Wurde der Euro am Vortag durch Äusserungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank angetrieben, geriet er zur Wochenmitte aus demselben Grund unter Druck. Hintergrund ist eine Debatte über den richtigen Kurs gegen die hohe Inflation in der Eurozone. Am Montag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach langem Zögern eine erste Zinsanhebung im Juli und ein Ende der Negativzinsen für Spätsommer signalisiert. Das impliziert einen eher vorsichtigen Einstieg in die Straffungsphase. Dieses Vorgehen reicht einigen Notenbankern aber nicht aus. Am deutlichsten wurden bisher die Notenbankchefs von Österreich, den Niederlanden und Lettlands.

Äusserungen vom Mittwoch deuteten jedoch darauf hin, dass Forderungen nach einem grösseren Zinsschritt zum Einstieg in die geldpolitische Wende derzeit wohl keine Mehrheit im Rat der Europäischen Zentralbank finden. EZB-Direktor Fabio Panetta sprach sich für eine graduelle Straffung der Geldpolitik aus. Finnlands Notenbankchef Olli Rehn plädierte für einen kleinen Zinsschritt zum Start. Der Euro gab daraufhin nach.

Der US-Dollar legte zu vielen anderen wichtigen Währungen zu. Die im April schwächer als erwartet gestiegenen Aufträge für langlebige Güter belasteten ihn nur leicht. "Zwar scheint der Schwung nachzulassen und die globalen Wachstumsperspektiven trüben sich wegen des Ukrainekrieges und der gestörten Lieferketten ein, Hinweise auf eine Abschwächung der konjunkturellen Dynamik sind bislang aber nur vereinzelt zu sehen", schreiben Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Die US-Notenbank Fed werde sich durch die Zahlen wohl nicht von ihrem Kurs abbringen lassen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen.

Im späten Handel veröffentlichte die Fed ihr Protokoll zur jüngsten Zinssitzung. Die Notenbank stellte darin weitere grössere Zinserhöhungsschritte in Aussicht. "Die meisten Teilnehmer waren der Ansicht, dass eine Erhöhung des Zinsniveaus um jeweils 0,50 Prozentpunkte bei den nächsten Sitzungen wahrscheinlich angemessen wäre", hiess es. Die Aussagen bewegten den Euro kaum.

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(AWP)