Auch gegenüber dem Franken hat der Euro weiter Boden gut gemacht. Er kostet derzeit 1,0320, nach 1,0303 am frühen Morgen. Vor dem Wochenende notierte er noch klar unter 1,03. Der US-Dollar hingegen hat auf 0,9665 deutlich, das heisst um über einen halben Rappen, nachgegeben. Im frühen Geschäft notierte der Kurs noch bei 0,9726, am Freitagabend gar bei 0,9757 Franken.

Beflügelt wurde der Euro durch Aussagen von EZB-Präsident Christine Lagarde, die baldige Zinserhöhungen signalisierte. Ein Ende der Netto-Wertpapierkäufe sei "sehr früh" im dritten Quartal zu erwarten, schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem Beitrag auf der Internetseite der Notenbank. Dies würde eine erste Zinsanhebung im Juli ermöglichen. Aus heutiger Sicht könnten die Leitzinsen Ende des dritten Quartals den negativen Bereich verlassen, so Lagarde. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger attraktiver. Commerzbank-Experte Michael Schubert erwartet, dass die EZB bis April 2023 von derzeit minus 0,5 Prozent auf 1,25 Prozent anheben dürfte.

Gestützt wurde der Kurs des Euro auch durch besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten. Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich trotz des Kriegs in der Ukraine und der harten Coronapolitik in China im Mai überraschend aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Vergleich zum April um 1,1 Punkte auf 93,0 Punkte. Volkswirte hatten mit 91,4 Punkten gerechnet. "Anzeichen für eine Rezession sind derzeit nicht sichtbar", kommentierte der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest.

"Endlich mal wieder ein Lichtblick in der lang andauernden Konjunkturverfinsterung", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Je länger sich die deutsche Wirtschaft auf neue Sanktionen im Zuge des Kriegs einstellen kann, umso besser können die Herausforderungen bewältigt werden." Die Aufhellung der Erwartungen sei ein wichtiges Zeichen gegen die bereits an die Wand gemalten Rezessionsszenarien für Deutschland.

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(AWP)