NOBELPREISE: (Stockholm) Für seine Erforschung der Psychologie hinter wirtschaftlichen Entscheidungen bekommt der US-Wissenschaftler Richard H. Thaler den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft. Das gab die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie in Stockholm bekannt. Thaler (72) lehrt an der Universität Chicago. Der Verhaltensökonom habe gezeigt, dass begrenzte Rationalität, soziale Präferenzen und ein Mangel an Selbstbeherrschung systematisch Entscheidungen und Marktergebnisse beeinflussten, hiess es in der Begründung. Seit der ersten Preisvergabe 1969 hatte die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie vor allem US-Ökonomen mit der Auszeichnung bedacht. Im vergangenen Jahr wurden der Amerikaner Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström, die beide in den USA lehren, für Forschungen zu Vertrags-Konstruktionen etwa von Top-Managern geehrt.

NEUE FINANZCHEFIN: Beim Zementriesen LafargeHolcim verlässt Finanzchef Ron Wirahadiraksa seinen Posten nach zwei Jahren. Per 1. Februar 2018 übernimmt die französische Wirtschaftsprüferin Géraldine Picaud das Amt. Der Niederländer Wirahadiraksa wolle seine Karriere ausserhalb des Konzerns fortsetzen, teilte LafargeHolcim mit. Seine Nachfolgerin Géraldine Picaud wird auch Mitglied der Konzernleitung. Sie ist seit 2011 Finanzchefin bei Essilor International, dem Weltmarktführer im Bereich Augenoptik. Vor Essilor arbeitete sie vier Jahre in Winterthur beim Rohstoffhändler ED&F Man. Es ist die zweite Neubesetzung an der Spitze von LafargeHolcim in diesem Jahr: Im Mai hatte das Unternehmen Jan Jenisch zum Konzernchef ernannt.

NACHHALTIGKEIT: (Genf) Bei lediglich sieben der 20 grössten an der Börse gehandelten Firmen müssen die Chefs Nachhaltigkeitsziele erreichen, um entsprechende Boni zu erhalten. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Aktionärsvereinigung Actares. Für Geschäftsleitungsmitglieder von ABB, LafargeHolcim und Roche sind Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ein Vergütungskriterium. Bei Syngenta werden Nachhaltigkeitskriterien nicht beim jährlichen Bonus wirksam, sondern bei der Zuteilung von Aktien im Rahmen der Langzeitvergütungen. Mit Nestlé, Novartis und Julius Bär nennen drei weitere Unternehmen Nachhaltigkeitskriterien, deren qualitative Beurteilung zur Berechnung des jährlichen Bonus dient. Actares fordert, dass Boni und andere variable Vergütungen konsequenter zum Guten genutzt werden müssen.

FLÜGE GESTRICHEN: (Zürich) Der heute beginnende nationale Streik in Frankreich wirkt sich auch auf den Flugverkehr zwischen der Schweiz und Frankreich aus. So haben Air France, Swiss und Easy Jet ihre Frankreich-Flüge von und nach Schweizer Flughäfen annulliert. Laut Auskunft des Flughafens Zürich hat die Swiss insgesamt acht Flüge von und nach Paris und Nizza gestrichen. Air France habe dagegen bis jetzt noch keine Änderungen am Flugplan ab und nach Zürich vorgenommen. Am Flughafen Genf fallen zehn Flüge aus, wobei acht Verbindungen von Easyjet und zwei von Airfrance betroffen sind. Easjet fliegt Frankreich auch vom Euroairport Basel aus an. Gemäss Angaben der Fluggesellschaft fallen ab und nach diesem Flughafen sechs Easyjet-Flüge aus. Der Streik der französischen Fluglotsen beginnt heute um 17 Uhr und dauert bis in die Morgenstunden des 11. Oktobers.

VERFAHREN EINGESTELLT: (Lachen SZ) Die Staatsanwaltschaft March SZ hat das Verfahren im Zusammenhang mit umstrittenen Sexfilm-Abos für Mobiltelefone eingestellt. Sie konnte den Verdacht gegen die verantwortlichen Personen der PayPay AG und der Obligo AG nicht erhärten und kein strafrechtlich relevantes Verhalten nachweisen. Unter anderem seien Aufnahmen von Telefonaten überprüft worden, teilte die Staatsanwaltschaft March mit. Dabei wurden offenbar keine falschen Angaben gemacht. "Der Verdacht, dass bewusst Rufnummern von unbeteiligten Personen an die beiden Inkassofirmen weitergeleitet wurden, liess ich ebenfalls nicht erhärten", heisst es in der Mitteilung weiter. Die Staatsanwaltschaft führte zudem auch 21 Zeugenbefragungen durch. Diese führten zu "keinem relevanten Tatverdacht". Die Untersuchung sei zum Schluss gekommen, dass das Vorgehen zum Abschluss der Abonnemente die gesetzlichen Anforderungen erfülle und nicht rechtswidrig sei.

BARGELDLOSES ZAHLEN: (Zürich) Bargeld bleibt zwar weiterhin erste Wahl beim Zahlen. Die bargeldlosen Transaktionen nehmen jedoch kontinuierlich zu. 2014 und 2015 hat sich die Zahl der bargeldlosen Zahlungen weltweit um jährlich 11,2 Prozent auf 433 Milliarden Transaktionen erhöht. Das ist das stärkste Wachstum in den letzten zehn Jahren. Für die rasante Zunahme sind dabei vor allem die Schwellenländer verantwortlich. In diesen haben die bargeldlosen Transaktionen in diesem Zeitraum um jährlich um 21,6 Prozent zugenommen. In den Industrieländern dagegen nahmen die Zahlungen mit Karten und Smartphones lediglich um 6,8 Prozent zu. Die Schweiz ist in dieser Gruppe mit einer Wachstumsrate von 11,3 Prozent ein Land mit überdurchschnittlichem Wachstum.

KEINE FLÜGE MEHR: (Berlin) Airberlin kann aus eigenen Mitteln den Flugbetrieb nur noch bis Monatsende aufrechterhalten. "Ein eigenwirtschaftlicher Flugverkehr im eröffneten Insolvenzverfahren ist nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich", teilte das Unternehmen mit. Nach einem Verkauf von Konzernteilen könne in der Zeit bis zur kartellrechtlichen Genehmigung der Flugbetrieb aber im Rahmen von Leasingvereinbarungen fortgesetzt werden. Ganz aussen vor sind Niki und LGW, die beide nicht insolvent sind. Sie können weiterarbeiten. An der österreichischen Konzern-Tochter Niki und der Regional-Tochter LGW ist die Lufthansa interessiert.

KATALONIEN-KRISE: (Brüssel) Die Eurofinanzminister gaben sich beim Treffen der Eurogruppe in Luxemburg auf Fragen zur Katalonien-Krise und möglichen Auswirkungen auf den Euro äusserst zugeknüpft. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble pochte auf eine Lösung innerhalb der bestehenden Gesetze in Spanien. Sein österreichischer Amtskollege Hans Jörg Schelling sagte, jetzt müsste endlich Ruhe einkehren und das Problem intern spanisch gelöst werden. Angesprochen darauf, dass es im Fall einer Unabhängigkeitserklärung Probleme mit dem Euro geben könnte, sprach Schelling davon, Katalonien nicht zu überschätzen. Die Zentralregierung in Spanien hat angekündigt, eine Abspaltung nicht zu dulden. Am Dienstag will der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont vor dem Parlament der autonomen Region das weitere Vorgehen der Regierung darlegen.

GRABEN WÄCHST: (Brüssel) Seit über 40 Jahren versucht die EU, wirtschaftlich schwache Regionen zu stärken. Doch das Geld aus Brüssel hilft nicht immer nur denen, die es am nötigsten bräuchten. Das liegt auch an unfähigen Regierungen, stellt ein neuer EU-Bericht fest. Die Kluft zwischen reichen und armen Regionen in Europa wird einem neuen EU-Bericht zufolge immer grösser. "Die Regionen mit einem Bruttoinlandeinkommen pro Kopf deutlich über dem EU-Durchschnitt sind dank einer Kombination aus Produktivitäts- und Beschäftigungszunahmen schneller gewachsen als die weniger entwickelten", stellte die EU-Kommission in ihrem siebten Bericht zur Regionalförderung fest. EU-Regionalkommissarin Corina Cretu und der Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen, Karl-Heinz Lambertz, wiesen auch auf Probleme vieler Behörden hin, das EU-Geld richtig einzusetzen.

BANKEN: (Frankfurt) Die grossen Banken in der Euro-Zone können nach einem Stresstest der EZB kräftige Zinsänderungen in der Geldpolitik insgesamt gut wegstecken. Höhere Zinssätze würden bei der Mehrheit der Institute zu einem Anstieg des Nettozinseinkommens in den nächsten Jahren führen aber zu einem niedrigeren Wert des Anlagebuchs, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit. Die Resultate des Tests sollen in die diesjährige Bankenprüfung einfliessen. Insgesamt sollen sich die Kapitalanforderungen für die Geldhäuser durch die Resultate nicht ändern. Sie könnten aber für einzelne Banken angepasst werden. An dem Test nahmen 111 Institute teil.

GELDPOLITIK: (Amsterdam) Die ultralockere Geldpolitik der Europäische Zentralbank (EZB) nähert sich laut ihrem Ratsmitglied Klaas Knot dank der guten Konjunktur allmählich ihrem Ende. Die "Zeit ist gekommen", sagte der niederländische Notenbank-Gouverneur zu Journalisten. "Das Wirtschaftswachstum liegt seit Monaten über dem Potenzial und die Gefahr einer Deflation ist verschwunden". Zudem scheinen sich Knot zufolge Finanzrisiken aufzubauen. Dies mache Banken sehr anfällig für eine plötzliche Korrektur an den Börsen, sagte Knot.

KONKURRENZ: (Frankfurt) Die Deutsche Börse wirbt im Ringen um das bisher noch in London angesiedelte Euro-Clearing mit einer Gewinnbeteiligung für Grosskunden. Die zehn aktivsten Kunden sollen mit einem bedeutenden Anteil am wirtschaftlichen Erfolg des Dax-Konzerns bei der Abwicklung der Zinsswaps beteiligt werden, wie der Frankfurter Börsenbetreiber mitteilte. Mit ihrem Partnerschaftsprogramm folgt die Deutsche Börse dem Beispiel der Londoner Börse LSE, die das Geschäft, bei dem sich Unternehmen gegen Zinsänderungsrisiken absichern, bisher dominiert. Die Deutsche Börse hofft, im Zuge des Brexit einen bedeutenden Teil des billionenschweren Derivate-Marktes abzuwerben.

RÜCKRUF: (Washington) Der deutsche Autobauer Volkswagen und seine Premium-Tochter Porsche rufen wegen Problemen mit Benzinpumpen in grösserem Stil SUV auf dem US-Markt zurück. Risse am Kraftstofffilter könnten zu Feuergefahr infolge von Lecks führen, warnte die US-Verkehrsaufsicht NHTSA. Betroffen sind demzufolge knapp 74'000 VW Touareg und gut 50'000 Porsche Cayenne mit Modelljahrgängen von 2003 bis 2007. Sobald die nötigen Ersatzteile verfügbar sind, sollen die Reparaturen durchgeführt werden. Weitere rund 9000 Wagen umfasst der Rückruf in Kanada, wie aus Angaben der dortigen Verkehrsbehörde hervorgeht. Das gleiche Problem hatte es zuvor bereits bei der Volkswagen-Tochter Audi gegeben.

(AWP)