GROSSUMBAU: (Zürich) Die Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX steht vor einem grossen Umbau und bekommt einen neuen Chef: Die Sparte, die das Bezahlen mit Plastikkarten an den Ladenkassen umfasst, soll mehrheitlich veräussert werden. Die SIX erhofft sich für das Geschäft mit einem starken Partner eine bessere Zukunft als im Alleingang. Damit soll ein führender europäischer Anbieter im Kartenakzeptanz- und -verarbeitungsgeschäft geschaffen werden. Die SIX selber will eine starke Minderheitsbeteiligung behalten, um weiterhin Einfluss auf die Weiterentwicklung nehmen zu können. Der Schritt ist keine Überraschung. Seit Monaten hatte die Finanzdienstleisterin die Zukunft des Kartengeschäfts überprüft. Grund dafür war der starke Wandel im bargeldlosen Zahlungsverkehr, der unter Margendruck und zunehmender Konkurrenz leidet. Mit dem Vorgehen spaltet die SIX einen Grossteil ihrer grössten Division ab.

WETTBEWERBSABSPRACHE: (Lausanne) Der deutsche Autohersteller BMW muss in der Schweiz wegen Wettbewerbsabsprachen eine Rekordbusse von 157 Millionen Franken bezahlen. Das Bundesgericht hat eine Sanktion bestätigt, die die Weko gegen die Nobelmarke aussprach. Die BMW AG mit Sitz in München vereinbarte mit ihren Händlern im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), keine Fahrzeuge in Länder ausserhalb des EWR und damit in die Schweiz zu liefern. Das Bundesgericht bestätigt mit dem Entscheid ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts und weist die Beschwerde der BMW AG ab.

UMSATZ UND GEWINNSPRUNG: (Genf) Richemont hat im ersten Halbjahr sowohl den Umsatz wie den Gewinn deutlich gesteigert. Mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz hat Richemont im Vergleich zur Vorjahresperiode wie bereits im Oktober angekündigt ein Plus von 10 Prozent erreicht. Beim Reingewinn bestätigt der Konzern am Freitag den Anstieg um 80 Prozent auf 974 Millionen Euro. Richemont begründet diesen Umsatz- und Gewinnsprung unter anderem mit der für die Luxusgüterindustrie günstigen Konjunktur. Insbesondere in China, Korea, Grossbritannien und Hong Kong sind die Verkäufe angestiegen. Die Gruppe hat aber von schwachen Zahlen in der Vorjahresperiode profitiert. Im ersten Halbjahr 2016 hatte Richemont ein Lagerrückkauf durchgeführt, der sowohl den Umsatz als auch den Betriebsgewinn belasteten.

KEHRTWENDE: (Zürich) Beim schwer in der Krise steckenden Backwarenkonzern Aryzta gehen die Turbulenzen weiter: Der im August als prominenter Zuzug in den Verwaltungsrat angekündigte Jürgen Steinemann wird nun doch nicht ins Aufsichtsgremium einziehen. Der Ex-Konzernchef des Schweizer Schokoladeherstellers Barry Callebaut habt dem Verwaltungsrat mitgeteilt, dass er sich zu diesem Zeitpunkt nicht zur Wahl stelle. Aryzta hatte Steinemann erst Ende August als Verwaltungsrat nominiert, was damals unter Analysten positiv aufgenommen wurde. Gründe für die jetzige Kehrtwende des Deutschen wurden keine genannt. Diese könnte möglicherweise mit Steinemanns Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident des deutschen Handelskonzerns Metro zu tun haben. Laut Medienberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen fünf Metro-Mitarbeiter wegen Marktmanipulation, darunter Steinemann.

INDUSTRIE: (Genf) Die ABB-Angestellten in Genf kritisieren den Abbau der Arbeitsplätze in Meyrin GE weiterhin scharf. Die Mitarbeitenden hätten an einer Personalversammlung von der Verweigerung des Managements Kenntnis genommen, den Abbauplan zurückzuziehen, heisst es in einer Mitteilung der Gewerkschaft Unia. Darum werden sie am Montag während einer gewissen Zeit die vorgesehene Arbeit niederlegen. Eine mit dem Dossier vertraute Person präzisierte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass die Angestellten zwar arbeiten würden, aber nicht an ihren üblichen Produktionsaufgaben. Diese Massnahme beginne morgens um 05.00 Uhr. ABB will bis Mitte 2019 insgesamt 100 festangestellte Mitarbeitende und 43 temporär Beschäftigte entlassen.

FAHRDIENSTE: (London) Der US-Fahrdienstvermittler Uber muss seinen Fahrern in Grossbritannien den Mindestlohn zahlen. Die Fahrer seien als Angestellte zu betrachten und damit mindestlohnberechtigt, stellte ein Arbeitsgericht in London am Freitag fest. Für Uber fahren nach Unternehmensangaben allein in der britischen Hauptstadt 40'000 Fahrer. Zwei Uber-Fahrer in Grossbritannien hatten im Oktober 2016 vor einem Arbeitsgericht in erster Instanz durchgesetzt, dass sie Anspruch auf Feriengeld, Krankengeld und den britischen Mindestlohn von derzeit 7,50 Pfund (knapp 10 Franken) haben. Dagegen legte die US-Firma Berufung ein. Diese Berufung wies das Arbeitsgericht in London nun zurück.

LUFTVERKEHR: (London) Der britische Billigflieger Easyjet bekommt einen neuen Chef. Am 1. Dezember übernimmt der ehemalige TUI-Manager Johan Lundgren die Leitung der Airline. Er folgt Carolyn McCall nach, die Chefin der britischen Sendergruppe ITV wird. Wichtigste Aufgabe des neuen Easyjet-Chefs ist es, die Fluggesellschaft durch den Brexit zu bringen. Grossbritannien hatte im Juli 2016 den Austritt aus der EU beschlossen, im März 2019 soll der Brexit vollzogen sein.

FINANZBRANCHE: (Peking) China erlaubt ausländischen Unternehmen, die Mehrheit an Gemeinschaftsfirmen im Finanzsektor zu übernehmen. In einem ersten Schritt sollten sie 51 Prozent der Anteile halten dürfen, sagte Vize-Finanzminister Zhu Guangyao am Freitag. Bislang lag diese Schwelle bei 49 Prozent. Nach drei Jahren würden alle Begrenzungen für ausländische Beteiligungen gestrichen, sagte er. Es sei der richtige Zeitpunkt, um die Liberalisierung des Finanzsektors voranzutreiben.

(AWP)