Verschiedene Nachrichtenagenturen hatten am Freitag von der Operation "Pacifier" - was so viel heisst wie "Nuggi" - mit fast 900 Verhaftungen auf der ganzen Welt berichtet. Gemäss verschiedenen Sonntagszeitungen wurden nach zahlreichen Hinweisen der US-amerikanischen Bundespolizei FBI auch die Schweizer Strafverfolgungsbehörden aktiv.

Insgesamt meldeten die USA 46 Verdachtsfälle nach Bern, sagte fedpol-Sprecherin Cathy Maret auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Sie bestätigte damit Informationen der "SonntagsZeitung". Demnach kam es in der Folge in der Schweiz zu 42 Verhaftungen und Strafverfahren - involviert waren nebst dem fedpol 14 städtische und kantonale Polizeikorps.

Grösstenteils betreffen die Strafverfahren Konsumenten von Kinderpornografie. Laut Maret sind bei der Operation aber auch schwerere Sexualverbrechen aufgedeckt worden.

Beispielsweise gelang es, einen Vergewaltigungsfall, der sich vor zehn Jahren ereignet hatte, aufzuklären. Derzeit befinde sich der vom FBI enttarnte Pädophile in Schweizer Untersuchungshaft. Insgesamt werden ihm zwölf Sexualdelikte zur Last gelegt.

Im Kampf gegen die Verbreitung pädophiler Internetinhalte ist die Zahl der Verdachtsmeldungen in der Schweiz generell stark gestiegen, wie Maret der sda weiter sagte. Die bestätigte damit Meldungen in der "Zentralschweiz am Sonntag" und "Ostschweiz am Sonntag".

Die Zunahme sei auf die zahlreichen Hinweise des FBI zurückzuführen. Europol habe vergangenes Jahr rund 3000 Tipps aus den USA zu Schweizern bezüglich mutmasslicher Kinderpornografie erhalten, sagte Maret. Die Behörde leite das Material danach an die Schweiz weiter. Das fedpol sichte die Hinweise und schicke diese darauf an die kantonalen Justizbehörden.

Hinter den Hinweisen aus den USA stecken offenbar die amerikanischen Internetprovider, die jeglichen Datenverkehr auf verbotene Pornografie filtern. Bei verdächtigen Inhalten schlagen deren Systeme sofort Alarm, und die Anbieter erstatten Meldung.

Die Polizeioperation "Pacifier" gegen das riesige Netzwerk mit über 150'000 Nutzern lief seit zwei Jahren. Ziel war die Internetplattform PlayPen - übersetzt Laufstall - im geheimsten Teil des Internets, dem Darknet. Aus Italien stammte der entscheidende Hinweis auf die Computeradresse des Betreibers.

So konnte das FBI den Administrator von PlayPen ausforschen. Er wurde Mitte Februar 2015 festgenommen. Von diesem Moment an übernahm das FBI die Kontrolle über PlayPen.

Die drei Hauptverantwortlichen von PlayPen wurden Anfang dieser Woche in den USA zu Gefängnisstrafen von bis zu dreissig Jahren verurteilt, darunter der 58 Jahre alte Schöpfer der Website aus Florida. Es sei die erfolgreichste Aktion gewesen, die jemals vom FBI gegen Kriminelle auf der Darknet-Servicewebsite Tor geführt worden war.

PlayPen ist nach Angaben von Europol eine der weltweit grössten Kinderporno-Plattformen. Über diese konnten Nutzer Zugang zu grossen Beständen von Kinderpornos bekommen. 370 von den rund 900 mutmasslichen Tätern seien in Europa festgenommen worden. 296 sexuell missbrauchte Kinder seien identifiziert oder gerettet worden.

"PlayPen ist geschlossen, aber andere machen weiter", sagte FBI-Special-Agent Dan Alfin. "Wir setzen unsere Bemühungen fort, so gut wir nur können", betonte er. "Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, mit der Einschränkung, dass es kein Spiel ist."

Es ist der grösste Fall in einer Reihe von jüngst bekannt gewordenen Ermittlungserfolgen gegen die Kinderporno-Szene. Erst vor zwei Wochen hatten Europol und Interpol gemeinsam die Festnahme von 38 Personen gemeldet.

Sie hatten über den Messenger-Dienst WhatsApp kinderpornografische Bilder ausgetauscht. In den Monaten zuvor waren Fälle in Norwegen und Spanien bekanntgeworden.

(SDA)