Wie erwartet belassen die obersten Währungshüter den Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank bei -0,75% und das Zielband für den Dreimonats-Libor bei -1,25% bis -0,25%.

Gleichzeitig sei die Nationalbank bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv, wobei die gesamte Währungssituation berücksichtigt werde, so die SNB in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag. Die Massnahmen sollen laut den Angaben die Preisentwicklung stabilisieren und die Wirtschaftsaktivität unterstützen.

"SITUATION BLEIBT FRAGIL"

Abgeschwächt hat die SNB hingegen ihre Wortwahl mit Blick auf die Wechselkurse. Der Schweizer Franken sei "weiterhin hoch bewertet", so die Notenbanker. Zuletzt war stets von einem "deutlich überbewerteten" Franken die Rede gewesen. Insgesamt trage die Wechselkursentwicklung zu einem "gewissen Abbau der deutlichen Überbewertung des Frankens bei", heisst es zur Begründung.

Die Situation am Devisenmarkt bleibe aber fragil, wird zugleich betont. Daher sei der Negativzins und die Bereitschaft zu Devisenmarkt-Interventionen "unverändert notwendig". Diese Massnahmen machten Anlagen in Schweizer Franken weniger attraktiv und verringerten den Druck auf den Franken.

Seit der letzten Lagebeurteilung von Mitte Juni hat sich der Franken gegenüber dem Euro abgeschwächt. Notierte der EUR/CHF-Kurs damals bei knapp 1,09, steht er aktuell bei knapp 1,15. Zum Dollar hingegen gewann der Franken seit Mitte Juni etwas an Wert.

TIEFERE BIP-PROGNOSE

Bezüglich Konjunkturentwicklung ist die SNB nun etwas zurückhaltender und erwartet für 2017 neu ein Wachstum des realen Bruttoinlandprodukte (BIP) von "knapp 1,0%" nach zuletzt prognostizierten "rund 1,5%". Begründet wird dies mit der "schwachen BIP-Dynamik" Ende 2016 und Anfang 2017 und den tiefen BIP-Werten der letzten Quartale.

Die Schweizer Wirtschaft befinde sich jedoch weiterhin auf einem moderaten Erholungskurs, so die SNB weiter. Die Schweizer Wirtschaft profitiere von der Festigung der internationalen Konjunktur. Die Dynamik der Warenexporte habe sich belebt, was der Industrie helfe. Zudem verbessere sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Die SNB betont gleichzeitig, dass weltwirtschaftliche Risiken nach wie vor vorhanden seien. Insbesondere könnten laut den Währungshütern geopolitische Faktoren oder Unsicherheiten in Bezug auf die künftige Geldpolitik der führenden Zentralbanken die Aussichten eintrüben.

INFLATIONSPROGNOSEN WENIG VERÄNDERT

Die Inflationsprognosen für die Schweiz wurden gegenüber Juni nur leicht angepasst, was mit der Wechselkursentwicklung begründet wird. Für 2017 und 2018 wird die Inflation bei je +0,4% (bisher: je +0,3%) gesehen, für 2019 bei +1,1% (bisher: +1,0%).

Ausserdem betont die SNB, dass die Ungleichgewichte am Hypothekar- und Immobilienmarkt insgesamt weiterhin bestünden. Das Wachstum der Hypothekarkredite sei im zweiten Quartal zwar relativ tief geblieben, gleichzeitig seien jedoch die Risiken bei den Wohnrenditeliegenschaften gestiegen. Die Entwicklungen auf diesen Märkten würden weiterhin aufmerksam verfolgt.

LOB FÜR "VORSICHTIGE POLITIK"

In ersten Kommentaren wird von einer vorsichtigen Politik der SNB gesprochen. Von den Experten der VP Bank gibt es dafür Lob. Die jüngste Devisenmarktentwicklung sei auf eine Euro-Stärke und nicht etwa auf eine Franken-Schwäche zurückzuführen, schreiben sie. Die Brexit-Verhandlungen, die Demonstrationen in Frankreich gegen die Arbeitsmarktreformen und die italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr 2018 mahnten zur Vorsicht. "SNB-Präsident Thomas Jordan sollte sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen", so der Kommentar weiter. "Die vorsichtige Wortwahl lässt aber erahnen, dass die SNB sich dessen bewusst ist."

An den Märkten sorgen die neusten Entscheide der SNB für keine grossen Bewegungen. Der EUR/CHF-Kurs steht kurz nach 10 Uhr bei 1,1492 und damit nur leicht über dem Niveau von vor dem Entscheid. Der wichtigste Aktienindex SMI zeigt sich derweil gehalten.

rw/ra

(AWP)