"Wir haben eine klare Philosophie bei Roche", sagte Konzernpräsident Christoph Franz am Donnerstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zum einen müsse der medizinische Bedarf gegeben sein. Die zweite Frage sei: Haben wir eine neue wissenschaftliche Idee für ein Medikament mit einem Wirkungsmechanismus, der besser ist als das, was es bereits gibt?

In manchen Gebieten habe man so eine Idee und in anderen Gebieten vielleicht nicht, sagte Franz auf die Frage, warum Roche - spezialisiert auf die Krebsforschung - eigentlich keine Medikamente gegen Malaria oder andere Seuchen entwickle.

"Die grossen Malaria-Mittel sind ja historisch von Roche erfunden worden, da waren wir Pioniere." Jetzt sei man in diesem Gebiet mehr im Bereich der Diagnostik "unterwegs".

Ein weiterer schwieriger Bereich sind Antibiotika. Hier weiss Roche um den Bedarf und erforscht vor allem Antibiotika gegen Multiresistenzen - trotz Rückschlägen.

Digitalisierung beschleunigt Forschung

Mit Blick auf das diesjährige Forumsthema am WEF, die vierte industrielle Revolution, sagte Franz: "Es ist die Hoffnung, dass wir mit Hilfe von Digitalisierung Produkte schneller bis zur Zulassung bekommen." Als ein Beispiel nannte Franz, wenn in Studien benötigte Daten durch Patientendaten aus dem klinischen Alltag ersetzt werden können.

Deutlich spürbar sei am WEF indes, dass der grenzenlose Optimismus über die Entwicklung dieser Welt in diesem Jahr deutlich weniger ausgeprägt sei. "Wir haben nach wie vor eine gute wirtschaftliche Situation, aber es sind durchaus Wolken - zwar noch nicht sehr dunkle - am Horizont erkennbar." Als Beispiel nannte er etwa die anhaltenden Handelsspannungen.

Mit Blick auf das Brexit-Chaos zeigte sich Franz jedoch gelassen: Er mache sich da keine grösseren Sorgen. "Tatsache ist, wir haben keine Produktionsstätten in Grossbritannien." Das dortige Geschäft, das durchaus substantiell sei, bleibe bestehen, und auch Kooperationen mit Universitäten würden nach einem Ausstieg Grossbritanniens aus der EU fortgeführt.

Laut Konzernsprecher Nicolas Dunant wurden zudem bereits Massnahmen getroffen, dass die Patienten auf der Insel bei einem (ungeregelten) Brexit weiter versorgt bleiben. Es wurden etwa Lager aufgebaut. Man sei ausserdem auch darauf vorbereitet, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) von London weg nach Amsterdam ziehe, sagte er.

Innovationskraft

Für Roche im Speziellen bleibt das dominierende Thema - wie gehabt - die Produkte-Pipeline. Besonders in den kommenden zwei bis drei Jahren sei die Herausforderung, mit neuen Medikamenten auslaufende Patente überzukompensieren. Das letzte Jahr habe gezeigt, dass Roche die Innovationskraft habe und in der Lage sei, kontinuierlich weiter zu wachsen, gab sich Franz optimistisch.

Roche präsentiert wie auch Branchennachbar Novartis in der kommenden Woche das Jahresergebnis 2018. In den ersten neun Monaten konnte sich das Pharmaunternehmen in der Tat dem negativen Einfluss durch Nachahmerprodukte erfolgreich entziehen und erzielte einen Umsatzanstieg von 7 Prozent auf 42,1 Milliarden Franken. Neu eingeführte Mittel machten dabei 90 Prozent des Wachstums aus.

ys/tt

(AWP)