ENERGIEKRISE I: Die Angst vor einem Energiedebakel im Winter ist so gross, dass Bundesrätin Sommaruga jetzt eine hochumstrittene Massnahme vorschlägt. Ihr Department "prüft für den äussersten Notfall jetzt auch den Einsatz von mit Öl betriebenen Kraftwerken", wie eine Sprecherin bestätigt. Ein solches Kraftwerk läuft Sommarugas Ziel einer schnellen Energiewende diametral entgegen. Denn Öl-Turbinen sind noch viel schmutziger als Gaskraftwerke, weil sie wesentlich mehr CO2 ausstossen. Andererseits könnte die Schweiz damit den möglichen Strommangel im Winter abwenden oder zumindest mildern. Denn Öl wird es im Winter voraussichtlich genug geben. Für den Neubau eines solchen Kraftwerks reicht die Zeit nicht. In Birr im Kanton Aargau steht aber bereits ein Versuchskraftwerk, das mit Öl betrieben werden kann. Es hat die gleiche Leistung wie das AKW Beznau 1. Dafür braucht es allerdings riesige Mengen von Öl. Tanks sind auf dem Areal jedoch vorhanden und Bahngleise stellen die Versorgung sicher.(SonntagsZeitung, S. 31)

ENERGIEKRISE II: Energieministerin Simonetta Sommaruga hat ein Gassparziel von 15 Prozent, wie es in der EU vereinbart wurde, als "sicher sinnvoll" bezeichnet. Ein derartiger Entscheid des Bundesrat steht allerdings noch aus - im Herbst wird erst mal eine Energiesparkampagne lanciert. "Wir müssen aufhören, Energie zu verschwenden", sagte Sommaruga in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". Das werde die zentrale Botschaft sein. Nur ein Grad weniger heizen, spare fünf Prozent Energie. Die öffentliche Verwaltung müsse dabei mit gutem Beispiel vorangehen. (SonntagsBlick; siehe separater Artikel)

ENERGIEKRISE III: Zwischen der Schweiz und Italien ist wegen Streit um Gas Feuer im Dach, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Gasimporte sind für die Schweiz besonders wichtig, weil sie keine eigenen Gasspeicher hat. Italien und Deutschland verschärften soeben ihre Ausfuhrgesetze für Gas. Damit wird im Krisenfall der Export in die Schweiz praktisch verboten. Das einzige Pfand der Schweiz ist die Transitleitung zwischen Deutschland und Italien. Deshalb drohten Schweizer Behörden jetzt, Gas aus dieser Leitung für sich selber zu nutzen, auch wenn es für Italien bestimmt ist. Gemäss einer Klausel hat die Schweiz im Krisenfall das Recht dazu. Die Drohung ist in den Verhandlungen für ein Energie-Solidaritätsabkommen mit den Nachbarländern schlecht angekommen. Die Italiener haben gemäss gut unterrichteten Quellen geharnischt reagiert. Eine Sprecherin von Energieministerin Simonetta Sommaruga sagte dazu: "Selbstverständlich zieht in dieser Situation jedes Land verschiedenste Szenarien in Erwägung, auch Extremszenarien." (SonntagsZeitung S.29 f)

SOLARENERGIE: Steigende Strompreise und die Angst vor dem Blackout lösen in der Bevölkerung einen Run auf alternative Stromquellen aus, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Um sich selbst mit Strom zu versorgen, bestellen die Menschen massenweise Mini-Solarpanels für den Balkon. Die Nachfrage nach steckbaren Photovoltaikanlagen, mit denen sich bis zu 15 Prozent des Strombedarfs decken lassen, ist im Juli explodiert. Gemäss Bund sind die kleinen Kraftwerke bis zu einer Leistung von 600 Watt bewilligungsfrei. Dagegen wehren sich nun die Hauseigentümer. Ihr Verband fordert, dass künftig eine Bewilligungspflicht herrscht. (SonntagsZeitung, S.6) 

LOHNHERBST: Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt hält die teils geforderten Erhöhungen bei der nächsten Lohnrunde von fünf bis sechs Prozent für unrealistisch. "Es gibt dieses Jahr sicher keine Nullrunde, aber auch keine astronomischen Lohnerhöhungen, sagte Vogt in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". "Wenn die Gewerkschaften die Erwartung schüren, jeder bekomme 5 bis 6 Prozent mehr Lohn, ist das Augenwischerei." Viele Unternehmen hätten auch nach der Pandemie nur beschränkt Möglichkeiten, die Löhne per Giesskanne zu erhöhen. "Im Vordergrund stehen individuelle Lohnerhöhungen." (NZZaS, S.1,10; siehe separater Artikel)

AHV: Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard diagnostiziert der Schweizer Politik Mutlosigkeit bei der Altersvorsorge. "Die Rentenaltererhöhung ist der falsche Weg", sagte er in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". "Es fehlt an einer kollektiven Ambition", sagte Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), im am Samstag veröffentlichten Interview. "Man schaut auf manipulierte Zahlen und fordert immer das Gleiche: Abbau." Die Diskussion gehe von der Prämisse aus, dass es massiv weniger Erwerbstätige gebe im Vergleich zu den Nichterwerbstätigen, weshalb das Rentenalter steigen müsse. Der Anteil der Nichterwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung sei aber seit 1950 ziemlich konstant geblieben. Darum gehe es der AHV gut, obwohl es heute fast dreimal so viele Rentner gebe wie 1980 und es fast keine Erhöhung der Lohnbeiträge gab, so Maillard. (NZZ, Ausgabe 13.8., S.11; siehe separater Artikel)

SWISSPORT: Das Bodenabfertigungsunternehmen Swissport wird im einem Artikel des "TagesAnzeigers" vom Samstag von einer ehemaligen Mitarbeiterin heftig kritisiert. Das Management habe während der Pandemie sehr viel Personal vergrault und die verbliebenen Angestellten könnten deshalb den Ferienansturm nicht mehr bewältigen. Die hohe Fluktuation führe dazu, dass viel Wissen und Erfahrung bei den Mitarbeitenden fehle. Laut Swissport-Sprecherin Natalie Berchtold seien die Rekrutierungsbemühungen jetzt aber nochmals verstärkt. Zudem würden Mitarbeitende von anderen Standorten wie etwa Basel und Genf aufgeboten, die an Spitzentagen in Zürich eingesetzt würden. Am kommenden Freitag findet laut Artikel eine über die Arbeitsbedingungen statt. Im Vorfeld droht Stefan Brülisauer von der Gewerkschaft VPOD Luftverkehr mit unbefristeten Streiks, falls Swissport die gestellten Forderungen nicht erfülle. (TagesAnzeiger, Ausgabe 13.8.; S.6)

SELECTA: Heftig unter Beschuss ist in einem Artikel der "Schweiz am Wochenende" auch das Management des Snack-Automaten-Unternehmen Selecta. Seit die neue Führung am Ruder sei "herrsche eine Angstkultur" und eine "sektenhafte Stimmung", heisst es mit Verweis auf anonyme Gespräche mit aktuellen Angestellten. Zudem ist von einer "Hire-and-Fire-Mentalität" die Rede und fristlose Entlassungen seien eine Normalität geworden. CEO Christian Schmitz verteidigt gegenüber der Zeitung die neue Firmenkultur. Diese habe es gebraucht, nachdem das Unternehmen beinahe in den Konkurs gegangen sei. "Ich habe aber vollstes Verständnis, wenn jemand sagt, dass dieses enge Korsett und unser hohes Tempo nicht zu einem passt." (Schweiz am Wochenende, S. 1-3)

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(AWP)