Die Äusserungen wurden an den Finanzmärkten als tendenzielle Absage an eine Zinsanhebung auf der kommenden Sitzung Mitte Mai interpretiert. Das britische Pfund geriet schon am Donnerstagabend erheblich unter Druck. Am Freitag folgten die britischen Kapitalmarktzinsen, die spürbar nachgaben. Die am Geldmarkt ablesbare Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung auf der nächsten Zinssitzung fiel am Freitagmorgen von zuvor etwa 80 Prozent auf unter 50 Prozent. Fachleute sehen eine Zinsanhebung bei solchen Werten als nicht mehr vollständig eingepreist an.

Die Notenbank selbst hatte das Datum Mitte Mai zwar nie explizit genannt, sich aber auch nicht ausdrücklich dagegen ausgesprochen. Vor den Bemerkungen Carneys war am Markt trotz zuletzt schwacher Konjunktur- und Inflationsdaten noch stark mit einer Zinsanhebung im Mai gerechnet worden. Auch sprach der Notenbankchef gegenüber der BBC die zuletzt eher enttäuschenden Wirtschaftszahlen an. Er schränkte aber ein, dass für die Notenbanker das Gesamtbild der Wirtschaftslage entscheidend sei.

Der jüngste geldpolitische Schwenk Carneys kann als weitere Episode einer mitunter schwer vorhersehbaren Geldpolitik der Bank of England gelten. In guter Erinnerung sind Fachleuten mehrere Richtungsschwenks, die Carney vor etwa vier Jahren unternahm. Seinerzeit hatte die Notenbank den Anschein erweckt, auf eine geldpolitische Straffung zuzusteuern. Vollzogen hatte sie diese letztlich aber nie. Diese Phase der Unstetigkeit hat Carney an den Märkten den Ruf eines nicht immer zuverlässigen geldpolitischen Signalgebers eingebracht./bgf/jkr/stw

(AWP)