"Die Pensionskassen stehen vor einer doppelten Herausforderung", sagte CS-Ökonom Oliver Adler am Dienstag bei der Vorstellung der Studie. Das Umfeld habe sich in den letzten Jahrzehnten mit steigender Lebenserwartung bei sinkenden Zinsen stark verändert. Für 93% der befragten Pensionskassen stellt das Tiefzinsumfeld eines der wichtigsten Probleme dar, mehr als die Hälfte bezeichnen es sogar als ihre grösste Herausforderung. Mit jeweils knapp 60% wurden der Mindestumwandlungssatz sowie der demografische Wandel als Hauptsorgen genannt.

"Die steigende Lebenserwartung und der Renditedruck zwingen die Vorsorgeeinrichtungen dazu, sowohl auf der Leistungs- als auch auf der Anlageseite Massnahmen zu treffen", wird Beat Zeller, Leiter Pension Funds & Corporate Investors der Credit Suisse, zitiert.

Die in der Rentenreform "Altersvorsorge 2020" geplante Senkung des Mindestumwandlungssatzes von derzeit 6,8% auf 6,0% werde - wenig überraschend - von 94% der befragten Vorsorgeeinrichtungen befürwortet. Viele sähen aber über diese Massnahme hinausgehenden Handlungsbedarf.

ERTRÄGE OHNE HÖHERE RISIKEN KAUM MÖGLICH

Nachdem im Jahr 2015 im Schnitt eine Rendite von gerade einmal 1,0% erzielt wurden, lag diese gemäss dem Pensionskassen-Index der CS 2016 bei durchschnittlich 3,9%. Die nötigen Erträge ohne die Inkaufnahme höherer Risiken zu erzielen werde aber zunehmend schwierig, heiss es. So gaben 60% der Kassen an, ihre Anlagestrategie angepasst zu haben. Der Anteil von Obligationen sei zugunsten von Aktien, Immobilien und alternativen Anlagen reduziert worden.

Mit geschätzt 31% stellten Obligationen zwar auch 2016 die wichtigste Anleiheklasse dar, der Anteil lag aber so tief wie zuletzt im Jahr 2000. Dagegen sei der Anteil an Immobilien mit 19% oder alternativen Anlagen mit 9% auf Rekordwerte gestiegen. Auch Aktien lägen mit 30% so hoch wie zuletzt im Jahr 2000. Dabei zeigten sich die Renditen von Aktien erwartungsgemäss schwankungsanfälliger, Immobilien seien derweil ein Stabilitätsanker.

UMVERTEILUNG UND NEUE ARBEITSMODELLE

Um den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, müssten eigentlich die entsprechenden Parameter der beruflichen Vorsorge angepasst werden. So müsste der technische Zinssatz deutlich tiefer angesiedelt werden, wie es hiess. Auch der noch zu hohe Umwandlungssatz führe zu in der zweiten Säule nicht vorgesehenen Umverteilung von den aktiven Versicherten zu den Rentnern. Diese belief sich 2015 auf rund 5,3 Mrd CHF und deute auf eine Verschärfung der Umverteilungsproblematik hin - 2010 lag die Umverteilung noch bei 3,5 Mrd.

Das gesamte System dürfte allerdings auch durch neue Arbeitsmodelle wie Teilzeit oder Freelancer vor Herausforderungen gestellt werden. Diese Fragmentierung von Erwerbsbiografien führten im heutigen System zu einer Benachteiligung der betroffenen Versicherten. Besonders stark wirke sich Teilzeitarbeit bei tiefen Löhnen auf die Altersvorsorge aus.

dm/cp

(AWP)