SAN FRANCISCO (awp international) - Volkswagen kommt bei der Bewältigung seiner "Dieselgate"-Rechtslasten in den USA voran. Nach monatelangem Ringen mit den US-Behörden fand der Konzern einen Kompromiss für die vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselwagen mit grösseren Motoren. VW habe zugestimmt, Rückkäufe für rund 20 000 der insgesamt etwa 80 000 3,0-Liter-Fahrzeuge mit illegaler Abgastechnik anzubieten, sagte der zuständige Richter Charles Breyer bei einer Anhörung am Dienstag in San Francisco. Bei den restlichen Autos solle der Konzern zunächst die Chance zu einer Rückrufaktion erhalten. Sollte die Umrüstung scheitern, müssten diese Wagen ebenfalls zurückgekauft werden.

Die Einigung betrifft grössere Dieselwagen aus dem VW-Konzern - es geht um teure Dickschiffe wie Porsche Cayenne und VW Touareg, vor allem aber um viele Audi -Luxusmodelle. Rückkäufe müssen für ältere Fahrzeuge der Baujahre 2009 bis 2012 angeboten werden, hier gilt eine Umrüstung bereits als aussichtslos. Bei den neueren Modellen hofft VW, die verbotene Abgas-Software beseitigen zu können, was viel Geld sparen würde. Zusätzlich zu den Rückkäufen und Reparaturen muss der Konzern 225 Millionen Dollar in einen Umweltfonds einzahlen.

RICHTER: 'SUBSTANZIELLE ENTSCHÄDIGUNGSZAHLUNGEN'

Auch mit den Anwälten der betroffenen Kunden wurde laut Breyer eine Einigung in wesentlichen Aspekten erzielt. Der Richter sprach von "substanziellen Entschädigungszahlungen" für die Dieselbesitzer. Einzelheiten sollten bei einer weiteren Anhörung am Donnerstag bekanntgegeben werden.

Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sprach von einem "weiteren wichtigen Schritt nach vorne". Die Parteien arbeiteten weiterhin an einer Lösung der verbleibenden Themen.

AUCH BOSCH MIT GRUNDSATZEINIGUNG

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in grossem Stil bei Abgastests manipuliert zu haben. Bei kleineren Dieselwagen mit 2,0-Liter-Motoren hatte der Konzern sich mit US-Klägern bereits auf einen bis zu 16,5 Milliarden Dollar teuren Vergleich verständigt.

Der Zulieferer Bosch, der in den USA wegen Mitwirkung am Abgasbetrug angeklagt ist, hat sich dem Richter zufolge ebenfalls auf eine Grundsatzeinigung mit den US-Klägern verständigt. Details hierzu nannte Breyer vorerst nicht. Auch das Unternehmen äusserte sich zunächst nicht. US-Medien hatten zuvor berichtet, der Vergleich könnte Bosch mehr als 300 Millionen Dollar kosten. Wie die Einigung konkret aussieht, darüber könnte die nächste Gerichtsanhörung Aufschluss geben. Sie soll an diesem Donnerstag um 11.00 Uhr Ortszeit (20.00 MEZ) stattfinden./men/hbr/he

(AWP)