Einschätzungen von Experten zur US-Inflation im Überblick:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"Die Fed ist also weiterhin gefordert. Mit den Zahlen ist eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September in Stein gemeisselt. Dies gilt gerade auch vor dem Hintergrund der im zweiten Halbjahr wesentlich besseren wirtschaftlichen Entwicklung. An den Finanzmärkten blickt man deshalb schon auf die Zinssitzungen im November und Dezember. Sollte sich herausstellen, dass die Inflationsdynamik im Dienstleistungssektor hoch bleibt, wird die Fed nicht umhinkommen, auch auf den Zinssitzungen im November und Dezember deutlicher an der Zinsschraube zu drehen, als bislang erwartet wird."

Johannes Mayr, Chefvolkswirt Eyb & Wallwitz:

"Die August-Daten zu den Verbraucherpreisen kratzen am Bild, dass der Inflationsdruck bereits schrittweise nachlässt. Darauf hatten zuletzt die Preiserwartungen von Unternehmen und Haushalten sowie am Finanzmarkt hingedeutet. Vielmehr zeigt die Entwicklung der Kerninflation, dass die Eindämmung mühsam bleibt und von Rückschlägen geprägt ist."

Bernd Weidensteiner, Volkswirt Commerzbank:

"Umso stärker kommt es darauf an, den sich verfestigenden Trend einer erhöhten Inflation bei den 'Kernkomponenten' des Preisindex zu brechen. Andernfalls bleibt eine Rückkehr auf das Zwei-Prozent-Ziel der Fed auf absehbare Zeit illusorisch. Die Daten unterstreichen die zuletzt von Fed-Oberen mehrfach unterstrichene Warnung, nicht zu früh den Sieg über die hohe Inflation zu feiern. Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession."

Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika, Capital Economics:

"Der Anstieg der Kernverbraucherpreise im August um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat, der die Konsenserwartung um das Doppelte übertraf, bestätigt, dass die Fed ihren Leitzins nächste Woche um mindestens 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Dennoch lässt sich dieser überproportionale monatliche Anstieg der zugrunde liegenden Preise, der die jährliche Kerninflationsrate von 5,9 Prozent auf ein neues zyklisches Hoch von 6,3 Prozent ansteigen liess, nur schwer mit all den anderen Anzeichen für einen nachlassenden Preisdruck vereinbaren. Eine Disinflation ist überall festzustellen, nur nicht in den offiziellen Verbraucherpreis-Statistiken."/jsl/jcf/jha/

(AWP)