler" gerügt und personelle Konsequenzen gefordert.

Osterloh kenne das Unternehmen sehr genau, deswegen seien Diskussionen mit ihm auch immer hilfreich, sagte Diess. Erst gestern habe er ein konstruktives Gespräch geführt. Aber er könne verstehen, dass das Thema schwierig sei - schliesslich spreche man über einen Personalabbau.

Die Marken des Volkswagen-Konzerns büssten im vergangenen Jahr vor allem wegen der Einführung neuer Abgas- und Verbrauchstests teilweise deutlich an Gewinn ein. WLTP sei ein leidiges Thema, sagte Finanzvorstand Frank Witter. Schon früh hatte er vor hohen Kosten gewarnt, die er nun erneut auf eine Milliarde Euro bezifferte. Er widersprach damit weit höheren Zahlen, die im "Spiegel" kursierten.

Bei der Kernmarke VW fiel das operative Ergebnis vor den Sondereinflüssen aus der Dieselaffäre von 3,3 auf 3,2 Milliarden Euro - obwohl der Umsatz spürbar auf 84,6 Milliarden Euro kletterte. Die Umsatzrendite fiel auf 3,8 Prozent. Sie gibt an, wie viel vom Umsatz als Betriebsgewinn übrig bleibt. Mit dem Wert verfehlte VW das Ziel, zumindest das untere Ende der selbst gesetzten Spanne von 4 bis 5 Prozent zu erreichen.

Der Konzern konnte wegen fehlender Zulassungen im Rahmen neuer Verbrauchstests viele Modelle seiner Marken über längere Zeit nicht anbieten, vor allem VW und Audi waren betroffen. Bei Audi werden wohl erst Ende des Monats wieder alle Varianten verfügbar sein, sagte Diess. Bei vielen Wagen mussten VW und seine Töchter den Kunden einen Rabatt geben, um ihn zu behalten, obwohl sein Wunschauto nicht verfügbar war.

Bei Audi gingen im vergangenen Jahr die Verkäufe zurück, der Umsatz der Ingolstädter sank leicht auf 59,2 Milliarden Euro. Auch bei der Premiumtochter aus Ingolstadt konnte der Konzern das Renditeziel knapp nicht erreichen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen fiel.

Auch bei der Tochter Skoda sowie den kleinen Nutzfahrzeugen belastete WLTP das Ergebnis. Die Sportwagentochter Porsche steigerte im Automobilbau ihren Umsatz um fast ein Zehntel auf 23,7 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte leicht auf 4,1 Milliarden Euro zu. Die Stuttgarter sind mit ihren Luxusautos die Renditeperle - allerdings ging auch bei Porsche die hohe Profitabilität leicht zurück.

Konzernweit kostet auch die Entwicklung neuer Elektromodelle Geld. Diess treibt derweil die Bemühungen auf dem Feld weiter voran. Der Konzern will noch mehr reine Elektromodelle auf die Strasse bringen. Bis 2028 sollen fast 70 neue E-Autos in den Verkauf gehen. Bisher hatte VW von 50 E-Modellen gesprochen. In den kommenden zehn Jahren will VW dann 22 Millionen Elektroautos auf eigenen Plattformen bauen statt bisher 15 Millionen. "Jetzt gilt es, alle Kräfte auf ein Ziel auszurichten", sagte er und forderte von der Branche und der Politik mehr Entschlossenheit. "Kohle- und CO2-freier Strom ist ein Muss." Gemeinsam müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden.

Volkswagen will allein in den kommenden fünf Jahren 44 Milliarden Euro in neue Technik wie E-Antriebe, autonomes Fahren und Digitalisierung stecken. Im nächsten Jahrzehnt greifen in der EU härtere Vorschriften für den Ausstoss des klimaschädlichen Kohlendioxids. Im Volkswagen-Konzern stiegen die Emissionen von Neuwagen 2018 um ein Gramm auf 123 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer an. Ab 2021 muss der durchschnittliche Ausstoss eines Herstellers in der EU die Grenze von 95 Gramm einhalten. Drohende Strafzahlungen sind in der Branche ein Grund für die hohen Investitionen in die E-Mobilität.

Am Mittag lagen die Vorzugsaktien des Dax-Konzerns mit 1,3 Prozent im Minus. Die wesentlichen Geschäftszahlen hatte VW schon mitgeteilt.

Wie in den Vorjahren kostete die Dieselaffäre erneut Milliarden. Die Kosten zur Bewältigung der Softwaremanipulation bei Dieselmotoren kletterten vergangenes Jahr um weitere 3,2 Milliarden auf rund 29 Milliarden Euro. In Deutschland sind nach Angaben des Konzerns derzeit rund 46 000 Klagen anhängig, im Ausland weitere eintausend.

Bei dem anvisierten Börsengang der Lkw-Tochter Traton will Diess Tempo machen. "Über den Börsengang entscheiden wir in absehbarer Zeit", sagte er. Es müssten aber auch die Bedingungen an den Geld- und Kapitalmärkten stimmen. /men/bch/mne/jha/

(AWP)