Zum Franken notiert der Dollar am späten Mittwochabend bei 0,8958 Franken. Zuvor war er bis auf 0,8943 Franken abgerutscht womit er den tiefsten Wert nicht nur im laufenden Jahr sondern auch seit Januar 2015 erreichte, als die SNB den Mindestkurs aufgehoben hatte. Der Euro notiert zur Schweizer Währung bei 1,0842 Franken und damit etwas fester als am Mittag.

Laut dem Commerzbank-Devisenexperten Ulrich Leuchtmann hat der Euro einen weiteren Schub erhalten, nachdem er am Vortag zunächst die Marke von 1,20 Dollar passiert hatte. Viele Anleger seien darunter noch zögerlich gewesen. Er äusserte seine Erwartung, dass er weiter zulegen wird, solange die EZB nicht verbal gegen den Anstieg vorgeht. Der Spielraum der Notenbank sei aber begrenzt, da sie zwar eine Anpassung der Geldpolitik in Aussicht gestellt habe, aber keine weitere Zinssenkung.

In Verbindung gebracht wird die jüngste Euro-Stärke mit einer steigenden Risikobereitschaft der Anleger und einer davon ausgelösten Flucht der Anleger aus dem sicheren Hafen des US-Dollars. Laut Leuchtmann tragen dazu auch gestiegene Inflationserwartungen in den USA bei. Diese könnte auch durch neue Konjunkturhilfen der Regierung des künftigen Präsidenten Joe Biden weiter angetrieben werden. Die US-Notenbank habe bereits klar gemacht, dass sie einen Anstieg der Verbraucherpreise nicht so entschlossen wie in der Vergangenheit bekämpfen werde, sagte Leuchtmann.

Das britische Pfund geriet hingegen zu allen wichtigen Währungen unter Druck. EU-Verhandlungsführer Michael Barnier ist skeptisch, ob Grossbritannien und die Europäische Union einen Handelsvertrag schliessen können. Das Thema bewegt die Finanzmärkte seit Monaten, da die Verhandlungen nur zäh vorankommen. "Das Pfund gerät zusehends unter Druck, da die Zeit immer knapper wird", sagte Leuchtmann./tih/he/kw

(AWP)