Der Umsatzanstieg im Nicht-Covid-Geschäft sei auf die "erfreulichen Trends der Wiedereröffnung von Forschungslaboren weltweit zurückzuführen", ergänzte Konzernchef Thierry Bernard. Diagnostische Labore testeten inzwischen wieder vermehrt über Covid-19 hinaus. "Diese Entwicklung bestätigt die Tatsache, dass das Geschäft von Qiagen zwar Covid-relevant ist, aber nicht von Covid abhängt", betonte Bernard.

Mit dem starken Quartal überraschte Qiagen auch die Analysten. Ein Händler störte sich am Morgen jedoch vor allem daran, dass der Jahresausblick nicht angehoben wurde. Dies könnte im Laufe des Tages womöglich noch ein Problem für die Aktie werden, vermutete der Börsianer.

Zum Handelsauftakt am Dienstag legte das im MDax notierte Papier um fast 2 Prozent zu. Als Profiteur der Corona-Krise hatte Qiagen an der Börse im vergangenen Jahr zwar um gut 40 Prozent zugelegt, doch seit Jahresbeginn 2021 hatte sich zuletzt ein kleiner Verlust von knapp sechs Prozent angesammelt.

Im Berichtszeitraum zwischen Januar und März legten die Konzernumsätze im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 567,2 Millionen US-Dollar (470,8 Mio Euro) zu. Währungsbereinigt betrug das Plus noch 48 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie wurde mit 66 US-Cent fast verdoppelt. Damit lief es noch besser als vom Management gedacht.

Mit Produkten ohne Covid-19-Bezug erlöste Qiagen im Berichtzeitraum 364 Millionen Dollar, dies war ein währungsbereinigter Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit trugen diese Geschäfte 64 Prozent des Gesamtumsatzes bei.

Qiagen hat neben verschiedenen Covid-19-Testungen beispielsweise den Tuberkulose-Test Quantiferon und diverse Diagnostikgeräte etwa zur Gensequenzierung im Programm. Die Pandemie hatte im vergangenen Jahr die Nachfrage nach einigen Produkten zeitweise lahmgelegt, aber bereits im Schlussquartal verspürte Qiagen wieder mehr Auftrieb. Im ersten Quartal erhöhten sich etwa die Erlöse mit den wichtigsten Aushängeschildern Quantiferon und den Laborgeräten Qiastat-Dx und NeumoDx um fast ein Viertel. In Produktgruppen mit Bezug zu Covid-19 kletterten die Umsätze um 186 Prozent auf 203 Millionen Dollar.

Qiagen will unverändert im laufenden Jahr seinen Umsatz gerechnet zu konstanten Wechselkursen um 18 bis 20 Prozent steigern, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bei 2,42 bis 2,46 Dollar herauskommen. Für das zweite Quartal erwartet der Vorstand ein ähnlich starkes Erlöswachstum von 20 Prozent (wechselkursbereinigt). Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf 0,62 bis 0,64 Dollar steigen nach 0,55 Dollar im Vorjahr.

Am Markt waren in den vergangenen Monaten immer wieder Zweifel aufgekommen, wonach dem Konzern als Profiteur der Krise nach dem Abflauen der Pandemie nicht genügend Wachstumstreiber bleiben könnten. Nach dem missglückten Kauf durch einen US-Konzern im vergangenen Jahr wurde Qiagen daher von einigen Beobachter weiter als Übernahmekandidat gesehen.

Das Qiagen-Management hält hier jedoch weiterhin dagegen: "Wir fokussieren uns auf die Umsetzung unserer Pläne für 2021 und sehen uns gut aufgestellt, um nachhaltiges Wachstum und die Schaffung von Mehrwert in der Zeit nach der Pandemie zu ermöglichen", unterstrich Bernard. Zuletzt hatte der Konzern Produkte eingeführt, die auch über das Corona-Virus hinaus angewendet werden können. Zudem kam in Zusammenarbeit mit Diasorin etwa ein Test zum Nachweis der Lyme-Borreliose auf den Markt. Auch treibt der Konzern den Absatz über digitale Kanäle weiter voran.

Qiagen sollte eigentlich 2020 durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientfic übernommen werden, der milliardenschwere Zukauf war aber Anfang August an der mangelnden Unterstützung der Qiagen-Aktionäre gescheitert. Das MDax-Unternehmen hatte daraufhin erklärt, eigenständig weitermachen zu wollen. Im vergangenen Februar hatten wiederum Gerüchte die Runde gemacht, wonach der US-Diagnostik-Spezialist Quidel einen Zusammenschluss mit Qiagen prüfe. Bernard hatte wiederum damals vor Analysten erklärt, Qiagen schaue selbst nach Übernahmen./tav/nas/stk

(AWP)