Per Ende Juni beträgt das ausstehende Anleihevolumen am Franken-Kapitalmarkt erstmals seit November 2014 wieder 550 Milliarden Franken, wie der Publikation "Anlagen Schweiz Obligationen Kommentare und Prognosen zum Schweizer Obligationenmarkt" der Zürcher Kantonalbank zu entnehmen ist. Im August dürfte das Gesamtvolumen weiter zunehmen, denn die Fälligkeiten sind so gering wie nie im laufenden Jahr. Im Inlandsegment würden 940 Millionen und im Auslandsegment gar nur 225 Millionen Franken zur Rückzahlung fällig. Zudem ist laut Händlern in den kommenden Wochen mit einer starken Zunahme der Emissionstätigkeit zu rechnen.

Emissionsvolumen praktisch auf Rekordhoch

Trotz der alljährlichen ferienbedingten Sommerflaute nahm im Juli auch das Emissionsvolumen weiter zu. Dabei stammten 1,74 Milliarden aus dem Aus- und 1,91 Milliarden aus dem Inland. Dabei machten im Inland die beiden Pfandbriefinstitute, die Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute und die Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken, den grössten Teil aus.

Mit 552,6 Milliarden Franken liegt nun das gesamte ausstehende Anleihevolumen nicht mehr weit vom Allzeithoch von 558,0 Milliarden vom Mai 2011 entfernt. Allerdings hat sich die Zusammensetzung seitdem massiv verändert. Damals entfielen 45,3 Prozent des Anleihevolumens auf inländische Schuldner. Nun sind es mehr als drei Viertel oder 418 Milliarden.

Das starke Wachstum im Inlandbereich ist vor allem von den beiden Pfandbriefinstituten geschuldet, die mittlerweile rund 150 Milliarden Franken in Anleihen ausstehen haben. Dies wiederum erklärt sich mit dem starken Bevölkerungswachstum und der seit Jahren andauernden Tiefstzinsphase und dem damit zusammenhängenden Immobilienboom, denn die Pfandbriefinstitute dienen den Banken zur Refinanzierung der von ihnen begebenen Hypotheken.

Eidgenossenschaft nur noch Nummer drei

Zunehmen dürfte in Zukunft auch der Anteil der Eidgenossenschaft. Nachdem die Eidgenossenschaft jahrelang ihren Anleihebestand reduziert hat und inzwischen mit einem platzierten Volumen von 63 Milliarden Franken hinter den Pfandbriefemittenten "nur" noch die Nummer drei am Kapitalmarkt ist, will sie zur Finanzierung der vom Bund zugesagten Corona-Hilfen den Kapitalmarkt wieder stärker in Anspruch nehmen.

Dass trotz der rekordtiefen oder gar negativen Renditen so viele Anleihen emittiert und auch platziert werden können, scheint widersprüchlich zu sein, denn wer legt schon Geld an, ohne dass er einen Zins dafür erhält. Doch erstklassige Anleihen werden in erster Linie von institutionellen Anlegern gekauft, die strengen Anlagerichtlinien unterliegen und erstklassige Papiere in ihre Portfolios aufnehmen müssen.

pre/rw

(AWP)