LUFTVERKEHR: Trotz der Milliardenhilfe des Bunds droht bei der Swiss ein markanter Stellenabbau. Laut der "SonntagsZeitung" (SoZ) sind über 1'500 Stellen der rund 9'500 Arbeitsplätze bei der Fluggesellschaft in Gefahr. Der Bundesrat will der Swiss und der Edelweiss wegen der Coronapandemie mit 1,275 Milliarden Franken unter die Flügel greifen. Dabei sind aber Bedingungen an die Staatshilfe geknüpft. So dürfen zum Beispiel keine Dividenden ausgeschüttet werden, zudem werden Standortgarantien vom Mutterkonzern Lufthansa verlangt. Es gebe aber keine Beschäftigungsgarantie im Vertrag, sagte der Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, Serge Gaillard, in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". Der Businessplan für die Kreditvergabe an die Swiss sehe Kostensenkungen von etwas weniger als 20 Prozent vor. Bei der Swiss hiess es, der Bund habe nicht vorgegeben, wie diese Kostensenkungen konkret umzusetzen seien. Die Swiss habe bereits Mitte März zahlreiche Sparmassnahmen eingeleitet, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Es gebe verschiedene Szenarien, wann die Swiss wieder hochfahren könne, sagte Gaillard: "Das pessimistischste ist, dass Ende Jahr erst wieder rund 50 Prozent der Flüge aufgenommen worden sind und der Vor-Corona-Zustand erst wieder 2023 erreicht wird." Als Standortgarantie habe der Bund mit der Lufthansa-Gruppe vereinbart, dass das Hochfahren der Swiss sich proportional zum Hochfahren in München und Frankfurt entwickeln müsse, sagte Gaillard: "Die Befürchtung war, dass die Standorte in Deutschland bevorzugt werden, wenn es wieder losgeht." Der Wert der Swiss bestehe zu einem guten Teil aus dem Konzept der Flugverkehrsdrehkreuze. "Uns geht es vor allem um die Langstreckenflüge. Diese sind für die Beschäftigung und für die Werthaltigkeit des Darlehens wichtig", sagte Gaillard. (SoZ S. 27 und 29)

CORONAVIRUS I: Tourismus-Unternehmer Samih Sawiris hat die Massnahmen der Schweiz gegen die Corona-Pandemie kritisiert. "Es gehen Milliarden von Franken verloren für ein paar Hundert weniger Tote", sagte Sawiris der "SonntagsZeitung" in einem Interview. Der Aufwand in der Schweiz, um Menschen unter 60 Jahren vor Covid-19 zu retten, stehe in keinem Verhältnis zum Schaden für die Wirtschaft, sagte der ägyptische Investor. "Bislang gab es in der Schweiz unter 200 Todesfälle in dieser Altersgruppe. Eher gewinnt man im Lotto, als dass man an Covid-19 stirbt." Die Politik trage die Folgen der Krise auf dem Rücken der einfachen Leute aus. "In der Schweiz gehen Milliarden von Franken verloren, damit es einige Hundert weniger Tote gibt", erklärte Sawiris.

CORONAVIRUS II: In der Schweizer Bauwirtschaft befindet sich jeder zweite Arbeiter in Kurzarbeit, wie der "Sonntagsblick" unter Berufung auf eine Erhebung des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) schreibt. Im Tessin, wo die behördlichen Schliessungen auch die Baustellen lahmgelegt hätten, seien sämtliche Umsätze weggebrochen. In der Romandie habe es einen Einbruch um 40 Prozent gegeben. Schweizweit betrage der Rückgang 15 Prozent. Die Schweizer Bauwirtschaft hat einen Fünf-Punkte-Plan zur Bewältigung der Probleme aufgrund der Corona-Pandemie verfasst. Sie fordert unter anderem eine Beschleunigung und Intensivierung bei der Planung und Vergabe von Projekten der öffentlichen Hand sowie schnellere Bewilligungsverfahren. (Sobli S. 32f.)

CORONAVIRUS III: Stadthotels seien von der Coronakrise am härtesten getroffen, schreibt die "SonntagsZeitung". Während die Betriebe in den Bergregionen und an den Seen auf einheimische Feriengäste zählen könnten, drohten die Stadthotels leer zu bleiben, sagte Patric Schönberg vom Branchenverband Hotelleriesuisse. Viele Saisonbetriebe hätten im Frühling ohnehin ihre Tore geschlossen. Der Lockdown sei für sie in der Zwischensaison gekommen. Im Gegensatz dazu sind die Hotels in den Städten das ganze Jahr geöffnet. Über 80 Prozent der Gäste kommen bei Stadthotels aus dem Ausland. "Auch die Aussichten sind schlecht", sagte Schönberg. Während es die Schweizer Urlauber aufs Land zieht, bleibt das wichtige Segment der Business-Kunden im Homeoffice. "Wir rechnen mit einem längerfristigen Einbruch von Geschäftsreisen." In den befragten Hotels in grossen Schweizer Städten wurden über 80 Prozent der Buchungen annulliert.

CORONAVIRUS IV: Der Lockdown trifft die rund 600'000 Selbständigen der Schweiz laut einer Meldung der "NZZ am Sonntag" besonders hart. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine eine repräsentative Erhebung der Universität Lausanne und der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Demnach haben rund 30 Prozent der KMU ein liquides Vermögen von weniger als 50'000 Franken. Von diesen Kleinbetrieben kämpften viele bereits ums Überleben, hiess es weiter. Jeder vierte Selbständige in dieser Kategorie könne höchstens einen Lockdown von einem weiteren Monat durchstehen, weil der Umsatzverlust im Monat April die Hälfte des angesparten Vermögens übersteige. Besonders angespannt sei die Lage bei Therapeuten sowie bei den Restaurants. (NZZaS S. 21)

CORONAVIRUS V: Das Malariamedikament Hydroxychloroquin, das gegen Coronavirus-Erkrankungen helfen soll, wird auch häufig in die Schweiz geschickt. Dies Schreibt die "SonntagsZeitung" unter Berufung auf Zahlen von Swissmedic. "Etwa ein Dutzend Importe mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin oder auch antiviralen Arzneimitteln wurden vom Zoll abgefangen und an Swissmedic weitergeleitete, hiess es von der Organisation gegenüber der Zeitung. Gemäss Angaben der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte erhält diese derzeit auch täglich Meldungen über mangelhafte Medizinprodukte wie Schutzmaterial, Test-Kits oder Beatmungsgeräte. "Allein seit Anfang März gingen fast 80 Meldungen über nicht konforme Produkte ein", sagte Behördensprecher gegenüber der "SonntagsZeitung". (SoZ S. 5)

DETAILHANDEL: Coop fordert in einem Schreiben an mehrere Vermieter eine Mietzinsreduktion, wie der "Sonntagsblick" schreibt. "Es wird für das Jahr 2020 eine an den Umsatz 2019 gekoppelte Miete vereinbart. Es gibt keine garantierte Mindestmiete", zitiert die Zeitung aus dem Schreiben. Mit anderen Worten: Für jeden Franken, den die Coop-Gruppe 2020 in einer Liegenschaft weniger einnimmt als im Vorjahr, will sie weniger Miete zahlen. Das Unternehmen begründete laut der Zeitung dies damit, dass die Fachhändler Christ, Interdiscount, Fust, Livique oder Lumimart eine massive Beeinträchtigung erlitten hätten. Diese wolle Coop nicht alleine tragen, sondern auf beide Parteien aufteilen. (Sobli S. 34)

STELLENABBAU: Die "Neue Zürcher Zeitung" plant laut der "SonntagsZeitung" aufgrund der sinkenden Werbeeinnahmen ein Sparprogramm. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Brief des "NZZ"-Konzernchefs Felix Graf an die Personalkommission. Trotz der bereits eingesetzten Kurzarbeit infolge der Coronavirus-Krise müssten Stellen abgebaut werden, hiess es. Die Geschäftsleitung werde dem Verwaltungsrat Ende Juni ein Konzept vorlegen. Wie viele Stellen betroffen sind, sei noch nicht bekannt. Auf der Redaktion kursiere aber die Zahl von einer Personalreduktion um die 10 Prozent. Das Schreiben hätte unter der Belegschaft für Aufregung gesorgt. Gleichzeitig berichtet die "SonntagsZeitung", dass die "Weltwoche" nach langem Zögern unlängst Kurzarbeit beantragt habe. "Weltwoche"-Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel sagte der Zeitung, man solle in der Coronavirus-Krise statt von Staatshilfe eher von Schadenersatz sprechen. "Sonst macht man den Verursacher der Wirtschaftskrise auch noch zum Wohltäter", sagte er gegenüber der "SonntagsZeitung". (SoZ S. 5)

NESTLÉ: Nespresso steht vor einem weiterem Ausbau: "Es ist jetzt schon absehbar, dass wir wegen des Wachstums weitere Produktionslinien einrichten werden", sagte Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider in einem Interview mit dem "Sonntagsblick". Die Reaktion des Bundesrates auf die Coronapandemie habe ihm sehr gut gefallen. Denn sie sei im europäischen Vergleich schnell gewesen, etwa mit dem Verbot von Grossveranstaltungen. "Gleichzeitig hat der Bundesrat einen klugen, ausgeglichenen Weg gefunden und die Extreme vermieden", sagte Schneider. Auch bei der Lockerung der Massnahmen sei der Mittelweg der richtige. Wie viele Lebensmittel Nestlé in der Krise zusätzlich verkauft habe, könne er noch nicht sagen, sagte Schneider. Dazu fehlten noch die Daten. (Sobli S. 30)

TELEKOM: Swisscom-Chef Urs Schaeppi warnt die TV-Sender, auf die Abschaffung des zeitversetzten Fernsehens zu pochen. "Die Kunden wollen Replay. Lösungen gegen die Kunden durchzuboxen wird nicht funktionieren", sagte der Swisscom-Chef in einem Interview mit den CH Media-Zeitungen vom Wochenende. "Hätten wir keine Replay-Funktion würde es den linearen Fernsehkanälen viel schlechter gehen." Der Kunde wandere schnell zu Netflix und Co. ab. Hinzu komme: "Wir Provider in der Schweiz bezahlen den Sendern jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag für zeitversetztes Fernsehen und Live-TV. Ein Zwangskonsum von Werbung wird kaum funktionieren." Den Sendern müsse klar sein: "Schalten sie zu viel Werbung, gehen die Kunden weg", sagte Schaeppi. Die Verhandlungen mit den Sendern würden noch laufen. ("Aargauer Zeitung" S. 10f.)

ABB: Der neue ABB-Chef, Björn Rosengren, will die Dezentralisierung beim Industriekonzern noch weiter vorantreiben. "Bisher war immer nur von den vier Businesses die Rede. Ich werde die Verantwortung bis in unsere 17 Geschäftsbereiche delegieren", sagte der Schwede in einem Interview mit der NZZ vom Samstag. Mehr darüber werde ABB am 10. Juni an der Strategietagung bekannt geben. "Es wird keine Revolution sein, sondern eine Evolution. Zu meinen Aufgaben gehört, sicherzustellen, dass diese 17 Einheiten Bestleistungen erbringen", sagte Rosengren, der seit März an der Spitze des Traditionskonzerns steht. Das Problem bei ABB seien nicht die 17 Geschäftseinheiten, "die sind sehr erfolgreich. Was ABB Probleme bereitete, war das komplizierte Geschäftsmodell", sagte Rosengren: Solche Matrixorganisationen würden hohe Kosten verursachen, weil die Zentrale die Geschäfte mehr behindere, als dass sie Mehrwert schaffe. (NZZ S. 17)

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(AWP)