"Es ist plausibel anzunehmen, dass die Inflation mittelfristig unter unser Ziel von zwei Prozent sinken wird", sagte Schnabel. Allerdings deuteten die Inflationsrisiken nach oben. "Die Unsicherheit über Tempo und Ausmass des Rückgangs hat zugenommen". Dieser höheren Unsicherheit müsse die EZB Rechnung tragen.

Schnabels Bemerkungen folgen auf einige andere kritischere Bemerkungen zur Inflation aus den Reihen der EZB. Bisher geht die Notenbank davon aus, dass der seit diesem Jahr auftretende Inflationsanstieg eine nur zeitweise Angelegenheit ist, die auf Corona-Sondereffekte zurückgeht und sich im kommenden Jahr wieder zurückbilden dürfte. Unter Ökonomen werden aber zunehmend Zweifel an dieser Sichtweise laut.

Mit Blick auf die angespannte Corona-Lage in Europa äusserte sich Schnabel vorsichtig. Die steigenden Corona-Infektionen und entsprechende Eindämmungsmassnahmen dürften sich kurzfristig dämpfend auf die wirtschaftliche Aktivität auswirken. Insbesondere der kontaktintensive Dienstleistungssektor dürfte davon betroffen sein. "Aber ich glaube nicht, dass dies die allgemeine Erholung zunichte machen wird."/bgf/stk

(AWP)