So sollten Investoren gerade beim Blick auf den US-Markt nicht ausser Acht lassen, dass der designierte Präsident Donald Trump nicht mit den bisherigen Präsidenten vergleichbar sei - "und das nicht nur wegen seiner eher ungezügelten Wortwahl", erklärt Ken Taubes, Head of Investment Management US bei Pioneer anlässlich einen Jahresausblicks am Dienstag vor Investoren. "Trump ist vor allem auch ein Unternehmen - entsprechend unternehmensfreundlich dürfte die künftige Wirtschaftspolitik in den USA sein".

GUTE AUSSICHTEN JENSEITS DES ATLANTIK

Die Anzeichen für das Wirtschaftswachstum in den USA stünden nicht schlecht, ergänzt der Experte. So zeigten die jüngsten Umfragen seit der Wahl, dass Unternehmen schon deutlich optimistischer seien. Im Vorfeld dieses politischen Grossereignisses hätten sich viele dagegen erst einmal zurückgehalten.

Aber auch auf Investorenseite habe ein Umdenken stattgefunden: Ein Blick auf die Aktienentwicklung zeige, dass eine "brutale Rotation" stattgefunden habe. Investoren seien raus aus defensiven Anlagen und verstärkt rein in zyklische Werte, aber auch in Finanztitel, da sie bei diesen darauf setzen, dass die voraussichtlich steigenden Zinsen in den USA sie zum Teil stützen sollten.

"Wir rechnen für die USA damit, dass sich die Wirtschaft grundsätzlich besser schlagen wird", sagt Monica Defend, Head of Global Asset Allocation bei Pioneer im Gespräch mit AWP. Dies werde dazu beitragen, dass sich die Inflation in den USA im Vergleich zu Europa klar anders entwickeln werde.

GUTE WIRTSCHAFT IST GUT FÜR AKTIEN

Ein stärkeres Wirtschaftswachstum sei grundsätzlich positiv für Aktien, ergänzt die Expertin. "Aber hier werden Investoren sehr selektiv sein müssen und Ausschau halten nach attraktiven Möglichkeiten", mahnt sie zugleich an.

Etwas anders sieht die Lage in Europa aus. Hier sei der Ausblick ein anderer als für die USA, erklärt Fabio Di Giansante, Head of Long/Short European Equities. Hier erwarten die Experten, dass die Regierungen versucht sein werden, der steigenden Unzufriedenheit ihrer Wähler mit einer expansiveren Finanzpolitik zu begegnen. "Es ist zumindest eine Hoffnung!" ergänzt Defend.

"In Europa bedarf es vor allem struktureller Reformen" betont sie mit Blick auf das gescheiterte Verfassungsreferendum in Italien. "Das Ergebnis ist eine verpasste Möglichkeit, diese anzugehen".

LANGSAMER PROZESS IN DER EUROZONE

In anderen Ländern wie Deutschland, wo etwa Steuersenkungen angedacht sind, sei die Frage, ob diese fiskalpolitischen Schritte wirklich die nötige Wirkung haben, zeigt sich die Expertin vorsichtig. Denn ein entscheidender Faktor, unter dem die komplette Region leide, sei eine schrecklich niedrigen Produktivität. Zwar sei man sich dieses Punktes in der Eurozone bewusst und versuche, den Wettbewerb anzukurbeln, aber dieser Prozess sei sehr langsam.

Während sich Investoren generell im kommenden Jahr nach Ansicht der Pioneer-Experten auf eine schnellere Gangart an den Märkten einstellen müssen, seien Investitionen wie etwa in Dividendentitel nach wie vor eine sichere Wette - dies treffe für die EU noch mehr zu als für die USA, hebt Defend hervor.

FRANKEN ALS INTERESSANTER HEDGE

Mit Blick auf den Schweizer Markt setzen die Experten der Investmentgruppe weniger auf Aktien denn auf den Franken. Bislang sei der Franken ein guter Devisen-Hedge in volatilen Zeiten gewesen, führt Defend aus. Dies habe sich vor allem im Sommer gezeigt, als die Briten für den Ausstieg aus der EU gestimmt hatten. Diese Strategie dürfte auch vorerst beibehalten werden.

hr/tp

(AWP)