Auch zum Franken büsst der Euro am Dienstagvormittag an Wert ein. Aktuell notiert das Währungspaar deutlich unter der 1,03-Marke bei 1,0262. Im Morgengeschäft bezahlte man noch 1,0318 Franken für den Euro. Der Dollar wird fast unverändert zu 0,9599 Franken gehandelt.
Aussagen des Fed-Gouverneurs Christopher Waller vom Montagnachmittag hallten noch nach, begründen Börsianer die Verluste des Euro. Waller sprach sich für weitere grössere Leitzinsanhebungen aus: "Ich unterstütze eine Straffung der Politik um weitere 0,50 Prozentpunkte auf mehreren Sitzungen." Die US-Notenbank Fed solle Zinsschritte in diesem Tempo fortsetzen, bis sich die Inflation wieder dem Zielwert von zwei Prozent annähere.
Waller sitzt im Führungsgremium der Fed und entscheidet über die Geldpolitik mit. Seine Aussagen deuteten Börsianern zufolge auf eine eher striktere Geldpolitik in den USA hin. In der letzten Wochen wurde das Protokoll der US-Notenbank zur jüngsten Zinssitzung noch als Beleg für eine nur graduelle Straffung der Geldpolitik zur Bekämpfung der hohen Inflation gewertet.
Auch im Euroraum steigen die Preise unterdessen weiter stark an. Die Inflationsrate im Währungsraum erreichte erneut einen Rekordstand. Im Mai stiegen die Konsumentenpreise im Jahresvergleich zwar unerwartet deutlich um 8,1 Prozent. Gleichwohl ist die Überraschung offenbar nicht so gross, dass Börsianer nun mit einer schärferen Gangart der Europäischen Zentralbank rechnen würden. Notenbankvertreter der EZB haben zuletzt eine erste Zinserhöhung für Juli signalisiert.
"Die Inflationsraten erreichen nun beinahe US-amerikanisches Niveau; mit dem Unterschied, dass die Fed die geldpolitische Wende bereits eingeläutet hat", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die EZB kaufe derweil weiterhin Wertpapiere und die Zinsen befänden sich noch immer im negativen Bereich. "Die europäischen Währungshüter sind zu spät dran", resümiert Gitzel.
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(AWP)