VIELE OFFENE FRAGEN: (Lausanne) Nach einem Gespräch zweier Waadtländer Regierungsräte mit Vertretern von Bombardier bleiben noch viele Fragen offen. Das Treffen fand statt, nachdem Bombardier am Donnerstag den Abbau von 650 Arbeitsplätzen in der Schweiz, vor allem in der Waadt, angekündigt hatte. Die Staatsräte Philippe Leuba und Nuria Gorrite "äussern sich in dieser heiklen Angelegenheit nicht", während sie auf die Antworten auf ihre Fragen warten, teilte der Kanton Waadt mit. Ein neues Treffen dürfte bald stattfinden.

AUFLAGEN FÜR ÜBERNAHME: (Brüssel) Die EU-Kartellwächter haben die Übernahme des Baselbieter Biotechnologieunternehmens Actelion durch Johnson & Johnson unter Auflagen genehmigt. Die Freigabe des 30 Milliarden Dollar schweren Deals stehe unter dem Vorbehalt, dass die beiden Unternehmen die Entwicklung von Medikamenten gegen Schlaflosigkeit sicherstellen, teilte die EU-Kommission mit. Das entsprechende Actelion-Programm soll in die neue Tochter Idorsia verlagert werden. J&J darf die strategischen Entscheidungen bei Idorsia nicht beeinflussen und nur einen kleineren Anteil an Idorsia als geplant halten. Auch die Entsendung eines Kandidaten in den Verwaltungsrat ist untersagt.

EFFIZIENTERE KONTROLLEN: (Genf) In Sachen Einhaltung von Lohn- und Arbeitsbedingungen wollen die Schweizer Bauunternehmer mit gutem Beispiel voran gehen. Mehrere Organisationen aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe haben ein neues Kontrollsystem für Baustellen entwickelt. Mit dem Informationssystem Allianz Bau (ISAB) könne bei Baustellenkontrollen die Einhaltung von Lohn- und Arbeitsbedingungen effizienter überprüft werden, teilte der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) zum Auftakt des Tages der Bauwirtschaft in Genf mit. Die Impulse, ein solches System landesweit einzuführen, seien von den Sektionen Genf und Waadt ausgegangen.

SYNGENTA VERKAUFT GESCHÄFTSBEREICH: (Basel) Der Agrochemiekonzern Syngenta verkauft seinen Geschäftsbereich Zuckerrübensaatgut an das dänische Saatgutunternehmen DLF Seeds. Den Verkaufspreis nannten die Unternehmen nicht. Der Verkauf soll Ende des dritten Quartals dieses Jahres abgeschlossen sein. Beim Verkauf werde der übliche Genehmigungsprozess durchlaufen, auch die Mitarbeitenden sollen angehört werden. DLF Seeds handelt mit Saatgut für Futterpflanzen, Rasen und andere Nutzpflanzen. Das Unternehmen beschäftigt rund 800 Mitarbeitende. Besitzerin der weltweit tätigen Firma ist eine Kooperative dänischer Landwirte.

FORTSCHRITTE BEI LIFEWATCH-ÜBERNAHME: (Zug) Der US-Konzern Biotelemetry kommt mit der Übernahme des Zuger Telemedizinunternehmens Lifewatch voran. Bis zum Ende der Hauptangebotsfrist am Donnerstag wurden 82 Prozent der Lifewatch-Aktien angedient. Ob die relevanten Angebotsbedingungen erfüllt seien oder ob auf deren Erfüllung verzichtet werde, werde Biotelemetry in der definitiven Meldung des Zwischenergebnisses am 14. Juni 2017 bekanntgeben, teilte Lifewatch am Freitag mit. Biotelemetry hatte sich im Übernahmekampf um Lifewatch gegen die Freiburger Privatklinikgruppe Aevis Victoria durchgesetzt. Aevis Victoria hatte vor zwei Wochen Biotelemetry das Feld überlassen, nachdem der US-Rivale das Angebot für das Zuger Unternehmen nachgebessert hatte. In der Folge beschloss Aevis Victoria, sich zurückzuziehen und das Angebot von Biotelemetry zu unterstützen.

GROSSAUFTRAG FÜR RUAG SPACE: (Zürich/Huntsville) Ruag Space und das US-Unternehmen Dynetics haben von der amerikanischen Raumfahrtagentur NASA einen Grossauftrag erhalten. Zusammen entwickeln und produzieren die beiden Unternehmen den Universal Stage Adapter für die geplante Trägerrakete Space Launch System. Der Gesamtwert des Vertrags beträgt den Angaben zufolge schätzungsweise 221 Millionen Dollar bei Ausübung aller Optionen. Der sogenannte Block 1B, der den Universal Stage Adapter umfasst, soll in den 2020er Jahren starten. Die neue Trägerrakete SLS der NASA soll als flexibles und erweiterbares System auch in die Tiefen des Weltraums vordringen können.

SCHÜTZENHILFE FÜR AIR BERLIN: (Berlin) Die deutsche Regierung prüft, ob sie der kriselnden Fluglinie Air Berlin mit einer Bürgschaft unter die Arme greifen kann. Voraussetzung dafür sei ein tragfähiges Zukunftskonzept für das Unternehmen, das in den vergangenen neun Jahren nur einmal Gewinne geschrieben hat. Der Bund werde den von Air Berlin in Nordrhein-Westfalen und Berlin eingereichten Bürgschaftsantrag zusammen mit den beiden Ländern prüfen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Die Fluggesellschaft steckt nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Allein voriges Jahr standen unter dem Strich knapp 800 Millionen Euro Verlust. Damit der Lufthansa-Rivale über die Runden kommt, musste Grossaktionär Etihad seit dem Einstieg 2011 immer wieder tief in die Taschen greifen. Derzeit suchen die Araber nach Wegen, ihr glückloses Engagement in Deutschland zu beenden.

ALPHABET VERKAUFT ROBOTERFIRMA: (Mountain View/Tokio) Die Google-Mutter Alphabet hat den Roboter-Entwickler Boston Dynamics nach Japan verkauft. Die Firma hatte mit ihren Robotern, die auch auf zwei Beinen aufrecht gehen können, für viel Aufsehen gesorgt. Zugleich löste der Kauf von Boston Dynamics durch Google vor dreieinhalb Jahren auch Diskussionen aus, unter anderem weil die Firma auch Roboter im Auftrag des US-Militärs entwickelte. Der japanische Technologie-Konzern Softbank stärkt mit dem Zukauf seine Roboter-Kompetenz. Ihm gehört bereits unter anderem die Entwicklerfirma des humanoiden Roboters "Pepper", der im Service eingesetzt wird. Ein Kaufpreis wurde am Freitag nicht genannt.

OPTIMISTISCHER MACRON: (Paris) Frankreich dürfte einer Prognose seiner Notenbank zufolge 2017 die EU-Defizitgrenze von drei Prozent erneut verfehlen. Wie die Zentralbank am Freitag mitteilte, rechnet sie für dieses Jahr mit einem Minus von 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der neue Präsident Emmanuel Macron hält dagegen offiziell am Versprechen seines Vorgängers François Hollande fest, die Lücke auf 2,8 Prozent zu begrenzen. Allerdings hatte Haushaltsminister Gerald Darmanin der Zeitung "Le Monde" zufolge dieses Ziel am Donnerstag als "zu optimistisch" bezeichnet. Das französische Defizit liegt seit Jahren über der in den EU-Verträgen erlaubten Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

SORGENFALTEN WEGEN KATAR-KRISE: (Toulouse) Airbus-Chef Tom Enders hat sich besorgt über den Streit seines Kunden Katar mit den anderen Ländern am Golf geäussert. Jede Störung in irgendeiner für Airbus wichtigen Region sei für den Flugzeugbauer ein Grund zur Besorgnis, sagte Enders am Donnerstag vor Journalisten in Toulouse im Vorfeld der Luftfahrtschau von Paris. Auch das Verbot von katarischen Flügen an manche Flughäfen mache ihn nachdenklich. Airbus hoffe, dass diese Störungen sich nicht zu einem längerfristigen Konflikt entwickelten. Enders erklärte mit Blick auf die Brexit-Verhandlungen zudem, Airbus mit seinen Werken in Grossbritannien und anderen Ländern Europas hoffe weiterhin auf einen freien Personenverkehr. Auch jegliche Zollschranken könnten einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns haben. Airbus bekräftigte, das eigene Auslieferungsziel von mehr als 720 Passagierflugzeugen im laufenden Jahr bleibe erreichbar. Auf lange Sicht äusserte sich der Konzern optimistischer über die weltweite Nachfrage. In den kommenden 20 Jahren werde es Bedarf an 34'900 neuen Flugzeugen geben. Das sind rund fünf Prozent mehr, als Airbus bisher erwartet hatte.

MILLIARDENSCHWERES ANGEBOT: (Clichy) Der Konsumgüterkonzern L'Oréal hat für seine zum Verkauf stehende britische Tochter The Body Shop ein milliardenschweres festes Angebot erhalten. Dieses bewerte das Geschäft inklusive Schulden mit rund einer Milliarde Euro, teilte das Unternehmenim französischen Clichy mit. Interessent ist der brasilianische Kosmetikkonzern Natura Cosmesticos, mit dem L'Oréal nun exklusive Verhandlungsgespräche führt. Bevor der Deal festgezurrt wird, soll die Transaktion den Arbeitnehmern vorgestellt werden, zudem müssen Aufseher in den USA und Brasilien zustimmen. Mit einem Abschluss rechnet L'Oréal noch im Jahr 2017.

SWIFTS COMEBACK ZU SPOTIFY: (Stockholm) Nach über zweieinhalbjährigem Boykott bringt Taylor Swift alle ihre Alben zu Spotify und anderen Streamingdiensten mit Gratis-Version zurück. Die 27-Jährige hatte ihre Musik 2014 bei den Anbietern entfernen lassen, um gegen werbefinanzierte Angebote zu protestieren. Sie entwerteten die Musik, erklärte sie damals. Seitdem waren ihre Alben komplett bei Apple Music verfügbar - der iPhone-Konzern verzichtet bei seinem Streaming-Service auf eine kostenlose Variante. Spotify ist die Nummer eins in dem Geschäft mit über 50 Millionen zahlenden Abo-Kunden, Apple Music folgt mit 27 Millionen. Zuletzt gewährte Spotify Musikern die Möglichkeit, ihre neuen Alben eine Zeit lang auch nur für Abo-Kunden verfügbar zu machen und Nutzern der Gratis-Version vorzuenthalten. Der schwedische Musikdienst hatte sich davor lange dagegen gesträubt.

BÜNDNIS GEGEN GOOGLE: (München) Im Kampf mit Google und Facebook um Werbegelder vertieft ProSiebenSat.1 sein Bündnis mit Partnersendern im europäischen Ausland. Der deutsche Fernsehkonzern, die französische TF1-Gruppe und Mediaset aus Italien verkündeten die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, das die Vermarktung von Werbevideos im Internet bündeln soll. Gemeinsam decken die drei Partner nach eigenen Angaben einen Wirtschaftsraum von mehr als 250 Millionen Einwohnern ab - das ist die Hälfte der gesamten EU-Bevölkerung. ProSiebenSat.1 betreibt neben werbefinanzierten Fernsehsendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz das kostenpflichtige Online-Videoportal Maxdome, Internetseiten wie das Konsumentenportal Verivox und die Partnervermittlung Parship sowie eine TV-Produktionstochter.

REFORM DER REFORM: (Washington) Das US-Repräsentantenhaus hat dafür gestimmt, die Wall-Street-Reform Dodd-Frank durch neue Regeln zu ersetzen. Die Abgeordneten stimmten mit einer Mehrheit von 233 zu 186 Stimmen für einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Dieser wird voraussichtlich aber nicht durch den Senat kommen, weil die Demokraten dort die Verabschiedung blockieren dürften. US-Präsident Donald Trump hat sich für die Vorschläge ausgesprochen. Die Entscheidung des Repräsentantenhauses könnte allerdings den Weg für eine Überarbeitung der Regeln ebnen. Sie waren eine Konsequenz aus der weltweiten Finanzkrise. Bei einem Erfolg des Gesetzentwurfes hätten Banken künftig die Wahl, sich an die Dodd-Frank-Vorschriften zu halten oder alternativ mehr Kapital vorzuhalten.

(AWP)