Die Bundesversammlung, die am 5. Dezember die Nachfolge von Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann bestimmt, entscheidet zwar frei. Doch wilde Kandidaten sind selten, und noch seltener werden diese dann auch tatsächlich gewählt.

Bei der CVP gibt es drei Anwärterinnen und ein Anwärter, die in Leuthards Fussstapfen treten wollen. Als aussichtsreichste Kandidatin gilt die 56-jährige Walliser Nationalrätin Viola Amherd, die als ehemalige Stadtpräsidentin von Brig Regierungserfahrung vorweisen kann.

In den letzten Wochen haben Medien über verschiedene Rechtshändel berichtet, in die die Anwältin und Notarin verwickelt war. Ob sie das auf dem Weg in den Bundesrat stoppen kann, ist offen - zumal ihr bisher niemand ein Fehlverhalten nachgewiesen hat. Sicher aber wäre es eine Überraschung, wenn die Fraktion Amherd bei der Nomination übergehen würde.

Der 57-jährige Zuger Ständerat Peter Hegglin hat als Regierungsrat ebenfalls Exekutiverfahrung gesammelt. Der ehemalige Biobauer ist durch verschiedene Verbandsmandate immer noch fest in der Landwirtschaft verankert. Das nationale Polit-Parkett hatte er 2013 als Präsident der Finanzdirektorenkonferenz betreten, bevor er 2015 in den Ständerat gewählt wurde. Sein Satz "En English c’est difficult" dürfte den Wahlkampf überdauern.

CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter will erstmals seit 121 Jahren wieder einen Bundesratssitz für den Kanton Basel-Landschaft holen. Die 54-jährige Juristin präsidiert die Aussenpolitische Kommission und ist als Präsidentin der Basler Handelskammer auch in der Wirtschaft verankert. Den öffentlichen Sprachtest hatte sie mit Bravour bestanden - allerdings in Englisch statt wie gefordert in Französisch.

Die Urner Regierungsrätin Heidi Z'graggen kann als einzige CVP-Kandidatin nicht auf eine Hausmacht unter der Bundeshauskuppel zählen. Die 52-jährige Justizdirektorin hat sich im Natur- und Heimatschutz einen Namen gemacht, gehört aber zum konservativen Flügel der CVP. Ob Z'graggen im Berner Bellevue tatsächlich "Depp" gesagt hat, bleibt bis heute umstritten.

Während der Ausgang bei der CVP offen ist, scheint die Sache bei der FDP längst ausgemacht. Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter ist mit derart grossem Vorsprung ins Rennen um den frei werdenden Bundesratssitz gestartet, dass zunächst unklar war, ob überhaupt jemand gegen sie antreten würde.

Die 54-Jährige soll Johann Schneider-Ammann ersetzen, dem sie 2010 noch unterlegen war. Damals war Keller-Sutter St. Galler Justizdirektorin und ging mit harter Hand gegen Hooligans und Asylbewerber vor. Als Ständerätin hat sie gelernt, Brücken zu bauen. Eine Linke ist deswegen nicht geworden.

Angesichts der Vorschusslorbeeren werden den beiden Konkurrenten nur Aussenseiterchancen eingeräumt. Der 54-jährige Ständerat Hans Wicki sass sechs Jahre lang in der Nidwaldner Regierung, bevor er 2015 in den Ständerat gewählt wurde.

Der Schaffhauser Regierungspräsident Christian Amsler gilt zwar als erfahrener und effektiver Exekutivpolitiker. Allerdings ist er in Bundesbern ein Unbekannter. Er oder Wicki dürften es heute trotzdem aufs Ticket schaffen, denn Einerkandidaturen sind nicht gerne gesehen.

In den kommenden Wochen müssen sich die offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten den übrigen Fraktionen stellen. Die Hearings gehen in der Regel am Dienstag der ersten und zweiten Sessionswoche über die Bühne. Die Bundesratswahl findet am 5. Dezember statt.

(SDA)