Mit Blick auf den Schweizer Franken hat am Mittwochnachmittag der längst erwartete Bericht des US-Schatzamts für Ausschläge gesorgt. Am Devisenmarkt bewegten sich sowohl der Euro als auch der Dollar zum Franken zunächst stark, mittlerweile ist aber wieder Ruhe eingekehrt. Aktuell kostet ein Euro mit 1,0787 Franken etwas mehr als noch am Morgen. Kurzzeitig kletterte der Euro über die Marke von 1,0800 Franken. Der Dollar geht derweil zu 0,8852 Franken um.
In ihren Bericht stuft das US-Treasury die Schweiz und mit ihr auch Vietnam als Währungsmanipulatoren ein. Als Konsequenz davon wollen die Amerikaner die Konsultationen mit den beiden Ländern bezüglich Währungs- und Geldpolitik intensivieren.
Den US-Behörden sind insbesondere die Devisenkäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Dorn im Auge. Die SNB habe im Kampf gegen den starken Schweizer Franken seit Mitte 2019 und vor allem im ersten Halbjahr 2020 zu stark auf dieses Instrument gesetzt, kritisiert das Treasury.
Die SNB unterstrich derweil, dass die Interventionen nicht zum Zweck der Währungsmanipulation eingesetzt würden, sondern vielmehr notwendig seien, um angemessene monetäre Bedingungen und dadurch Preisstabilität zu gewährleisten. Sie hält trotz der Feststellungen des Treasury an ihrem geldpolitischen Fahrplan fest und will wenn notwendig weiter am Devisenmarkt intervenieren.
Für Analysten war die Einschätzung des US-Schatzamts keine Überraschung. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte vieles darauf hingedeutet, dass die Schweiz die Kriterien erfüllen würde, um von den USA als Währungsmanipulator gebrandmarkt zu werden.
Konjunkturdaten stützen Euro
Zum Dollar erhielt der Euro im Verlauf des Tages durch neue Konjunkturdaten aus dem Währungsraum Rückenwind. Die Unternehmensumfrage des Forschungsunternehmens Markit hellte sich im Dezember deutlich auf. Für grosse Überraschung sorgte, dass sich die Stimmung nicht nur in der Industrie, sondern auch unter Dienstleistern spürbar aufhellte. Die Dienstleister sind von den Corona-Beschränkungen wesentlich stärker betroffen als die Industrie.
Bankökonomen kommentierten die Zahlen vorsichtig. Die Commerzbank sprach von einem "Irrlicht". Eine Rezession im Winterhalbjahr sei angesichts neuer Corona-Massnahmen kaum mehr zu vermeiden, sagte Commerzbank-Fachmann Christoph Weil. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, erklärte die Stimmungsverbesserung dagegen mit der weniger dramatischen Corona-Lage in Frankreich.
Nun warten Händler und Anleger auf die Entscheidungen der Fed vom Mittwochabend. Grundsätzlich dürfte die Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Einige Analysten erwarten aber konkretere Vorgaben für die billionenschweren Wertpapierkäufe.
Die Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde am Nachmittag in London mit 1857 Dollar gehandelt. Das waren etwa 3 Dollar mehr als am Vortag.
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(AWP)