Analysten hatten mehrheitlich mit unveränderten Zinsen gerechnet. Allerdings waren sich die Fachleute nicht ganz sicher, wie sich die Bank of England verhält: Die Inflation im Königreich ist zwar hoch, was für steigende Zinsen spricht. Zugleich breitet sich aber die neue Corona-Variante Omikron rapide aus und dämpft das Wirtschaftsgeschehen.

Das britische Pfund quittierte den Zinsschritt mit deutlichen Kursgewinnen gegenüber Dollar und Euro. Britische Staatsanleihen gerieten hingegen unter Druck, im Gegenzug stiegen die Kapitalmarktzinsen an. Britische Aktien büssten einen Teil ihrer zuvor erzielten Gewinne ein.

Die Entscheidung des geldpolitischen Ausschusses MPC fiel nicht einstimmig aus. Acht Notenbanker, darunter Zentralbankchef Andrew Bailey, stimmten für steigende Zinsen. Die Notenbankerin Silvana Tenreyro stimmte jedoch gegen einen unmittelbaren Zinsschritt. Die Bank of England deutete die Notwendigkeit weiterer Zinsstraffungen an, die jedoch in moderatem Tempo erfolgen sollen.

Hintergrund der Entscheidung ist die hohe Inflation, die im November die Fünf-Prozent-Marke überschritten hat und einen zehnjährigen Höchststand markierte. Der Teuerungsschub ist zwar auch Folge einer stark anziehenden Nachfrage und erheblicher Handelsverspannungen infolge der Pandemie. Ökonomen warnen jedoch vor einer sich selbst verschärfenden Lohn-Preis-Spirale, sollten Arbeitnehmer höhere Löhne als Kompensation für die stark steigenden Preise verlangen.

Dass es sich die Notenbank nicht einfach gemacht hat mit ihrer Entscheidung, zeigen die Aufzeichnungen zur Zinssitzung, die zeitgleich veröffentlicht wurden. Darin heisst es, dass das Auftauchen der Omikron-Variante eigentlich für ein Abwarten gesprochen habe, um die Auswirkungen der neuen Mutante auf die Wirtschaft zu prüfen. Andererseits habe der hohe Preisauftrieb eine zeitnahe Straffung erfordert./bgf/jsl/eas

(AWP)