Das sind vier Fälle mehr als im Jahr davor, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten "Forensic Fraud Barometer" des Beratungsunternehmens KPMG hervorgeht. Die gesamte Deliktsumme, um die es in den behandelten Fälle geht, belief sich auf rund 355 Millionen Franken. 2019 hatte die Deliktsumme trotz weniger Fällen mit gut 363 Millionen aber noch etwas höher gelegen.

Am meisten «Berufsbetrüger» und viele kriminelle Normalos

Sehr oft waren die Täter sogenannt gewerbsmässige Betrüger, die sich also durch Betrügereien über einen gewissen Zeitraum etwas dazu verdient haben. Laut der Erhebung von KPMG wurden von dieser Tätergruppe wie schon im Vorjahr die meisten der Delikte (19) verübt. Ebenfalls ähnlich wie im Jahr davor haben sich 2020 wieder viele Führungskräfte von Unternehmen zu bereichern versucht: Manager standen in 12 Fällen im Zentrum von Wirtschaftskriminalfällen.

Besonders auffällig ist aber, dass die Tätergruppe der Privatpersonen sehr stark zugenommen hat. Ganz normale Leute wie der nette Kollege aus dem Sportclub oder die junge Mutter aus der Nachbarschaft verübten im vergangenen Jahr mit 13 Fällen mehr als viermal so häufig Wirtschaftsdelikte. Privatpersonen waren damit vergangenes Jahr die zweitgrösste Tätergruppe nach Anzahl Delikten.

Die Deliktsumme aus diesen Fällen nahm noch viel stärker zu: Nach 2 Millionen 2019 ergaunerten sich die Privatpersonen 2020 insgesamt 144 Millionen Franken, das sind durchschnittlich 11 Millionen pro behandelten Fall. Allerdings relativiert KPMG diese Zahlen: Der starke Anstieg der Schadenssumme sei auf drei grosse Fälle zurückzuführen, die zusammen einen Schaden von rund 130 Millionen Franken verursacht hätten, heisst es.

Öffentliche Institutionen häufig Opfer

Wie bereits im Vorjahr waren auch 2020 die öffentlichen Institutionen am häufigsten das Ziel von Wirtschaftskriminellen. Sie waren in 20 der 52 behandelten Fälle das Opfer. Das liegt laut dem Leiter Forensik bei KPMG, Anne van Heerden, an der Art der Delikte: "Ein Grossteil der Delikte, bei denen öffentliche Institutionen betroffen sind, sind Fälle von (Sozial-)Versicherungsbetrug", wird er im Communiqué zitiert.

Mit acht Fällen machten sie 40 Prozent der Delikte gegen öffentliche Institutionen aus. Die Schadensumme aus diesen Fällen ist aber mit 8,5 Millionen vergleichsweise gering, denn die gesamte Schadensumme beläuft sich laut der Erhebung auf 203 Millionen. Laut van Heerden kamen auch Geldwäscherei, ungetreue Geschäftsbesorgung und Steuerbetrug vor. Ein einzelner Fall von Steuerbetrug habe mit über 72 Millionen Franken zu Buche geschlagen und damit einen Drittel des gesamten Schadens bei öffentlichen Institutionen verursacht.

Am zweithäufigsten zielten die Kriminellen auf Privatpersonen ab (12 Fälle), am drittmeisten auf kommerzielle Unternehmen (10 Fälle). Nach Art des Delikts waren ungetreue Geschäftsbesorgung und Unterschlagung im vergangenen Jahr mit je 10 Fällen am häufigsten. Diese Delikte verursachten zusammen über 40 Prozent des gesamten Schadens. Die durchschnittlichen Deliktsummen sind mit unter 9 Millionen allerdings weitaus kleiner als beispielsweise beim Steuerbetrug, wo die Täter im Durchschnitt über 30 Millionen ergaunert haben.

(AWP)